
13. März 2025, 17:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Fensterscheiben sind eine der größten Schwachstellen bei Einbrüchen. Kriminelle nutzen verschiedene Methoden, um Glas zu durchbrechen und sich Zutritt zu verschaffen. Eine Möglichkeit, diesen Angriffen entgegenzuwirken, ist der Einsatz von Einbruchschutzfolien. Doch wie effektiv sind sie wirklich – und worauf sollte man achten?
Einbruchschutzfolien können als Sicherheitsmaßnahme eingesetzt werden, um das Durchbrechen von Fenstern zu erschweren. Theoretisch kann man die Folie auch nachrüsten. Aber lohnt sich die Investition wirklich? Und worauf sollte man bei der Montage achten, damit die Folie auch hält, was sie verspricht? myHOMEBOOK hat bei einem Experten der Landeskriminalprävention des LKA Baden-Württemberg nachgefragt.
Wie funktioniert Einbruchschutzfolie?
„Täter nutzen unterschiedliche Vorgehensweisen, um in ein Objekt einzubrechen,“ erklärt Einbruchschutzexperte Reinhard Hupke auf myHOMEBOOK-Anfrage. Eine gängige Technik ist der sogenannte „Glasdurchstieg“. Dabei wird eine Fensterscheibe oder Türverglasung zerstört, sodass eine Person hindurchsteigen kann. Alternativ schlagen Täter das Glas gezielt im Bereich des Fenstergriffs oder Türdrückers ein, um diese zu betätigen und sich Zugang zu verschaffen. „Um diese beiden beispielhaft beschriebenen Methoden vorzubeugen, kann der Einsatz von Folierung sinnvoll sein“, führt der Profi weiter aus.
Eine bewährte Lösung ist Verbundsicherheitsglas (VSG), das aus mindestens zwei Glasscheiben besteht, die mit einer reißfesten Kunststofffolie – meist Polyvinylbutyral (PVB) – verbunden sind. Im Falle eines Bruchs bleiben die Glassplitter an der Folie haften, was nicht nur die Verletzungsgefahr minimiert, sondern auch das Durchdringen erschwert.
VSG ist in verschiedenen Sicherheitsklassen erhältlich, die je nach Dicke und Materialkombination sogar durchschuss- oder sprengwirkungshemmend sein können. Die Europäische Norm DIN EN 356 regelt die Prüfverfahren für durchwurf- und durchbruchhemmende Verglasungen. Dabei gibt es acht Widerstandsklassen:
- P1A bis P5A: Durchwurfprüfung (mit Stahlkugeln)
- P6B bis P8B: Durchbruchprüfung (mit mehreren Axtschlägen)
„Einbruchhemmende Folien zur Nachrüstung stellen keinen Ersatz für einbruchhemmende Verbundsicherheitsverglasungen nach DIN EN 365 dar und sind mit diesen nicht gleichzusetzen“, stellt Hupke klar. Die meisten handelsüblichen Nachrüstfolien erreichen lediglich die Klasse P2A, was unterhalb der polizeilichen Empfehlung von P4A liegt. In bestimmten Fällen – etwa bei schwer zugänglichen Fenstern – kann eine P2A-Folie dennoch als Grundsicherung sinnvoll sein.
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Worauf ist beim Kauf und der Montage zu achten?
Die Wirksamkeit von Einbruchschutzfolien hängt maßgeblich von der korrekten Montage ab. „Vorgabe der Folienhersteller ist zumeist, die Folienbeschichtung bis zur Glaskante auszuführen“, weiß Hupke. Bei Fenstern mit Halteleisten oder Nassverglasung, etwa Holzfenstern mit Versiegelung, muss man diese entfernen und nach der Folierung neu versiegeln.
Ein häufiges Problem ist die Optik: Wird die Folie nur bis zum sichtbaren Scheibenrand aufgebracht, können unsaubere Kanten entstehen. Zudem sind Folienoberflächen kratzempfindlicher als Glas und benötigen spezielle Reinigungsmittel.
„Erforderlich für die Foliennachrüstung ist in der Regel ein Folienmonteur des Herstellers“, sagt Hupke. Gerade bei kleineren Flächen im Privatbereich können die Kosten für Anfahrt und Installation jedoch so hoch sein, dass ein kompletter Glasaustausch finanziell sinnvoller ist.
Falls statt einer Folienlösung eine durchwurfhemmende Verglasung der Klasse P4A eingebaut wird, sollte laut Hupke zusätzlich die Verbindung zwischen Glas und Rahmen verstärkt werden. Dies geschieht durch gesicherte Halteleisten, Verklebungen oder Sicherungswinkel. Bei Kunststoff- oder Aluminiumfenstern kann die größere Glasdicke dazu führen, dass bestehende Halteleisten nicht mehr passen und man sie ersetzen muss.
Was kostet die Folie?
Die Kosten für Einbruchschutzfolien variieren je nach Materialstärke und Hersteller. Hochwertige, dünnere Folien mit einer Stärke von etwa 100 Mikrometern (µm) liegen preislich zwischen 40 und 50 Euro pro Quadratmeter. Dickere Folien mit einer Stärke von 300 µm können zwischen 80 und 90 Euro pro Quadratmeter kosten. Allerdings gelten diese Preise ohne professionelle Montage. Die Kosten für die Anbringung durch Fachpersonal können je nach Anbieter und Fenstergröße variieren.

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Ist Einbruchschutzfolie eine sinnvolle Maßnahme?
Nachgerüstete Einbruchschutzfolien bieten laut Hupke einen gewissen Widerstand gegen Glasangriffe, sind aber keine vollwertige Alternative zu einbruchhemmendem Verbundsicherheitsglas. Während Fenster und Türen oft mit nachrüstbaren Sicherungen gemäß DIN 18104 Teil 1 und 2 ausgestattet werden, bleibt die Verglasung selbst oft eine Schwachstelle. Deshalb empfiehlt die Polizei eine Nachrüstung. „Neue einbruchhemmende Elemente werden in aller Regel bereits mit Verbundsicherheitsgläsern ausgeliefert“, erklärt Hupke.
Allerdings deckt eine Folierung nur eine spezifische Einbruchsmethode ab: das gewaltsame Durchdringen von Glas. „Andere Einbruchsmethoden werden nicht berücksichtigt“, ergänzt Hupke. Diese Methoden umfassen etwa das Aufhebeln von Fenstern oder das Einschlagen schwächerer Rahmenbereiche. Deshalb empfiehlt Hupke, für einen effektiven Einbruchschutz die kostenlose, neutrale und individuelle Beratung der polizeilichen Anlaufstellen in Anspruch zu nehmen.
Wer langfristig in Sicherheit investieren möchte, sollte eher auf eine zertifizierte Verglasung mit entsprechender Rahmenverstärkung setzen. Einbruchschutzfolien können in bestimmten Fällen als Ergänzung sinnvoll sein, sollten aber nicht als alleinige Sicherheitsmaßnahme betrachtet werden.