12. November 2019, 8:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mit Ethanolkaminen kann man sich das gemütliche Flair eines Kamins nach Hause holen – man heizt damit aber nicht. Von Experten werden sie kritisiert, denn in der Vergangenheit gab es schwere Unfälle wegen mangelhafter Billig-Geräte und aufgrund von Anwendungsfehlern. Wie man diese vermeidet.
Ethanolkamine sind keine Feuerstätten, sondern Dekoration in der Wohnung. Es handelt sich um einen Kamin ohne Schornstein, weswegen er perfekt für alle ist, die nur zur Miete wohnen. Die meisten dürfen und können meist keinen echten Ofen einbauen. Ethanolkamine erzeugen zwar ein Feuer, benötigen dafür aber weder Holz noch Kohle. Sie verbrennen den Alkohol Bioethanol, den man überwiegend aus pflanzlichen Stoffen gewinnen kann. Man kann sie als Flüssigkeit oder auch Gel für die Öfen verwenden.
Wo kann man einen Ethanolkamin aufstellen?
Da diese Kamine ohne Schornstein funktionieren, kann man sie eigentlich fast überall aufstellen. Das macht sie so unkompliziert und beliebt. Und sie sind für fast jeden erschwinglich. „Anders als richtige Kaminöfen brauchen Bioethanolkamine keinen Anschluss an einen Schornstein“, erklärt Alexis Gula vom Bundesverband des Deutschen Schornsteinfegerhandwerks.
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Die Nachteile von Kaminen ohne Schornstein
Trotzdem sind Ethanolkamine nicht ungefährlich. „Man hantiert immerhin mit einem schnell entzündlichen Brennstoff und offenen Flammen“, sagt Tim Froitzheim vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Und die Verbrennungstemperaturen sind recht hoch. Außerdem kann bei der Verbrennung unter bestimmten Umständen Kohlenmonoxid entstehen. „Betreiber sollten also darauf achten, dass genügend Frischluft zur Verfügung steht, beispielsweise durch das Ankippen eines Fensters“, rät Gula.
Daneben können sich noch weitere, sehr feine Verbrennungspartikel bilden, die laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen tief in die Lunge eindringen können. Sie verweist auf Untersuchungen, bei denen auch krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und Benzol sowie Stickstoffdioxid in der Raumluft nachgewiesen wurden.
Besonders akut sind allerdings die Gefahren, die durch mechanische Beschädigungen der Kamine ohne Schornstein entstehen. „Sie dürfen keinesfalls umfallen oder herunterfallen. Sonst läuft der flüssige Brennstoff aus, und die Umgebung steht schnell in Flammen“, warnt Volker Schmatloch vom Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik.
Nur unter Aufsicht und mit solider Wandbefestigung
„Beim Aufstellen sollte also auf Standsicherheit geachtet werden“, sagt er. Wenn man die Geräte an die Wand hängt, ist eine solide, technisch einwandfreie Wandbefestigung unerlässlich. „Die Kamine sollten nicht in Fluren oder anderen Laufwegen positioniert werden und immer außer Reichweite von Kindern und Haustieren stehen“, ergänzt Froitzheim.
Experten raten auch grundsätzlich, die Kamine ohne Schornstein nur unter Aufsicht brennen zu lassen und möglichst einen Schaumfeuerlöscher oder eine Löschdecke in der Nähe bereitzuhalten. Brennbare Materialien wie Vorhänge, Möbel und Teppiche müssen genügend Abstand haben. „Und selbstverständlich darf in der Nähe des brennbaren Materials nicht geraucht werden“, betont Schmatloch. Gleiches gilt für das Abbrennen von Kerzen. „Schon ein paar Tropfen ausgelaufenes Bioethanol, die beim Auffüllen daneben gehen, können sich leicht entzünden“, erklärt Schmatloch.
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Feuer im Ethankamin richtig entfachen
Daher sollte man auch nicht das Ethanol in die brennende oder noch heiße Feuerstelle füllen. Das Problem: „Manchmal ist gar nicht richtig zu sehen, ob die Flamme noch brennt“, berichtet Schmatloch. Bei guten Geräten werde der frische Brennstoff nicht durch dieselbe Öffnung nachgefüllt, in der noch brennendes Ethanol ist. „Aber es ist trotzdem Vorsicht angebracht, weil der Ofen noch heiß sein kann.“
Bei neu entwickelten Bioethanolkaminen wird der Brennstoff automatisch zugeführt. Auch wenn die Kamine in den vergangenen Jahren insgesamt sicherer geworden sind, gilt: „Kunden sollten darauf achten, dass sie geprüfte Geräte kaufen“, empfiehlt Schmatloch. Wenn sie den Normen DIN 4734-1 oder EN 16 541 entsprechen, haben sie einen hohen Sicherheitsstandard. Diese Normen erfüllen nur Kamine, die besonders kipp- und auslauffest sind.