30. April 2024, 5:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Von Festivals kennt man sie schon, doch jetzt sollen sie auch in ganz normalen Wohnungen zum Einsatz kommen: Trockentoiletten. Das Unternehmen „Finizio“ will das mit seiner Erfindung „Floop“ möglich machen und stellte diese in „Die Höhle der Löwen“ vor.
Das Besondere an einer Trockentoilette ist, dass sie – wie es der Name schon verrät – ganz ohne Wasser auskommt. Bislang kennt man dieses System vor allem bei mobilen Toiletten, etwa auf Festivals oder beim Campen. Nun soll das wasserlose Toilettenmodell in Form einer Rohrposttoilette auch in ganz normalen Badezimmern zum Einsatz kommen. Entwickelt haben das Produkt „Floop“ Florian Augustin, Gründer des Unternehmens „Finizio“ aus Eberswalde und Tom Kühne. Augustin stellte unter anderem „Floop“ in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ (29.04.24) auf VOX vor und hoffte auf eine Investition von 500.000 Euro. Dafür hätte er acht Prozent der Firmenanteile an einen der Löwen abgegeben.
Die Idee hinter der Rohrposttoilette von „Finizio“
Die Idee zur Rohrposttoilette, die ganz ohne Wasser funktioniert, ist vor etwa fünf Jahren entstanden. Das Unternehmen „Finizio“ recycelt in Eberswalde in Brandenburg in einer entsprechenden Anlage Inhalte Trockentoiletten. 2019 wurde dann erstmals erfolgreich Humusdünger aus menschlichen Ausscheidungen im industriellen Maßstab produziert. „Damit eröffnete sich die Möglichkeit einer umfassenden sanitären Kreislaufwirtschaft, die die Wassertoilette ersetzen kann“, heißt es von den „Floop“-Produktentwicklern gegenüber myHOMEBOOK.
Danach begannen Augustin und Kühne unabhängig voneinander, über eine nutzungsfreundliche Trockentoilette für Wohnungen und über Lösungen zum Abtransport nachzudenken. Als sie sich dann zusammengetan hatten, bemerkten sie, dass es für ihren Lösungsansatz bereits ein Patent gab. Dieses beinhaltete eine Trockentoilette mit einem Rohrpostsystem. Gemeinsam wurde die Idee zu einem Produkt entwickelt und „Floop“ war geboren.
„Finizio – Future Sanitation“
„Finizio“ will mit seinen Trockentoiletten mehr Nachhaltigkeit erreichen. So werden die gesammelten Ausscheidungen zu hochwertigem Dünger recycelt. Der Bestseller ist aktuell die Festival-Toilette. Dabei sind die Kabinen falt- und stapelbar. Ein LKW kann so bis zu 200 Stück zum Festivalgelände transportieren. „Finizios“ neueste und wichtigste Entwicklung sieht der Gründer aber in der Rohrposttoilette.
So funktioniert „Floop“
Während man bei normalen Trockentoiletten den Eimer regelmäßig reinigen muss, entfällt dieser Part bei der Rohrposttoilette „Floop“. Denn der Inhalt wird wie Rohrpost entsorgt. Rein optisch sieht die Toilette genauso aus wie eine ganz normale, die mit Wasser funktioniert. Klappt man aber den Deckel hoch, sind die Unterschiede deutlich zu sehen.
In den hinteren Bereich der Kloschüssel wird eine hauchdünne, reiß- und wasserfeste Papiertüte eingelegt. In dieser wird das große Geschäft aufgefangen. Ein mechanischer Drehknauf ersetzt bei „Floop“ die Spültaste – betätigt man diesen, öffnet sich im hinteren Bereich eine Klappe und die Tüte wird samt Inhalt mithilfe eines Unterdrucks durch ein Rohr befördert und landet in einem Sammelbehälter. „Das geniale dabei: Durch den Einsatz der Tüte ist es möglich, alle Toiletten in einem Gebäude an einem einzigen Fallrohr anzuschließen. Eine unglaubliche Innovation, was den Platzbedarf von ressourcenorientierten Sanitärsystemen betrifft“, erklären die „Floop“-Produktentwickler.
Der Urin wird im vorderen Teil der Toilette separat aufgefangen und durch eine dünne Leitung auch in einem zentralen Tank gesammelt. „Finizio“ selbst oder ein städtisches Reinigungsunternehmen kümmern sich dann um die Abholung dieser Tanks, deren Inhalte zu Recyclingdüngern weiterverarbeitet werden. Feste und flüssige Ausscheidungen werden dabei separat recycelt. „Diese getrennte Behandlung beider Stoffströme ermöglichen es übrigens auch, dass sämtliche Keime und Medikamentenrückstände aus den Ausscheidungen eliminiert werden“, so die Entwickler.
Hygienischer, komfortabler, nachhaltiger
Das Besondere an der Rohrposttoilette ist, dass sie ganz ohne Wasser funktioniert – und somit dieses natürlich auch entsprechend einspart. „Mit einer wasserlosen Toilette sparen wir ein Drittel des häuslichen Wasserverbrauchs, denn der geht bei einem Wasserklosett allein für die Spülung drauf“, erklären die Entwickler. Ein weiterer Vorteil ist die Weiterverarbeitung der Ausscheidungen. Der Humusdünger, der aus den festen Ausscheidungen hergestellt werde, sei ein wahres Multitalent auf dem Acker, heißt es.
„Humus erhöht die Wasserhaltekapazität des Bodens und wirkt wie ein Schwamm. Das bedeutet, dass vor allem bei Starkregenereignissen, die in Zukunft immer häufiger auftreten werden, mehr Wasser im Boden gehalten wird“, so die „Floop“-Entwickler. Auf der anderen Seite könne der Boden den Pflanzen das gespeicherte Wasser in Dürreperioden zur Verfügung stellen.
Aber die wasserlose Rohrposttoilette hat noch weitere Vorteile. So soll sie auch hygienischer und komfortabler sein. „Durch den Einsatz der Tüte wird das große Geschäft völlig spurlos aus der Toilette befördert. Es kommt nicht zu einer Verwirbelung von Keimen, die zum Beispiel entsteht, wenn man die festen Ausscheidungen mit einer Wasserspülung erst durcheinander- und dann herunterspült“.
Außerdem ist der Toilettensitz aus Keramik auf 37 Grad Körpertemperatur beheizt. „Das mach nicht nur einen wohlig-warmen Hintern, sondern kann auch zur Inaktivierung von vielen Keimen beitragen“, so die Entwickler. Auch die Geruchsbildung sei laut den Entwicklern geringer als bei einer normalen Toilette, da flüssig und fest getrennt aufgefangen werden – der Hauptgrund für Geruchsentwicklung. Und zu guter Letzt fällt auch die meist eher umständliche und unschöne Reinigung des Spülrandes weg, da es diesen einfach nicht mehr gibt. Gereinigt wird die Toilette dennoch – allerdings nur mit Wasser und natürlichen Mitteln wie Essig- oder Zitronensäure.
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„Finizio“ hofft auf hohe Investition
In der Sendung „Die Höhle der Löwen“ hoffte „Finizio“-Gründer Florian Augustin auf eine Investition von 500.000 Euro für acht Prozent der Firmenanteile. Grundsätzlich zeigten sich die Löwen begeistert von der Idee und vor allem der Vision des Entwicklers. Allerdings gibt es noch eine große Hürde: Das Düngemittel ist derzeit noch nicht in der EU oder in Deutschland als solches zugelassen. Für die Investoren ist das eine zu große Hürde gewesen, weshalb keiner investierte. Die Entwickler nehmen es dennoch positiv: „Wir arbeiten derzeit unter Hochdruck an der Serienreife der Entwicklung der Rohrposttoilette. Und wir bereiten uns auf einen Ansturm vieler Interessenten vor.“
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