5. August 2021, 20:51 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Immer wieder sieht man kuriose Wohnräume und ungewöhnliche Raumschnitte, die scheinbar heutzutage so nicht mehr brauchbar sind. Das sogenannte Frankfurter Bad ist so ein besonderer Wohnbereich, der allerdings in seiner Entstehungszeit einen ausgesprochen hohen praktischen Nutzen hatte.
Wer schon mal in einer Großstadt nach einem neuen Zuhause gesucht hat, ist sicher bei einer der zahlreichen Wohnungsbesichtigungen auf ein Frankfurter Bad gestoßen – vermutlich ohne es zu wissen. So viel ist sicher, der Anblick bleibt im Gedächtnis, denn hierbei befindet sich die Dusche in der Küche. Zugegeben, diese gewöhnungsbedürftige Nasszelle ist nicht für jeden Geschmack etwas, wurde aber auch aus einem berechtigten Grund eingebaut. Doch was ist ein Frankfurter Bad genau und wie kam es überhaupt zu dessen Entstehung?
Frankfurter Bad – Duschen in der Küche
Duschen während das Teewasser kocht: Genau das ist im Grunde genommen mit einem Frankfurter Bad möglich. Denn der sanitäre Bereich befindet sich hierbei mitten oder zumindest in direkter Nachbarschaft zur Küche. Was heutzutage äußerst ungewöhnlich und nur wenig praktikabel klingt, war Anfang des 20. Jahrhunderts eine gängige Wohnungseinteilung. Weil Platz zur damaligen Zeit rar war, musste der vorhandene Raum besonders effizient genutzt werden.
Blieb also eine Nische in der Küchenplanung oder in seltenen Fällen auch im Schlafzimmer über, installierte man an dieser Stelle fest die Dusch- beziehungsweise Badewanne. Um für ein wenig Privatsphäre während der Körperreinigung zu sorgen, wurde zusätzlich noch ein Duschvorhang oder sogar eine Tür angebracht. Und für den nötigen Komfort sorgte ein sogenannter Badeofen.
Passend dazu: 5 Möbel, die kaum einer kennt
Das Frankfurter Bad als praktische Lösung
Den Sanitärbereich von der Toilette zu trennen war für die damalige Zeit üblich, denn das WC war früher meist kein fester Teil der Wohnung und befand sich entweder im Treppenhaus oder sogar im Hof. Entsprechend war dieser Ort unbeheizt, aber vor allem in den Wintermonaten auch ungemütlich. Die restliche Körperhygiene sollte an einem warmen, beheizten Platz in der Wohnung stattfinden.
Also erschien es sinnvoll, die Dusche, genau wie schon das „Vorgängermodell“, den Zuber, in die Küche zu integrieren. So waren auch beide Wasseranschlüsse für Bad und Küche nah beieinander installiert. Außerdem galt das Integrieren der Dusche in die Küche als eine verhältnismäßig einfache Bauweise im Vergleich zum Ausbau eines separaten Badezimmers.
Auch interessant: 43 Fragen, die man sich bei der Wohnungsbesichtigung stellen sollte
Wohnen im Alter Wie das Badezimmer barrierefrei eingerichtet wird
Hygiene im Haushalt So oft sollte man sein Bad putzen
Interior-Expertin erklärt Was wir uns bei der Einrichtung von den Japanern abschauen können
Gibt es das Frankfurter Bad heute noch?
Heutzutage findet man ein Frankfurter Bad nur noch selten in Wohnungen vor. Aus berechtigtem Grund: im Laufe des letzten Jahrhunderts wurde das Badezimmer mit Waschbecken, WC und Dusch- oder Badewanne als ein eigener Raum separiert. Und zwar nicht zwingend in der Nähe der Küche, sondern an einem (fast) beliebigen Ort in der Wohnung.