19. August 2021, 12:39 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Familienfeiern, Geburtstage oder entspannte Grill-Abende im Garten – die meisten Menschen schätzen das gesellige Beisammensein. Was aber, wenn man selbst Gastgeber ist und die Gäste zu fortgeschrittener Stunde nicht gehen wollen?
„Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, lautet ein bekanntes Sprichwort. Aber manche Gäste würden am liebsten bis in die Morgenstunden bleiben. Das Problem ist bekannt: Eine Flasche Wein folgt der nächsten, die Stimmung ist prächtig – aber irgendwann möchte man die Wohnung als Gastgeber auch wieder für sich alleine haben. Wie teilt man es mit, dass die Party vorbei ist, aber die Gäste einfach nicht gehen wollen? Kann man solchen Situationen vorbeugen? myHOMEBOOK hat beim Kommunikationsexperten Moritz Freiherr Knigge nachgefragt, wie man solche Situationen elegant meistern kann.
myHOMEBOOK: Ab welchem Zeitpunkt des Abends kann man erwarten, dass Gäste sich, zum Beispiel bei einer Dinnerparty, verabschieden?
Moritz Freiherr Knigge: Hängt von der Stimmung ab. Ich habe schon stimmungsvolle Dinnerpartys bis in die frühen Morgenstunden mit meinen Gästen genossen. Spätestens aber, wenn man der letzte Gast ist und die Gastgeber gähnen, würde ich nicht warten, bis der Zaunpfahl winkt.
Gibt es eine bestimmte Uhrzeit, an der man sich orientieren kann?
Knigge: 1.00 Uhr scheint mir eine gute Zeit zu sein, um die Segel zu streichen, weil oder obwohl alle auf den Tischen tanzen.
Passend dazu: Kann ich darauf bestehen, dass Gäste die Schuhe ausziehen?
Wie kommuniziere ich das elegant, ohne die Gefühle meiner Gäste zu verletzen?
Knigge: Eine Freundin von mir legt immer „Time to say goodbye“ auf. Dann dürfen alle noch mal alles geben und dann heisst es: Schlaft gut!
Gibt es Unterschiede bei geladenen Freunden, Familie oder Business-Kontakten?
Knigge: Oh ja, die gibt es. Unter Freunden gelten sowieso eigene Regeln. Da kann man auch schon mal ein offenes Wort sprechen oder sich einfach hinlegen während die Gästen weiter feiern. Familie funktioniert wieder nach anderen Regeln. Da sprechen Menschen ein ganzes Jahr nicht mehr miteinander, weil sie das Gefühl hatten hinaus komplimentiert worden zu sein. Familie ist oft schwierig. Auch Business erfordert viel Aufmerksamkeit: Wenn der Boss die Vögel zwitschern hören möchte, dann soll es so sein. Wenn der beste Kunde uns bis tief in die Nacht mit seinen Monologen beglückt, dann heisst es: Schlafen kann ich auch morgen.
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Wie verhält es sich mit unangekündigtem Besuch? Wenn etwa der Nachbar vorbeikommt und sich noch einen ganz kurzen Moment setzen will.
Knigge: Wenn aus kurzen Momenten gefühlte Ewigkeiten werden, empfehle ich freundliche Hinweise darauf, dass der Überraschungsbesuch nun leider vorbei ist: weil man nun wirklich einkaufen müsse, endlich mit dem Hausputz beginnen wolle oder was auch immer keinen Aufschub duldet.
Wie schaffe ich es, dass Gäste am besten gar nicht wiederkommen (obwohl ich sie obligatorisch einladen muss)? Zum Beispiel die Schwiegermutter?
Knigge: Einem guten Gastgeber stellt sich diese Frage nicht. Gäste sind immer willkommen. Schwiegermütter sowieso.
Hatten Sie schon mal die Situation, dass Sie jemanden gar nicht losgeworden sind?
Knigge: Klar. Aber auch schon die Situation, dass mich jemand nicht losgeworden ist. Beides waren tolle Abende!