22. Januar 2020, 12:41 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Trotz voranschreitender Energiewende heizen viele Haushalte in Deutschland nach wie vor mit Erdgas. Obwohl Gasheizungen relativ sicher und wartungsarm sind, kann es passieren, dass Unfälle mit Gasexplosionen passieren. Ein Experte erklärt auf Anfrage von myHOMEBOOK, was im Ernstfall zu tun ist.
Auch wenn die Fälle von Gasexplosionen hierzulande glücklicherweise recht selten sind, kann es durchaus passieren, dass Gas austritt und ein falsches Verhalten zum folgenschweren Unfall führt. Das Gefährliche: Erdgas besteht zum Großteil aus Methan – einem an sich geruchlosen Gas. Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands e. V., erklärt, warum man es dennoch riecht und wie man sich bei Gasgeruch in der Wohnung richtig verhält.
Wie riecht Gas in der Wohnung eigentlich?
Obwohl das Gasgemisch geruchlos ist, kann man den typischen, stechenden Geruch durchaus wahrnehmen. Denn dem Gas werden Geruchsstoffe beigemischt. Im Interview mit myHOMEBOOK nennt Knorr diesen Vorgang „Odorierung“. Erst durch diesen Vorgang kann man Gas an seinem typischen Geruch erkennen, der etwas an Klebstoff erinnert.
Wie gefährlich ist es, wenn Gas in der Wohnung austritt?
„Erdgas ist in einem Bereich von circa fünf bis fünfzehn Volumenprozent zündbar“, erklärt Knorr. Der Raumbereich, in dem sich das Gas angesammelt hat, gerät bereits bei dieser Menge schlagartig in Brand, wenn ein Zündfunke entsteht. „Hierbei kann es auch zu einer heftigen Druckwelle kommen, die bei idealem Gasgemisch die Gewalt einer Detonation annehmen kann“, fügt der Experte hinzu. Da Erdgas leichter als Luft ist, steigt es bevorzugt in die oberen Geschosse. Es kann sich aber auch in unteren Räumen sammeln, wenn diese ausreichend dicht sind.
Was rät die Feuerwehr bei Gasgeruch in der Wohnung?
Nimmt man den typischen Gasgeruch in der Wohnung wahr, ist schnelles Handeln angesagt. Knorr rät, diese drei Maßnahmen zu ergreifen:
- Die Wohnung sofort verlassen.
- Nachbarn durch Rufen und Klopfen warnen.
- Draußen mit dem Handy die Feuerwehr (Notruf 112) rufen.
Hinweis: Dass man die Nachbarn nicht durch Klingeln rufen sollte, liegt darin begründet, dass bei Betätigung der Türklingel ein Zündfunke entstehen kann, der eine Explosion hervorrufen kann.
„Wenn der Gasgeruch nur sehr schwach ist und man ganz sicher weiß, wo er sich befindet, den Gas-Haupthahn schließen – aber nur dann!“, rät Knorr. Soweit es beim Verlassen der Wohnung möglich ist, sollte man außerdem das Fenster öffnen und lüften. Dadurch verdünnt sich die Gaskonzentration.
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Was man bei Gasgeruch in der Wohnung auf keinen Fall tun sollte
Wie bereits erwähnt, sollte man auf keinen Fall bei den Nachbarn klingeln, um sie zu warnen. Außerdem sollte man bei Gasgeruch nicht in der Wohnung telefonieren, sondern die Feuerwehr außerhalb der Wohnung verständigen. „Keine offenen Flammen, keine elektrischen Geräte“, meint Knorr. Vorsicht: Manche Geräte schalten sich von alleine ein oder aus, beispielsweise der Kühlschrank. „Keinesfalls Stecker ziehen, das gibt meistens einen Funken“, erklärt der Brandschutzexperte.
Gibt es Geräte, die vor austretendem Gas in der Wohnung warnen?
Es gibt einige technische Warnsysteme, die Bewohner vor einer erhöhten Gaskonzentration in der Raumluft warnen. „Am wichtigsten sind Rauchmelder, dann beim Betrieb eigener Feuerstätten Kohlenmonoxidwarner, dann kann man über Erdgaswarner nachdenken“, erklärt Knorr. Am wichtigsten ist jedoch ein guter Wartungszustand der Leitungen und der Verbrauchsgeräte, meint der Experte.
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Welche Sicherheitsvorkehrungen sollte man einhalten?
Knorr empfiehlt, die Normen für die Geräte und die technischen Empfehlungen des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) zu berücksichtigen. Beratungen liefern auch die Schornsteinfeger und die Fachbetriebe des Gas- und Wasserhandwerks.