23. November 2023, 13:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Spielzeug ist ein typisches Geschenk für Kinder an Weihnachten. Um nicht jedes Jahr neue Spielsachen zu kaufen, verschenken manche Eltern auch gebrauchte Puppen oder Lego-Steine. Allerdings stecken darin oft gesundheitsgefährdende Stoffe.
Befindet sich noch altes Spielzeug auf dem Dachboden oder im Keller, landet es auch mal unter dem Weihnachtsbaum. Aber auch auf dem Flohmarkt, bei Tauschbörsen oder im näheren Umfeld werden Eltern fündig. An sich keine schlechte Sache – schließlich sind die Spielsachen oft noch in gutem Zustand, man spart Geld und schont auch noch die Umwelt. Allerdings gibt es dabei auch einen Haken. Früher wurden einige chemische Stoffe verwendet, von denen wir heute wissen, dass sie die Gesundheit von Kindern beeinträchtigen können.
Gebrauchtes Spielzeug verschenken – was sollte man beachten?
Bei manchen alten Raritäten ist Vorsicht angebracht, denn hier könnten gefährliche Weihmacher oder andere Schadstoffe drinstecken. Heute weiß man mehr über die schädliche Wirkung mancher Inhaltsstoffe, die vor allem auch in Plastikspielzeug vorkommen. „Daher wurde in den vergangenen zwanzig Jahren die Gesetzgebung für Spielzeug in Form von strengeren Grenzwerten oder dem Verbot von Stoffen verschärft. Dies betrifft beispielsweise bestimmte Weichmacher, Flammschutzmittel und Schwermetalle“, erklärt Kerstin Effers, Expertin für Umwelt und Gesundheitsschutz bei der Verbraucherzentrale NRW. Welches gebrauchte Spielzeug kann man denn noch bedenkenlos verschenken?
Auch interessant: Welches Spielzeug man in der Wasch- oder Spülmaschine reinigen kann
Spielzeug aus weichem Plastik
Experten raten generell davon ab, älteres Spielzeug aus weichem Kunststoff an Kinder weiterzugeben. Das betrifft unter anderem Puppen, Figuren aus flexiblem Plastik, Plastikbälle oder aufblasbares Wasserspielzeug. Bis 2005 bestand bei solchen Spielwaren, selbst von renommierten Markenherstellern, die Verwendung des Kunststoffs PVC (Polyvinylchlorid) und somit die Möglichkeit, dass sie bestimmte Phthalat-Weichmacher wie DEHP (Diethylhexylphthalat) enthalten. Diese Stoffe sind heute aufgrund ihrer potenziellen Gefährdung der Kindergesundheit verboten.
Die Weichmacher lösen sich nicht fest mit dem Kunststoff, sondern setzen sich über Jahrzehnte hinweg frei und können durch die Haut oder beim Spielen in den Mund gelangen. Inzwischen ist bekannt, dass einige Phthalate das Hormonsystem beeinträchtigen und sogar zu Unfruchtbarkeit führen können. Außerdem könnten sie das Auftreten von Diabetes, Fettleibigkeit, Allergien und Asthma begünstigen.
Auch interessant: Woran kann man sicheres Kinderspielzeug erkennen?
Spielzeug aus hartem Kunststoff
Anders ist es bei Spielzeug aus hartem Plastik. Bei Schadstoffkontrollen fielen diese Spielsachen nicht so oft negativ auf. In Lego-Steinen aus den 1970ern wurde zwar teilweise Kadmium festgestellt, doch in Steinen aus den Neunzigern konnte dieses Schwermetall nicht mehr nachgewiesen werden. Außer beim Verschlucken von Bausteinen ist eine Belastung mit Schwermetallen ausgeschlossen.
Allerdings geriet ein harter Kunststoff in Verruf, da er aus Bisphenol A (BPA) hergestellt wird: Polycarbonat. BPA kann das Hormonsystem stören und dadurch verschiedene Gesundheitsschäden verursachen. Polycarbonat wurde oft als durchsichtiger, harter Kunststoff verwendet. Um sicherzugehen, sollte man solche Artikel besser entsorgen und sie nicht mehr an Kinder weitergeben. Bis heute besteht übrigens keine Kennzeichnungspflicht für das Material, aus dem ein Spielzeug hergestellt ist.
Passend dazu: 6 kaum bekannte Giftquellen in der Wohnung und ihre Alternativen
Spielzeug aus Holz
Neben Produkte aus Plastik kann man natürlich auch gebrauchtes Spielzeug aus Holz verschenken. Und damit ist man generell auch besser beraten. Denn Spielzeug aus unbehandeltem Massivholz birgt in Bezug auf Schadstoffe keine Probleme und kann bedenkenlos auch von kleinen Kindern genutzt werden. Dennoch ist es ratsam, dass Erwachsene zuvor prüfen, ob sich keine Kleinteile lösen können, die von Kindern verschluckt werden könnten.
Im Gegensatz dazu kann Spielzeug aus Sperrholz über längere Zeit Formaldehyd freisetzen. Dieses krebserregende Gas entsteht durch den allmählichen Abbau des verwendeten Formaldehyd-Harzes. Selbst bei bunt lackiertem Holzspielzeug ist unter Umständen Vorsicht geboten, vor allem wenn Kinder Gegenstände in den Mund nehmen. Denn die Grenzwerte für die Freisetzung von Schwermetallen wie Blei und Cadmium wurden verschärft. Holzlacke enthielten außerdem teilweise heute verbotene Phthalat-Weichmacher.
Gesundes Wohnen Kinderzimmer nachhaltig einrichten – ohne Plastik und ohne Schadstoffe
Gesundes Wohnen 6 kaum bekannte Giftquellen in der Wohnung und ihre Alternativen
Haushalt 4 Dinge, die man nicht mit Essig reinigen sollte
Worauf man achten sollte, wenn man Spielzeug neu kauft
Eine Studie aus Schweden von 2022 ergab, dass 83,5 Prozent der untersuchten älteren Kunststoffspielzeuge die derzeit geltenden Grenzwerte überschritten. Bei neueren Produkten traf das immerhin noch auf 29,6 Prozent zu. Daher ist es ratsam, auch bei neuen Plastikspielsachen vorsichtig zu sein und diese von vertrauenswürdigen Händlern mit Sitz in Europa zu erwerben, statt sie direkt aus Fernost über den Online-Handel zu beziehen.
Es ist generell empfehlenswert, beim Kauf von Spielzeug auf das GS-Zeichen („geprüfte Sicherheit“) zu achten. Diese Zertifizierung bescheinigt, dass unabhängige Stellen das Produkt auf Schadstoffe und Sicherheit gemäß den geltenden Gesetzen überprüft haben. Spielzeuge müssen nicht nur in Bezug auf Chemikalien sicher sein, sondern auch in ihrer Handhabung. Zusätzlich sind Altersangaben wie „Für Kinder unter drei Jahren nicht geeignet“ wichtig, um beispielsweise auf Kleinteile hinzuweisen, die verschluckt werden könnten.
Wohin mit altem Spielzeug?
„Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es natürlich sinnvoll, altes Spielzeug nicht gleich zu entsorgen. Falls man es nicht weiter verschenkt, kann man es etwa auch bei gemeinnützigen Organisationen abgeben. Interessenten finden sich aber auch auf Flohmärkten oder Online-Plattformen. Allerdings sollte man dabei die Hinweise der Verbraucherschützer beachten.“– Felix Mildner, Redaktionsleiter