24. Juli 2024, 10:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Kommt ein Gewitter auf, lassen sie nicht lange auf sich warten: Die Rede ist von Gewittertierchen. Aber kündigen sie wirklich ein Unwetter an?
Wenn sich am Himmel etwas zusammenbraut, dann treten häufig auch massenhaft Gewitterfliegen auf. Die kleinen, schwarzen Tierchen krabbeln dann auch besonders gerne auf uns Menschen herum, was zwar nicht gefährlich ist, aber eben auch nervig sein kann. Doch kündigen Gewittertierchen wirklich ein Gewitter an? myHOMEBOOK hat die Antworten.
Was sind eigentlich Gewittertierchen?
Gewittertierchen werden auch Thripse oder Gewitterfliegen genannt. Es handelt sich bei ihnen allerdings biologisch gesehen nicht um Fliegen, sondern um Fransenflüger. An ihren Flügeln befinden sich lange Fransen, dank denen sie sich gut in der Luft halten können. Laut Umweltbundesamt gibt es weltweit rund 5500 Arten, in Deutschland sind es etwa 210.
Gewittertierchen saugen Pflanzensaft oder auch Blattläuse und Milben aus. Je nach Art entwickeln sie sich entweder auf oder unter der Erde. Die Insekten können nicht besonders gut fliegen, heißt es vom Umweltbundesamt, deshalb lassen sie sich vom Wind treiben und kommen so viele hundert Kilometer voran.
Können Gewittertierchen wirklich Gewitter voraussagen?
Dem einen oder anderen wird vielleicht schon aufgefallen sein, dass Gewittertierchen häufig dann auftauchen, wenn sich ein Unwetter anbahnt. Als wüssten die kleinen Insekten, dass sich oben am Himmel etwas zusammenbraut und könnten dies vorhersagen. Die Frage, ob Gewittertierchen tatsächlich Gewitter ankündigen, beziehungsweise, ob es einen Zusammenhang zwischen dem vermehrten Auftreten und dem Wetter gibt, beantwortet Fransenflügler-Experte und Insektenforscher Dr. Manfred R. Ulitzka auf seiner Website.
Der Experte erklärt, dass das Flugverhalten von Gewittertierchen durch verschiedene Faktoren wie Licht, Wind, Luftdruck, Luftfeuchte und Temperatur beeinflusst wird. An lauen Sommertagen mit Temperaturen von mindestens 20 Grad brechen einige Arten zu sogenannten Schwarmflügen auf, so der Experte. Natürlich könne an solchen Tagen auch eine gewisse Gewitterwahrscheinlichkeit herrschen und dadurch das Phänomen des Massenauftretens der Tiere an Gewitter gekoppelt scheinen, heißt es weiter.
Doch dem ist nicht ganz so. Vielmehr beeinflussen elektrische Spannungen in der Luft das Verhalten der Fransenflügler. Das massenhafte Auftreten der Tiere werde keineswegs durch das Gewitter initiiert, so der Insektenforscher weiter. Die Tiere würden vielmehr versuchen, zum Boden zu gelangen und zu landen. Deshalb nimmt man sie dann vermehrt wahr.
Als Auslöser dieses Verhaltens würden ausschließlich Änderungen der elektrischen Feldstärke in der Luft in Betracht kommen, heißt es weiter. Denn während eines Gewitters erhöht sich die elektrische Feldstärke in der Luft. Normal liegt sie bei etwa 0,1 Kilovolt pro Meter, bei Gewittern können bis zu 50 kV/m erreicht werden. Laut Dr. Manfred R. Ulitzka werden Insekten kleiner Körpergröße durch Änderungen der elektrischen Feldstärke besonders beeinflusst und stellen jegliche Flugaktivität bei etwa 8kV/m ein.
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Warum landen Gewittertierchen auf Menschen?
Gewittertierchen suchen also bei erhöhter elektrischer Feldstärke Schutz und versuchen den Boden zu erreichen. Warum sie dann auf Menschen landen, hat verschiedene Gründe. Laut dem Insektenforscher werden sie vor allem von gelber und weißer Kleidung angelockt. Da man bei schwülem Wetter häufig schwitzt, saugen die Tiere laut dem Experten den Schweiß auf und können so auch in die Haut eindringen.
Die Folge können dann Juckreiz oder bei empfindlichen Menschen auch Entzündungen sein. Ein tatsächliches Blutsaugen wurde demnach aber nur bei wenigen Arten bisher festgestellt. Es ist also mehr oder weniger Zufall, dass die Tierchen auf uns Menschen landen.