30. August 2022, 14:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Grauwasser ist vermutlich nicht jedem ein Begriff – aber es fällt in jedem Haushalt an. Dabei handelt es sich schlichtweg um Schmutzwasser, das beispielsweise beim Duschen oder Waschen entsteht. Dieses Wasser kann durch ein bestimmtes Verfahren aufbereitet und anschließend wieder genutzt werden. Wie das funktioniert und wie man dabei sparen kann.
Trinkwasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel hierzulande. Leider landet viel Wasser aus dem Hahn direkt im Abfluss, beispielsweise beim Waschen. Grundsätzlich eignet sich das dabei entstandene Grauwasser aber zur weiteren Verwendung im Haushalt, wenn man es richtig aufbereitet.
Übersicht
Was ist eigentlich Grauwasser?
Grauwasser ist weder Frisch- noch Abwasser, sondern befindet sich irgendwo „dazwischen“. Eine genaue Definition liefert Lars Wagner vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) auf Anfrage von myHOMEBOOK: „Hierbei handelt es sich um fäkalienfreies, gering verschmutztes Wasser, zum Beispiel nach dem Duschen oder Händewaschen.“
Dementsprechend ist es auch in der Europäischen Norm 12056-1 festgelegt. Durch mechanische Filterung und chemische Aufbereitung entsteht aus Grauwasser sogenanntes Klarwasser – nicht zu verwechseln mit Trinkwasser.
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Kann man Grauwasser immer aufbereiten?
Für die Aufbereitung ist es wichtig, dass das Wasser nicht aus der Küche stammt, da es sich aufgrund der Fettanteile nicht mehr eignet. Abwasser aus dem Küchenabfluss und der Toilette nennt sich Schwarzwasser und kann aus Gründen der Hygiene nicht recycelt werden.
Woraus man Grauwasser gewinnen kann
- Dusche
- Badewanne
- Handwaschbecken
- Waschmaschine
Wofür man Grauwasser wiederverwenden kann
- Toilettenspülung
- Gartenbewässerung
- Hausputz
- Badewasser
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Wie funktioniert eine Grauwasseranlage?
Um Grauwasser im Haushalt nutzen zu können, benötigt man eine entsprechende Anlage, die nur von einem Profi installiert werden darf. „Auf dem Markt gibt es diverse Anbieter, die Anlagen zur Wiederverwendung von Grauwasser anbieten“, erklärt Wagner. „Aus Sicht des DVGW ist entscheidend, dass bei Einbau und Verwendung entsprechender Anlagen eine strikte Trennung von Trinkwasser und Grauwasser und kein Anschluss an die Trinkwasser-Installation erfolgt.“ Deshalb müssen Grau- und Schwarzwasser über ein getrenntes Leitungsnetz transportiert werden. Die Installation von Grauwasseranlagen lohnt sich daher hauptsächlich bei Neubauten.
Wenn dann das Grauwasser zur Aufbereitung in der Anlage ankommt, wird es dort vorerst gespeichert. Bevor es im hygienisch unbedenklichen Betriebswasserspeicher landet und dort auf die weitere Verwendung wartet, wird es in mehreren Schritten gereinigt:
- Grobreinigung: Hier werden zuerst grobe Verschmutzungen mechanisch aus dem Grauwasser gefiltert.
- Biologische Aufbereitung: Mikroorganismen zersetzen im Grauwasserspeicher bereits viele organische Bestandteile wie Hautschuppen, Seifen oder Öle.
- Physikalische Filterung: Durch einen speziellen und sehr feinporigen Membranfilter gelangt das Grauwasser in den Betriebswasserspeicher. Im Filter bleiben anschließend Viren oder Bakterien hängen, da die Poren kleiner als die Krankheitserreger sind.
- UV-Bestrahlung: Manche Anlagen bieten anstatt der Membran-Filterung eine Bestrahlung durch ultraviolettes Licht. Die UV-Lampe tötet Keime ab, damit das Wasser wieder hygienischen Standards entspricht.
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Hinweis: Idealerweise deckt sich die Menge des entstehenden Grauwassers auch mit der Nutzung des Betriebswassers. Ist der Betriebswassertank nämlich leer, wird Trinkwasser zugeleitet.
Was kostet eine Grauwasseranlage?
Für Kauf und Einrichtung einer Aufbereitungsanlage kann im Neubau schnell eine mittlere vierstellige Summe fällig werden. Im Altbau sind die Anschaffungskosten zumal erheblich teurer. Vor allem das separate Leitungsnetz ist sehr aufwändig und lohnt sich eigentlich kaum. Dazu fallen auch noch regelmäßige Instandhaltungskosten an. Manche Gemeinden und regionale Wasserversorger fördern jedoch diese Investition. Am besten erkundigen Sie sich vor Ort.
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Wann kann sich Grauwassernutzung lohnen?
Die hohen Anschaffungskosten rentieren sich deshalb vor allem bei einem hohen Wasserverbrauch, beispielsweise bei Hotels, Sportanlagen oder Campingplätzen. Aber auch Mehrfamilienhäuser und Wohnungseigentümergemeinschaften können davon profitieren, wenn sie sich zusammenschließen.
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Wie viel kann man durch eine Grauwasseranlage sparen?
Durch das konsequente Wiederverwenden können in einem Haushalt bis zu 50 Prozent Wasser eingespart werden. Der regionale Wasserversorger im Saarländischen Neunkirchen geht beispielsweise von einem Wasserverbrauch von rund 88.000 Liter pro Vier-Personen-Haushalt aus. Wenn man zur Einsparung durch Grauwassernutzung außerdem noch die geringeren Entsorgungskosten für Abwasser addiert, spart man sich pro Jahr einige Hundert Euro, je nach Region.
Doch der finanzielle Aspekt soll dabei nicht der einzige Vorteil sein. Wasser ist eine wertvolle Ressource. Um die Umwelt zu schützen, bietet sich auch im Sinne der Nachhaltigkeit eine Grauwassernutzung an. Dadurch fließt weniger Wasser in die Klärwerke und die Natur wird weniger belastet. Ein nachhaltiger Umgang mit Wasser kommt letztlich allen zugute.