10. Januar 2020, 16:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vergilbte Blätter, abgeworfene Früchte – in Deutschland grassiert eine neue Pflanzenkrankheit. Vor allem Gurken, Kürbisse, Zucchini und Melonen werden durch den Erreger dahingerafft. Lange war die Ursache unklar. Nun jedoch konnten Forscher den Krankheitserreger isolieren. myHOMEBOOK sprach mit dem Forscher.
Im Sommer 2019 wütete in Süddeutschland eine bis dahin unbekannte Pflanzenkrankheit. Vor allem Gurken, Zucchini, Kürbisse und Melonen waren betroffen. So beklagten hilflose Bauern und Hobby-Gärtner in Bayern, dass 90 Prozent ihrer Pflanzen infiziert waren. Die Folge: Verheerende Ernteausfälle! Was genau zur Infektion führte, war lange unklar.
Forscher isolierten Virus
Ein Forscherteam um den Pflanzen-Virologen Dr. Wulf Menzel vom Leibnitz Institut in Braunschweig konnte nun das „Gurken-Virus“ als Krankheitserreger nachweisen. Das Ergebnis ihrer Untersuchung veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „New Disease Report“.
Eine Infektion mit dem Gurken-Virus, das in Fachkreisen CABYV (Cucurbit aphid-borne yellows virus) genannt wird, führt zu Chlorophyll-Mangel und hässlichen Blattverdickungen. Im Endstadium der Erkrankung vergilben die Blätter und fallen mitsamt der Früchte ab. Übertragen wird das Virus von Blattläusen, verschiedenen Unkräuter begünstigen den Blattlaus-Befall.
Virus wandert nach Nordeuropa
CABYV ist kein Unbekannter: In Südeuropa grassiert die Virus-Erkrankung schon lange. Die Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass sich das Virus nun auch in Mitteleuropa etabliert. „In der Zwischenzeit wurde das Virus auch beispielsweise in der Slowakei und Polen entdeckt“, stellt Pflanzen-Virologe Dr. Wulf Menzel fest.
„Da die Blattläuse die das Virus übertragen sowie natürliche Überwinterungswirte (verschiedene Unkräuter) des Virus bei uns heimisch sind, ist davon auszugehen, dass das Virus auch im nächsten Jahr die Bestände der Kürbisgewächse in Deutschland und weiterer Ländern im nördlicheren Europa bedrohen wird“, so der Wissenschaftler.
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Wie bekämpft man das Gurken-Virus CABYV?
Die schlechte Nachricht zuerst: Das Gurken-Virus kann bisher nicht direkt bekämpft werden. Die Ausbreitung kann jedoch verhindert oder eingedämmt werden, indem man dem Blattlaus-Befall vorbeugt.
Das Dilemma: Viele Hobby-Gärtner wollen ihre Gemüsepflanzen ungern mit chemischen Insektiziden gegen Blattläuse schützen. Helfen können alternative Methoden, wie das Spritzen mit Rhabarberbrühe.
Aber auch der gezielte Einsatz verschiedener Insekten-Arten kann die Schädlinge effektiv bekämpfen. Auch Wulf Menzel empfiehlt den Einsatz von Nützlingen: „Zum Beispiel Florfliegen oder Gallmückenlarven. Diese sind vor allem für den geschützten Anbau im Gewächshaus geeignet.“
Welche Un- und Wildkräuter sollte man von den Kürbisgewächsen fernhalten?
Die einen sind von Un- und Wildkräuter genervt, für andere sind sie einfach eine Augenweide. Der Blütennektar vieler Wildkräuter stellt für Bienen und andere Insekten zudem eine wichtige Nahrungsquelle dar. Leider ziehen manche der wilden Schönheiten auch Blattläuse an und gelten deshalb als potentielle Infektionsquelle für die vom CABYV-Virus geplagten Kürbisgewächse. Hobby-Gärtner sollten daher darauf achten, dass sich folgende Un- bzw. Wildkräuter nicht im Gemüse-Beet oder am Rand davon breit machen:
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Ist das Gurken-Virus CABYV gefährlich für Mensch und Tier?
Nein, nach heutigem Stand des Wissens sind Pflanzenviren allgemein weder für den Menschen noch für Tiere gefährlich. Pflanzen-Virologe Menzel erklärt gegenüber myHOMEBOOK: „Wir essen tagtäglich unbemerkt Pflanzenviren mit Obst, Gemüse und Getreide, auch wenn man es den Früchten nicht ansieht. Das Gemüse kann also auch weiterhin bedenkenlos verzehrt werden.“