17. September 2024, 5:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Schon wieder Hochwasser in Deutschland! Wie kann man seine vier Wände möglichst gut darauf vorbereiten? Und wie verhält man sich im Ernstfall?
Rund 384.000 Menschen in Deutschland werden in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Hochwasser-Ereignis betroffen sein, wie aus einer Studie des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (Ufu) hervorgeht. Auch aktuell steigt der Wasserstand in einigen Regionen Deutschlands an, an einigen Orten herrscht bereits Hochwasser. Was kann man tun, wenn das Wasser kommt? Woran kann man schon beim Neubau denken? Und wie kann man das Haus nachrüsten, um es vor Hochwasser zu schützen?
Haus vor Hochwasser schützen
- Bleibt noch genug Zeit, rät das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK) zum Baumarktbesuch: „Besorgen Sie zum Schutz Sandsäcke, Schalbretter, wasserfeste Sperrholzplatten und Silikon.“ Damit lassen sich etwa Fenster, Türen und andere Ein- und Ablauföffnungen abdichten.
- Prüfen Sie eventuell vorhandene Rückstauklappen im Keller, bevor das Wasser steigt.
- Im Keller nach Gefahrstoffen und Chemikalien schauen und diese in Sicherheit bringen. So können sie nicht ins Wasser gelangen. Das gilt auch für Heizöltanks, die gegen Aufschwimmen gesichert werden können.
- Schalten Sie elektrische Geräte und Anlagen in vom Volllaufen bedrohten Räumen ab. Im Zweifel gleich an der Sicherung im Hausanschlusskasten. Das minimiert bei Überflutung die Gefahr von Stromunfällen.
- Bringen Sie Wertvolles wie beispielsweise Möbel, Werkzeuge, Elektrogeräte nach Möglichkeit in höhere Etagen.
- Bringen Sie in tieferen Lagen Ihr Auto in Sicherheit.
Zuletzt: Sollte der Ernstfall eintreten, halten Sie sich während einer Hochwasserlage niemals im Keller auf. Steigendes Wasser kann schnell Lebensgefahr bedeuten. Mehr Informationen zum persönlichen Hochwasserschutz gibt es unter https://www.bbk.bund.de im Netz.
Hochwasserschutz im Ernstfall
Um im Ernstfall gut vorbereitet zu sein, sollten Hausbesitzer wasserfeste Sperrholzplatten, Silikon zum Abdichten von Türen und Fenstern sowie Sandsäcke bereithalten. Zusätzlich bieten mobile Hochwasserschutzelemente aus Aluminium, die man vor Türen und Garagentore platzieren kann, effektiven Schutz vor eindringendem Wasser.
Woher bekommt man Sandsäcke?
Ungefüllte Sandsäcke bekommt man in Baumärkten und im Baustoffhandel. Auch Online-Plattformen wie Amazon bieten Sandsäcke an – teils bereits gefüllt. In Hochwassergebieten werden Sandsäcke zudem häufig von Einsatzkräften wie der Feuerwehr oder dem THW ausgegeben.
Wann sollte man den Keller auspumpen?
Wenn das Wasser in den Keller eindringt, drängt es viele Hausbesitzer dazu, das Wasser so schnell wie möglich loszuwerden. Doch Vorsicht: „Während das Hochwasser noch ansteht, sollte man seinen Keller nicht auspumpen“, warnt Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV).
Zum einen sei das Kanalsystem meist noch überlastet, sodass abgepumptes Wasser wieder zurückfließen kann. Zum anderen riskiert man durch das Auspumpen während des Hochwassers eine ungleiche Druckverteilung, die das Gebäude beschädigen könnte. Der richtige Zeitpunkt zum Auspumpen ist dann gekommen, wenn das Hochwasser zurückgegangen ist und der Scheitelpunkt der Flut überschritten wurde.
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Nach dem Auspumpen
Nach dem Auspumpen stehen weitere Aufräumarbeiten an. „Alles, was im Keller stand und durchfeuchtet ist, muss entfernt werden“, erklärt Professor Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. Besonders Möbel und Materialien wie Holz oder Dämmstoffe sollten entsorgt werden, da sie ein hohes Schimmelrisiko bergen. Bevor jedoch größere Sanierungsarbeiten durchgeführt werden, empfiehlt es sich, den Schaden durch Fotos zu dokumentieren und mit der Versicherung abzuklären.
Feuchtigkeitsschäden von Profis bewerten lassen
Es kann sinnvoll sein, Bauingenieure oder Handwerker zurate zu ziehen, um das Ausmaß der Feuchtigkeitsschäden zu bewerten. „Diese Experten verfügen über Messgeräte, die feststellen können, wie tief die Feuchtigkeit eingedrungen ist“, so Gebbeken. Dadurch lässt sich besser abschätzen, ob etwa Fliesen entfernt werden müssen. Fachkundige Unterstützung finden Betroffene bei Handwerkskammern oder Verbänden wie dem Bundesverband Schimmelpilzsanierung.
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Haus bereits beim Neubau vor Hochwasser schützen
Für alle, die neu bauen möchten, empfiehlt es sich, bereits im Vorfeld Vorkehrungen zu treffen, um das Haus vor Hochwasser zu schützen. „Wer neu bauen möchte, muss sich beim Bauamt der Kommune erkundigen, ob das Baugrundstück hochwassergefährdet ist“, rät Herbert Oberhagemann, Leiter des Regionalbüros Ahrensburg/Lübeck des Verbands Privater Bauherren (VPB). Hilfreich sind dabei Hochwassergefahrenkarten, die online für jedes Bundesland verfügbar sind.
Sollte ein Keller geplant sein, empfiehlt es sich, diesen als sogenannte „Weiße Wanne“ mit wasserdichtem Beton auszuführen. „Alle Durchdringungen, wie Leitungen oder Rohre, müssen druckwasserdicht verschlossen sein“, so Oberhagemann weiter. Zudem sollten Öffnungen in der Außenhülle des Hauses vermieden werden, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.
Schutzmaßnahmen nachrüsten
Hausbesitzer können auch nachträglich viel tun, um ihr Gebäude vor Hochwasser zu schützen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät, auf ein ausreichendes Eigengewicht des Hauses zu achten, um ein Aufschwimmen bei Hochwasser zu verhindern. Öl- und Gastanks sollten ebenfalls gesichert werden.
Ein weiteres zentrales Thema ist der Schutz vor Rückstau aus dem Kanalnetz. Bei Hochwasser und Starkregen gelangt oft eine große Menge Wasser in die Kanalisation, die dadurch schnell überlastet ist. Um sich vor Rückstau zu schützen, sollten Entwässerungsanlagen unterhalb der sogenannten Rückstauebene, wie Duschen oder Toiletten im Keller, mit einer Hebeanlage versehen werden. Diese pumpt das Abwasser in den öffentlichen Kanal und verhindert, dass Abwasser ins Haus zurückfließt.
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Natürlicher und baulicher Hochwasserschutz
„Feste Mauern oder Steinwälle können das Grundstück gut vor Hochwasser schützen“, empfiehlt Oberhagemann. Dabei könne man sich an der „Sylter Hecke“ orientieren, also Mauern aus großen Feldsteinen, die zusätzlich mit Pflanzen wie Rosen bewachsen sind. Eine Höhe von 20 bis 40 Zentimetern sei ausreichend. Auch unsichtbare Schutzmaßnahmen, wie ein 50 Zentimeter tiefer Graben rund um das Haus, der mit Sand oder Kies verfüllt und mit einem Drainagerohr versehen wird, seien wirkungsvoll. So kann das Wasser abgeleitet werden, bevor es das Haus erreicht.
Bei der Wahl des Baugrundstücks sollte zudem darauf geachtet werden, dass das Haus nicht in einer Senke steht und eine leichte Anhöhe bevorzugt wird. Auch eine minimale Schwellenhöhe zwischen Rasenkante und Haus kann helfen, das Eindringen von Wasser zu verhindern.
Mit Material der dpa