14. Dezember 2023, 13:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auch trotz Gas- und Strompreisbremse in diesem Jahr feiert Holz als Heizmaterial ein Comeback. Jedoch warnen Experten, dass das Heizen mit Holz schädliche Folgen für Gesundheit und die Umwelt haben kann.
Wer mit Holz heizt, genießt viele Vorteile. Trotz diverser Preisbremsen ist Holz eine günstige Heizalternative, meint Klaus Egly, Vorsitzender vom Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion e. V.: „Wenn ich 150 Euro für Brennholz ausgebe, liege ich immer noch 10 oder 20 Prozent unter dem Preis für Öl oder Gas.“ Doch Holz hat auch seine Schattenseiten. Es kann schädlich für die Gesundheit und für die Umwelt sein, mit Holz zu heizen.
Holzenergie gilt in Deutschland als klimaneutral
In Deutschland gilt Holzenergie als klimaneutrale und nachhaltige Energie. Achim Dittler vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bezeichnet diese Klassifizierung als „Kardinalfehler“. „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“, sagt der Forscher. Bei der Holzverbrennung würden viel mehr Schadstoffe freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas, darunter Kohlenmonoxid, Stickoxide, Methan und Ruß.
Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz teilt mit, die Emission von Luftschadstoffen bei der Holzfeuerung sei ein Problem. Daher seien die Regeln zur Luftreinhaltung beim Einbau und Betrieb von Holzheizungen Anfang 2022 noch einmal verschärft worden.
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Gesundheitsgefahren durch Feinstaub
Wolfgang Straff, Leiter des Fachgebiets Umweltmedizin und gesundheitliche Bewertung am Umweltbundesamt, warnt speziell vor den Gesundheitsgefahren durch Feinstaub bei der Holzverbrennung. „Generell und unabhängig von der Quelle führt die Inhalation von Feinstaub zu relativ hohen Krankheitslasten in der Bevölkerung.“ So seien etwa Fälle von Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes auf Feinstaub zurückzuführen. Dem Mediziner zufolge wurden in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2018 durchschnittlich jährlich etwa 17.500 Todesfälle durch Feinstaub verursacht.
Sollte das Heizen mit Holz also künftig verboten werden, so wie es einige Experten fordern? Schließlich ist die Verbrennung von Holz nicht nur für die Gesundheit riskant. Umweltschützer warnen auch vor den Folgen für die Wälder. Wenn es nach Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde geht, sollte man die Förderung von Holzverbrennung sofort stoppen.
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Holzentnahme oft nicht klimaneutral
Denn das Verfeuern von Bäumen sei nur unter bestimmen Umständen klimaneutral. Zum einen, wenn beim Entnehmen keine Treibhausgase aus dem Waldboden strömten. „Ungefähr die Hälfte des Kohlenstoffs in Waldökosystemen befindet sich in den Böden“, erklärt der Ökologe. Austrocknung und Erwärmung begünstigten den ungewollten Abbau des Kohlenstoffs, der dann als CO₂ freigesetzt werde. Zweitens gelte die behauptete Klimaneutralität allenfalls über längere Zeiträume und unter der Bedingung, dass geerntete Bäume wirklich nachwüchsen.
Selbst dann würden neu gepflanzte Bäume erst mit zeitlicher Verzögerung zur Kohlenstoffsenke. Die entstandene „Kohlenstoffschuld“ wieder auszugleichen dauere mindestens Jahrzehnte. „Wir bräuchten aber die sofortige Vermeidung von zusätzlichen Treibhausgasen.“
Ibisch sieht Holzverbrennung als Gefahr für die Wälder, die sich ohnehin in schlechtem Zustand befänden. Durch die Klimakrise und die forstliche Nutzung sinke die Produktivität der Bäume. „Während also die Bäume schlechter wachsen, wollen wir mehr Holz nutzen. Eine fatale Kombination“, mahnt der Waldexperte.
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Zwar muss mittelfristig jeder Hausbesitzer eine klimafreundliche Heizung vorweisen können – doch dabei gibt es keine Mehrheit für ein bestimmtes System, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Bausparkasse BHW durchgeführt wurde.
Dabei wurden Hausbesitzerinnen und -besitzer gefragt, für welche Option sie sich entscheiden würden, wenn sie den Tausch kurzfristig durchführen müssten. Eine Gasheizung, die auch mit Wasserstoff funktioniert, also H2-ready ist, würden 18 Prozent der Befragten favorisieren. Die Wärmepumpe liegt mit knapp 17 Prozent direkt dahinter, gefolgt von der Fernwärme mit 16 Prozent.
Eine Ölheizung oder einen Pelletofen würden nur sieben beziehungsweise sechs Prozent installieren lassen. Neben den Anschaffungskosten, die rund 43 Prozent der Befragten fürchten, gibt es auch Sorgen über die Wahl des richtigen Heizungstyps und über ausgebuchte Handwerksbetriebe, beides nannten jeweils zehn Prozent.
Mit Material der dpa