10. Mai 2019, 8:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Heutzutage lassen sich Heizungen ganz einfach über das Internet steuern. Viele ältere Anlagen können dahingehend aufgerüstet werden. Doch was spricht dafür und was dagegen? myHOMEBOOK stellt Vor- und Nachteile vor.
Internetfähige Heizungen lassen sich auch von unterwegs aus über das Smartphone oder Tablet steuern. Wirklich neu ist das eigentlich nicht. „Die Heizungen, die heute verkauft werden, sind immer internetfähig“, berichtet Andreas Lücke vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie.
Trotzdem nutzen viele Besitzer die Möglichkeiten nicht. „Wir haben ermittelt, dass die Zahl der tatsächlich so im Gebrauch befindlichen Heizungen bei 10 bis 15 Prozent liegt.“ Wenn auch mit steigender Tendenz. Was spricht für den Anschluss der Heizung an das Internet und was spricht dagegen? Eine Abwägung.
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1. Verbesserte Reparatur und Leistungsoptimierung
Eine Heizungsanlage, die online ist, lässt sich besser optimieren. „Wenn der Fachmann oder Auswertungsprogramme auf bestimmte Daten schauen können, lässt sich feststellen, dass zum Beispiel die Vorlauftemperatur zu hoch eingestellt ist und die Wärmepumpe sehr viel effizienter laufen könnte“, erklärt Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima.
Auch bei Reparaturen ist der Fernzugriff für den Handwerker möglich, erklärt Günter Martin vom Tüv Rheinland. Der Handwerker kann sich zum Beispiel einen zweiten Termin sparen, da er die Analyse bereits aus der Ferne vornimmt und direkt das passende Ersatzteil einpackt. Oder aber er muss gar nicht kommen, denn häufig gebe es keinen echten Mangel, sondern die Heizung müsse nur zurückgesetzt werden. Für Martin ist das „absolut eine Verbesserung des Services“. Allerdings kann das bedeuten, dass man sich an Vertrags-Handwerker binden muss.
2. Mehr Komfort und flexibleres Heizen
Ein wichtiges Argument der Hersteller für internetfähige Heizungen ist der Komfort. Bewohner können die Temperatur der Anlage etwa erhöhen, wenn sie das Büro verlassen – und es ist warm bei Ankunft zu Hause. Allerdings findet selbst Branchenexperte Wagnitz: Den Fernzugriff braucht nicht jeder. „Es ist ein Komfort, wenn jemand unstetige Arbeitszeiten hat“, sagt er. „Wenn er also nicht immer weiß, wann er nach Hause kommt und eventuell zwischendurch Dienstreisen hat.“ Wer einen gleichbleibenden Lebensrhythmus hat, kann aber auch an traditionell steuerbaren Anlagen Nutzungsprofile mit Laufzeiten einstellen.
Es gibt auch andere Nutzungsmöglichkeiten des Internets für Wagnitz, die für Nutzer sinnvoll sind. Ein Beispiel: „Wenn die Heizung Wetterprognosen berücksichtigt und sie erfährt zum Beispiel, dass die Solaranlage ab heute Mittag kostenlos Warmwasser macht, dann kann sie ab dem Morgen, wenn alle aus dem Haus sind, die Anlage herunterfahren“, so Wagnitz. Solche passgenauen Steuerungen ermöglichen Einsparungsmöglichkeiten von 15 Prozent im Vergleich zu analogen Heizungen. Das zeigen Berechnungen am Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG), die vom BDH in Auftrag gegeben wurden.
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3. Datensicherheit
Eine Unsicherheit ist die Datensicherheit. „Es könnte sein, dass zum Beispiel einer kriminell das Gerät manipuliert“, sagt Wagnitz. „Oder dass die Daten kriminell ausgewertet werden, also anhand der Urlaubsschaltung zu sehen ist, ob der Bewohner weg ist oder heute Abend nach Hause kommt.“
Gleichzeitig spricht Wagnitz von einem „angemessenen Sicherheitsniveau“ bei den Herstellern. Tüv-Experte Günter Martin hält die Anlagen ebenfalls grundsätzlich für sicher gegenüber Hackerangriffen. „Ist das Wlan gut abgesichert, sind auch die smarten Heizungen abgesichert.“
Er erkennt noch ein anderes mögliches Problem: Wenn Besitzer billigend in Kauf nehmen, dass manche Firmen Daten speichern oder diese gar weiterverkaufen. Damit lassen sich zum Beispiel Profile bilden und Werbung individualisieren. Martin rät zu klären, ob und wie die Hersteller Daten speichern.
Wissen sollte man, dass die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) auch von Heizungsfirmen eingehalten werden muss. „Ist das der Fall, ist man auf einem hohen Sicherheitsniveau“, sagt Martin. Erkennen lässt sich das in den Datenschutzerklärungen zum Produkt. „Fehlt eine Datenschutzerklärung, würde ich ganz die Finger davon lassen.“