17. März 2022, 11:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gefälschte Inserate bei Immobilienportalen treten leider immer wieder auf. Der Ärger ist groß, wenn man auf sie hereinfällt. Das lässt sich aber vermeiden. myHOMEBOOK hat mit dem Betreiber einer Immobilien-Webseite gesprochen und erklärt, wie man Probleme bei der Wohnungssuche vermeidet.
Wer auf der Suche nach einer Wohnung ist, weiß um die Schwierigkeiten und Enttäuschungen, die damit einhergehen. Zu teuer, zu klein, zu viele Bewerber – und nicht selten: schlichtweg zu wenig Angebote. Und wenn dann doch einmal ein Inserat mit der vermeintlichen Traumwohnung auftaucht, klingt es zuweilen fast zu gut, um wahr zu sein. Tatsächlich können sich hinter solchen Annoncen Betrüger verstecken. Sie sind auf das schnelle Geld aus und spekulieren darauf, dass Interessenten vorab eine gewisse Summe überweisen. Am Ende ist das Geld weg – und das Immobilien-Inserat entpuppt sich als Fälschung.
Übersicht
Wie Immobilien-Portale betrügerische Inserate erkennen
Grundsätzlich gilt: Klingt ein Immobilien-Inserat geradezu perfekt, sollte man immer etwas skeptisch sein. Kriminelle nutzen vor allem die Wohnungsnot in Ballungsräumen schamlos aus. „Betrügerische Inserate sind Einzelfälle, passieren aber immer wieder“, meint Axel Schmidt von Immoscout24 im Gespräch mit myHOMEBOOK. „Unser Ziel ist es, den Betrügern immer einen Schritt voraus zu sein.“ Er kennt die Tricks der Abzocker sehr gut, es ist wie ein Katz-und-Maus-Spiel. „Die Betrüger werden auch immer besser“, sagt der Sprecher.
Auch wenn es bei dem Portal ein Zwei-Stufen-System gibt, das gefälschte Immobilien-Inserate entlarven soll, rutschen dennoch einige Betrugsversuche durch das Raster. Im ersten Schritt durchforstet ein Algorithmus die eingestellten Inserate auf Auffälligkeiten. Dabei kommt auch Machine Learning zum Einsatz. „Die von uns angewandte künstliche Intelligenz lernt hierbei aus dem Verhalten von unseriösen Anbietern“, erklärt Schmidt. Danach filtert ein 40-köpfiges Team die dubiosen Annoncen manuell. Laut dem Unternehmenssprecher wird der überwiegende Großteil der versuchten Betrugsinserate von Immoscout24 erkannt, bevor sie überhaupt online gehen. Das bedeutet jedoch auch, das sogar ein kompliziertes Verfahren seine Lücken hat.
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So schützt man sich vor dem „Vorkasse-Betrug“
Eine beliebte Betrugsmethode ist der sogenannte „Vorkasse-Betrug“, auf den unter anderem die Polizei Niedersachsen vor einigen Jahre hingewiesen hat. Das Szenario ist oft sehr ähnlich: Die Immobilie ist relativ günstig, der Vermieter oder Verkäufer sitzt jedoch im Ausland und kann deshalb keine Besichtigung anbieten. Dafür bietet er an, dass die Schlüssel gegen Kautionszahlung auf ein Treuhandkonto direkt übergeben werden können. Doch zu einer Übergabe kommt es nie. Und echte Kontaktdaten sind natürlich auch nicht angegeben.
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Woran erkennt man gefälschte Immobilien-Inserate?
Um nicht in die Fake-Falle zu tappen, sollten Interessenten skeptisch sein und folgende Hinweise bei Immobilien-Inseraten beherzigen. Grundsätzlich empfiehlt Immoscout24: „Finger weg beim geringsten Verdacht und niemals Geld überweisen, bevor man die Wohnung gesehen, einen Mietvertrag und die Schlüssel ausgehändigt bekommen hat.“
- Unverhältnismäßig günstige Angebote
Ist der Preis im Vergleich zur Lage verdächtig günstig, kann es sich um einen „Köder“ für Betrüger handeln. Deshalb unbedingt Preise vergleichen. - Unvollständige oder falsche Angaben
Entdeckt man bei der Objektbeschreibung Fehler oder sinnlose Passagen, sollte man die Finger davon lassen. Betrüger benutzen oft Übersetzungs-Software für die Texte. - Auffällige Fotos
Passen die Fotos nicht zur Beschreibung oder zur Lage oder sind überhaupt keine Fotos vorhanden, sollte man vorsichtig sein. - Preisverhältnis zwischen Kalt- und Warmmiete
Sind keine Nebenkosten angegeben oder sind Kalt- und Warmmiete gleich hoch, kann es sich um Betrug handeln. - Kommunikation auf Englisch
Laut Schmidt sollte bei einem Immobilienangebot sowohl die Objektbeschreibung als auch die Kommunikation auf Deutsch stattfinden. - Lückenhafte Kontaktangaben
Ist als Kontaktmöglichkeit lediglich eine E-Mail-Adresse angegeben, sollte man skeptisch werden. - Vorauszahlung
Betrüger verlangen oft Geld vor der Besichtigung oder Schlüsselübergabe, teils über einen Treuhandservice.
Gefälschtes Immobilien-Inserat – was tun bei einem Verdacht?
Wenn einem das vermeintliche Schnäppchen auf dem Immobilien-Portal verdächtig vorkommt, sollte man unbedingt die Finger davon lassen. Ansonsten könnte man in die Falle von Betrügern tappen und viel Geld verlieren. Auf sämtlichen Immobilien-Webseiten haben Nutzer die Möglichkeit, unseriöse Objekte dem Kundenservice zu melden, beispielsweise durch den „Melden“-Button bei Immoscout24. Aber auch telefonisch kann man im Verdachtsfall gefälschte Inserate melden.
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Hilfe, ich bin auf ein gefälschtes Inserat hereingefallen – was nun?
Wenn Sie tatsächlich Geld überwiesen haben und einem Betrüger aufgesessen sind, sollten Sie schnell handeln und den Betrug unverzüglich der Polizei melden. Diese prüft dann weitere Schritte. Auch im Hinblick auf eine mögliche Erstattung durch eine Rechtsschutzversicherung ist eine Anzeige bei der Polizei wichtig.