19. Januar 2022, 15:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die IP-Nummer kennzeichnet die Sicherheit elektronischer Geräte. Aber Hand aufs Herz: Wer kennt die Kennzeichnung seiner Leuchte oder seines Steckers? Ein Experte erklärt, was es für IP-Nummern gibt und wofür sie stehen.
Ein Stromschlag durch ein defektes oder falsch verwendetes Elektrogerät kann tödlich enden. Elektronische Geräte müssen daher geprüft und mit einer sogenannten „Schutzklasse“ oder IP-Nummer versehen sein. Viele Menschen haben schon von der IP-Nummer gehört. Was die Kennzeichnung bedeutet, wissen jedoch die wenigsten.
Wofür eine IP-Nummer bei einem Elektro-Stecker steht
In Küche und sogenannten Feuchträumen wie dem Badezimmer müssen elektronische Geräte einwandfrei vor Feuchtigkeit und Nässe geschützt sein. Auch im Außenbereich, zum Beispiel im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse müssen Leuchten und andere Geräte ausreichend vor Regen gesichert sein. Die Schutzstärke wird durch die IP-Nummer gekennzeichnet.
Andreas Habermehl ist Geschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). Auf Anfrage von myHOMEBOOK erklärt er, was die unterschiedlichen IP-Kennzeichen auf Elektrogeräten bedeuten. „IP steht für die englische Bezeichnung „International Protection“ (deutsch: Internationaler Schutz).“ Generell gibt die IP-Nummer an, wie sehr Personen oder Nutztiere vor Stromschlag geschützt sind, wenn sie gefährliche, elektronische Teile berühren. „Die IP-Nummer weist zudem auf die Dichtigkeit eines Elektrogerätes hin“, ergänzt Habermehl. Das ist vor allem wichtig für Geräte, die starker Witterung ausgesetzt sind.
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Was jede IP-Nummer bezeichnet
Nach der Abkürzung „IP“ folgen zwei Ziffern. Die Zahlen geben die jeweilige Schutzstärke des Gerätes an. Habermehl erklärt: „Die erste Ziffer steht für den mechanischen Schutz von gefährlichen Teilen vor der Berührung durch Personen oder Nutztiere. Die zweite Kennziffer steht für den Schutz vor eindringendem Wasser. Je höher die Ziffer, desto höher ist der Schutz.“
Die Bedeutung der ersten Ziffer im Überblick
- 0 – Gegen Eindringen von festen Fremdkörpern nicht geschützt, kein Schutz gefährlicher Teile bei Berührung
- 1 – Schutz vor dem Eindringen fester Fremdkörper ab 50 Millimeter Durchmesser, Schutz bei Berührungen mit dem Handrücken
- 2 – Schutz vor Fremdkörpern ab 12,5 Millimeter, Schutz bei Berührung mit den Fingern
- 3 – Schutz vor Fremdkörpern ab 2,5 Millimeter Durchmesser, Schutz bei Kontakt mit Werkzeugen
- 4 – Schutz vor Fremdkörpern ab 1 Millimeter Durchmesser, Schutz bei Kontakt mit Draht
- 5 – Schutz vor Staub in größerer Menge, Schutz bei Kontakt mit Draht
- 6 – Komplett staubdicht und Schutz bei Kontakt mit Draht
Die Bedeutung der zweiten Ziffer im Überblick
- 0 – Gegen Eindringen von Wasser mit schädlicher Wirkung nicht geschützt
- 1 – Schutz vor senkrechten Tropfen
- 2 – Schutz vor Wassertropfen bei einer Neigung des Gerätes von bis zu 15 Grad
- 3 – Schutz vor Sprühwasser bei einer Neigung des Gerätes bis 60 Grad
- 4 – Schutz vor Spritzwasser
- 5 – Schutz vor Strahlwasser
- 6 – Schutz vor starkem Strahlwasser
- 7 – Schutz bei zeitweiligem Untertauchen
- 8 – Schutz bei dauerndem Untertauchen
- 9 – Schutz vor Hochdruck und hoher Temperatur von Strahlwasser
IP-Nummer wichtig für Geräte im Außenbereich
Neben der Schutzstärke zeigt die zusammengesetzte IP-Nummer die Einsatzmöglichkeit eines elektronischen Gerätes an. Übliche Kennziffern sind:
IP44
Vollständig wasserdicht müssen Geräte mit dieser Kennung nicht unbedingt sein. IP44 bedeutet nur Schutz vor „Spritzwasser“ und kleinen Fremdkörpern wie Staub oder Insekten. IP44 ist die Mindestschutzart für Leuchten im Garten und Badezimmer.
IP54
„IP54“ wird für Elektrogeräte und Leuchten vergeben, die vor „Spritzwasser“ und Staub gut geschützt sind. Meistens werden die Geräte in einem Keller, einer Garage oder einer Werkstatt installiert. Leuchten mit dieser Schutzkennung sollten jedoch nicht im Gartenboden eingelassen werden.
IP65
Leuchten und andere Elektrogeräte, die die Sicherheitskennung „IP65“ tragen, sind mit ihrem staubdichten Gehäuse auch gegen starken Regen geschützt. Im Außenbereich dürfen Leuchten mit IP65 ohne Überdachung angebracht werden.
IP67
Geräte mit dieser IP-Nummer sind staubdicht und können Wasser beim Untertauchen für eine kurze Zeitspanne abhalten.
IP68
Elektronische Geräte mit dieser Kennung sind staubdicht. Bei ständigem Untertauchen sind die Geräte ausreichenden wassergeschützt. Unterwasserbeleuchtung, zum Beispiel für Pool oder Gartenteich, muss diese Schutzklasse besitzen.
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Neben IP-Nummer gibt es weitere Kennzeichen
Andreas Habermehl erklärt, dass alle Geräte in Europa ein CE-Zeichen benötigen. „Das CE-Zeichen ist aber kein Sicherheitszeichen. Bei den VDE- oder GS-Zeichen hingegen handelt es sich um Sicherheitskennzeichen, auf die der Verbraucher achten sollte“, sagt der Experte vom ZVEH.
Wo findet man die Sicherheitskennzeichnung?
IP-Nummer und weitere Sicherheitszeichen sind vom Hersteller auf dem Typenschild eines Gerätes oder einer Maschine gekennzeichnet. Die wichtigen Daten findet man oftmals auch in beiliegenden Hinweisblättern. Der Haken dabei: Diese sind teilweise nur elektronisch verfügbar.
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Wer bestimmt die IP-Nummer?
Die Sicherheitszeichen richten sich nach den Vorgaben verschiedener Institute und Fach-Verbände. Die Abkürzung „DIN“ steht für das Deutsche Institut für Normung. „EN“ bedeutet „Europäische Norm“. Eine weitere Kennung ist „VDE“. Damit wird der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik abgekürzt. Andreas Habermehl sagt: „Der Hersteller muss seine Geräte nach der DIN EN 60529 und VDE 0470-1 prüfen und die Prüfung nachweisen. Dann darf der Hersteller die IP-Nummer selbst vergeben.“