27. Dezember 2024, 16:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Keime und Bakterien im Trinkwasser: Das klingt gefährlich. Aber ist das tatsächlich der Fall? myHOMEBOOK klärt auf.
Im November 2024 sorgte die behördliche Anordnung für Ober- und Unterschleißheim bundesweit für Schlagzeilen. Das Gesundheitsamt informierte die Einwohner darüber, dass sie das Trinkwasser vor dem Gebrauch abkochen müssten, um gesundheitliche Risiken auszuschließen. Ein Brunnen war mikrobiologisch verunreinigt – mit anderen Worten: Keime waren in einer bedenklichen Konzentration in das Wasser gelangt. Das hat erwartungsgemäß bei vielen Menschen die Frage aufgeworfen, wie gefährlich Keime in unserem Trinkwasser sein können.
Was sind eigentlich Keime?
Wenn von „Keimen“ im Trinkwasser die Rede ist, stellt sich vermutlich zunächst die Frage, worum es sich dabei eigentlich handelt. Streng genommen ist es ein Sammelbegriff, der verschiedene (potenzielle) Krankheitserreger beschreibt.
Zu den Keimen zählen Mikroorganismen wie Algen, Bakterien, Parasiten, Pilze oder auch Viren. Das Wort „potenziell“ ist wichtig. Denn ein einzelnes Virus oder ein einzelnes Bakterium genügt nicht, um einen Menschen tatsächlich krank werden zu lassen.
Gibt es keimfreies Wasser?
Auf diese Frage gibt das Umweltbundesamt öffentlich eine eindeutige Antwort: Nein! So heißt es dort in einer Erklärung: „Trinkwasser ist nicht keimfrei. Auch nach sachgerechter Aufbereitung enthält es noch Mikroorganismen.“
Keime im Wasser sind also nicht ungewöhnlich. Genau wie sich auch auf dem menschlichen Körper Bakterien finden. Ob Keime eine Krankheit auslösen können, hängt von der Art des Keimes, der Konzentration im Wasser und der individuellen Konstitution des Menschen ab.
Welche Keime können im Trinkwasser vorkommen?
Zu den krankheitserregenden Keimen gehören diese drei Vertreter:
Legionellen
Legionellen verdanken ihren Namen dem Ausbruch der „Legionärskrankheit“, die 1976 während eines Kongresses der „American Legion“ in Philadelphia stattfand. Dabei erkrankten viele Teilnehmer an einer schweren Lungenentzündung. Legionellen vermehren sich bevorzugt in Warmwassersystemen. Insbesondere wenn das Wasser in der Hausinstallation über längere Zeit nicht bewegt wird, können sich die Bakterien stark vermehren und dann den Grenzwert überschreiten, der für den Menschen gefährlich werden kann. Die Bakterien werden über die Atemwege aufgenommen, etwa durch das Einatmen von kontaminierten Aerosolen unter der Dusche.
Coliforme Bakterien
Unter Coliformen Bakterien werden eine ganze Reihe von verschiedenen Bakterien zusammengefasst. Diese können auf eine mikrobiologische Verunreinigung des Trinkwassers hinweisen. Die muss allerdings nicht zwangsläufig von außen verursacht worden sein. Die Bakterien können sich auch aus Ablagerungen im Wassersystem lösen. Zu den verschiedenen Bakterienarten gehören solche, die nur bei Personen mit einer Disposition und bei Überschreitung einer bestimmten Menge Krankheiten auslösen, sowie andere Stämme, die auch körperlich vollständig gesunde Menschen krank machen.
Pseudomonaden
Pseudomonas-Bakterien vermehren sich gut in stehendem Wasser. Es gibt sie ebenfalls in zahlreichen Varianten. Die Variante „Pseudomonas aeruginosa“ kann bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen hervorrufen. Die Bakterienfamilie zeichnet sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit aus und hat im Laufe der Geschichte auch viele Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt.
Wie kommen Keime ins Trinkwasser?
Wie eingangs erwähnt, kommen Keime generell im Wasser vor. Steigt die Zahl an Keimen, die selten in Oberflächenwasser vorkommen, aber im Trinkwasser deutlich an, kann das unterschiedliche Ursachen haben.
- Eindringen von außen durch beschädigte Leitungen.
- Kontaminierte Regenwasser
- Stehendes Wasser aus wenig genutzten Leitungen
- Landwirtschaftliche Einflüsse.
Wie erkennt man eine Keimbelastung?
Mit absoluter Sicherheit können Keime im Trinkwasser nur durch Untersuchungen in einem Labor nachgewiesen und erkannt werden. Es gibt aber Warnzeichen, die von jedem beachtet werden sollten. Tritt eines davon auf, ist es ratsam, sich auf der Internetseite der Wasserwerke zu informieren oder dort anzurufen, um sich eine Empfehlung geben zu lassen. Warnsignale, die auf eine mögliche Keimbelastung hinweisen, können sein:
- Ungewöhnlicher Geruch
- Veränderter Geschmack
- Trübungen
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Gegen Keime im öffentlichen Trinkwassernetz kann niemand selbst etwas unternehmen, sehr wohl aber, wenn es um die Installation im Haus geht.
- Die Leitungen sollten regelmäßig genutzt werden. Hat das Wasser über einen längeren Zeitraum in den Leitungen gestanden, etwa wegen des Urlaubs, sollten zunächst für ein paar Minuten sowohl kaltes als auch warmes Wasser gezapft werden.
- Der Warmwasserspeicher im Haus sollte auf mindestens 60 Grad Celsius eingestellt sein.
- Duschköpfe und Armaturen müssen regelmäßig gereinigt und auch entkalkt werden.