17. Januar 2024, 5:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Von Mundpropaganda bis Sonntagsspaziergang: Die Optionen für eine zielführende Wohnungssuche sind vielfältig. Eine allein reicht oft nicht, vielmehr bringt es die Kombination.
Eine neue Wohnung zu finden ist schwer. Wenn sie dann auch noch saniert, hübsch, in guter Lage und bezahlbar sein soll, wird es zur echten Nervenprobe. Hier sind sechs Tipps, die das Finden einer Wohnung positiv beeinflussen können.
1. Tipp: Beim Finden einer Wohnung Mundpropaganda nutzen
Schon in Zeiten, bevor es Social Media gab, konnte man sich auf diesen Tipp verlassen – herumerzählen. „Sagen Sie jedem, den Sie treffen, dass Sie eine Wohnung suchen“, ermutigt Anja Franz vom Mieterverein München. Ihrer Erfahrung nach spricht sehr viel für die Methode. Denn: „Die guten Wohnungen kommen gar nicht erst ins Netz, sondern gehen so weg.“
Herumerzählen führt sogar bei großen Wohnungsanbietern zum Ziel. „Oft haben wir Nachmieter, die über die Mundpropaganda zu uns kommen“, sagt Thomas Meyer. Er ist Vorstandsvorsitzender von Wertgrund Immobilien. Insgesamt betrachtet sei es „sicherlich ein guter Weg, um derzeit eine Wohnung zu finden.“ Je mehr Leute im Bilde sind, desto besser die Chance, fündig zu werden.
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2. Tipp: Mäuschen spielen bei seinen Mitmenschen
Ob an der Ladentheke, im Bus oder in der Bahn, in Kneipen oder beim Friseur: Getratscht wird überall. Es schadet nichts – ausnahmsweise –, den Gesprächen anderer zu lauschen, denn wenn man eine Wohnung finden will, ist man auf sämtliche Tipps angewiesen. Es könnte sich ein Hinweis ergeben, wo gerade jemand auszieht. Wer mag, klinkt sich ins Theken-Gespräch ein, um mehr Details zu erfahren. Einen Versuch ist diese Methode wert.
Schauen Sie außerdem, ob irgendwo Bauschilder aufgestellt werden, Bagger anrollen oder Zeitungen über Projekte berichten. Spazieren Sie durch Wohngebiete und halten Sie Ausschau nach potenziell freien Objekten, sprechen Sie Nachbarn an. Vielleicht kennt jemand jemanden, der wiederum jemanden kennt.
3. Tipp: Aushänge anbringen und lesen
Mehr oder weniger große, kreativ aufgemachte Zettel mit der Botschaft „Ich suche …“ kleben oft an Ampel- und Lichtmasten sowie Schwarzen Brettern in Supermärkten und beim Bäcker. Aushänge an solch stark frequentierten Orten erhöhen die Chance, dass sich jemand daran erinnert und den entscheidenden Tipp gibt – oder sogar selbst vermietet oder verkauft. Beim Anbringen eigener Aushänge an die Kontaktdaten denken.
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Für Studentenbuden kleben diese Zettel fast überall in Uni-Gebäuden, auf dem Campus und in der Umgebung von Hochschulen. Mit Erfolg offenbar, wie das Studierendenwerk Mainz an den angehängten Telefonnummer-Schnipseln festmacht: „Die werden oft abgerissen. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Angebot stark nachgefragt wird.“ Generell bergen Aushänge nach der Erfahrung von Mieterschützern allerdings das Risiko, unseriösen Anbietern aufzusitzen.
4. Tipp: Überall auf Wartelisten setzen lassen
Sowohl Wohnungsgesellschaften als auch Hausverwaltungen führen solche Listen. Mietinteressenten sollten sich früh dort eintragen lassen, rät Anja Franz. Für neue Häuser bedeutet das: in der Bauphase oder noch besser, sobald Gerüchte von einem geplanten Neubau die Runde machen.
Vorgemerkte Interessenten haben den Vorteil, eher berücksichtigt zu werden als andere. „Sie bekommen dann vor Fertigstellung die Wohnungen angeboten, bevor diese in die Portale gehen“, beschreibt Wertgrund-Chef Meyer die Praxis seines Unternehmens. Er beobachtet, dass sich Wohnungsuchende zunehmend häufiger über Wartelisten anmelden.
5. Tipp: Bei Möbelpackern und Co. nachfragen
Steht ein Umzugswagen vor dem Haus, zieht jemand aus oder ein. Das lässt sich mit Nachfragen bei den Möbelpackern herausfinden. Bei Auszug ist das eine Chance, eine neue Wohnung zu finden. Auch wenn die Möbelfirma nicht sofort eine positive Antwort parat hat, so haben die Mitarbeiter vielleicht hilfreiche Tipps, um eine Wohnung in einem anderen Stadtteil zu finden. Auch die alten Mieter wissen bestimmt, ob es für ihre vier Wände bereits einen Nachmieter gibt. Wenn nicht, dann gleich den Vermieter kontaktiere.
Es kann sich auch lohnen, Handwerker auf Baustellen anzusprechen oder zu schauen, wo Handwerkerautos vor der Tür stehen, und sich bei den Mitarbeitern zu erkundigen. Oft holen Vermieter Maler sowie Bad- und Sanitärinstallateure, wenn sie Wohnungen modernisieren oder für eine Neuvermietung fit machen.
Entrümpler rücken in gewachsenen Wohngebieten oft als Erste an. Zum einen müssen ältere Hauseigentümer vor dem Umzug ins Altersheim gründlich aufräumen. Zum anderen lassen Hinterbliebene oder Makler vor dem Verkauf stehende Häuser leerräumen. Kaufwillige können auch versuchen, bei den Firmen gezielt nach anstehenden Räumungen zu fragen.
Kleider machen Leute … oder sorgen für Lacher
„Als mein Mann und ich vor drei Jahren eine Wohnung suchten, bat ich ihn im Vorfeld, sich bitte ordentlich anzuziehen. Der erste Eindruck ist immer der wichtigste, wurde mir eingetrichtert. Ich wollte nicht, dass wir uns eine Wohnung verspielen, weil wir irgendwie unordentlich aussehen. Gesagt, getan – er hatte sich rausgeputzt. Nur leider sah er nicht mehr aus wie Ende 30, sondern wie mein Opa oder dessen Mathelehrer. Er hatte einen beigen Pullover mit Flicken auf dem Ellenbogen an, dazu eine braune Hose. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Im Endeffekt habe ich laut gelacht und konnte es mir auch während des Gespräches mit der Hausverwaltung nicht verkneifen. Die nette Dame stieg irgendwann mit ein. Offenbar hatte auch sie die außergewöhnliche Kleidung meines Mannes bemerkt. Da wir uns offensichtlich alle sehr sympathisch waren und nun auch eine gemeinsame Erinnerung teilen, bekamen wir die Wohnung und sind bis heute glücklich und zufrieden.“– Franka Kruse-Gering, myHOMEBOOK-Redakteurin
Nicht nur Einkommen Darauf achten Vermieter bei der Auswahl neuer Mieter
Experten-Tipps Was tun, wenn Hausverwaltung oder Vermieter nicht reagieren?
Auskunftspflicht Muss der Vermieter mitteilen, ob in der Wohnung jemand gestorben ist?
6. Tipp: Es auf die alte Tour versuchen
Wenn man über Annoncen die große Liebe finden kann, warum dann nicht auch eine Wohnung? Zeitungsinserate in der Tagespresse sind der Klassiker – sowohl für Kauf- und Mietinteressenten als auch für Anbieter. Lokale Anzeigen- und Wochenblätter sind ebenfalls vielgelesen, auch von kleinen Privatvermietern und Hausverkäufern. Deshalb bieten sich dort Miet- und Kaufgesuche an oder man findet Angebote.
Das ist die Möglichkeit für Interessenten, in ihrer Umgebung etwas Neues zu finden. Die Erfolgsaussichten dürften etwas besser sein als in Internetportalen, auf die sich die meisten Anbieter und Suchenden konzentrieren. Manchmal sei der Ansturm dort so groß, dass Wohnungsunternehmen ihre Veröffentlichungen plötzlich wieder herausnähmen, sagt Thomas Meyer.
Fazit: Miet- und Kaufinteressenten sollten jede Möglichkeit nutzen, eine passende Immobilie zu finden. Bei der Suche gilt es alle Kanäle auszuschöpfen, parallel und gezielt. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. „Man muss kreativ sein“, sagt Anja Franz.
Mit Material der dpa