17. September 2021, 3:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer gerade ein Sofa, einen Schrank oder eine Küche kaufen will, braucht Flexibilität. Es kann vorkommen, dass der Liefertermin sich mehrfach verschiebt. Das liegt an hoher Nachfrage – und Corona.
Der Kauf einer neuen Küche will gut geplant sein: Die alten Möbel und Geräte müssen raus, das Liefern der neuen sollten zeitlich passen. Gelingt das nicht, wird es im Alltag schwierig – wo soll nun das Essen zubereitet werden? Aber genau solche Probleme können aktuell vorkommen. Die Branche hat Lieferschwierigkeiten. Und das ist nicht alles: In den kommenden Wochen und Monaten drohen höhere Preise für Möbel aller Art.
Warum gibt es diese Probleme beim Liefern von Möbeln?
Die Versorgungsengpässe gehen etwa noch auf heruntergefahrene Produktionen bei Grundstoffen zu Beginn der Corona-Pandemie zurück. Aber auch die stark gestiegene weltweite Nachfrage bei Baustoffen wie Holz ist ein Grund. Und die internationale Logistik hat noch immer knappe Kapazitäten.
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Auswirkungen haben zudem hohe Corona-Fallzahlen und Quarantänen für die Belegschaft ganzer Werke in Osteuropa, wo Möbel oder Möbelteile auch für den deutschen Markt produziert werden, wie Markus Meyer erklärt. Er ist Präsidiumssprecher des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM).
Auch die Corona-Beschränkungen vom Winter 2020/21 wirken noch nach: Möbelgeschäfte waren lange geschlossen, Kunden holen nun ihre Käufe nach. Man wartet also länger auf Waren und deren Montage.
Verzögerungen beim Liefern von Möbeln – welche Produkte sind betroffen?
„Das ändert sich teils von Woche zu Woche“, sagt Markus Meyer. Je nachdem, welches Problem bei der Beschaffung gerade akuter ist, kann mal ein Beschlag oder ein anderes kleines Bauteil fehlenund so das Liefern der Möbel verzögern. Und dann bleiben die ansonsten fertigen Möbel beim Hersteller liegen.
Ganz grundsätzlich gebe es weiterhin erhebliche Engpässe bei „vielen wichtigen Vormaterialien“, erklärte Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), Ende August. Das betrifft Holz, Metallkomponenten, Polsterschäume, Bezugsstoffe und elektronische Bauteile.
Auch Hausgeräte wie Geschirrspüler und Co. sind betroffen. Die Lage habe sich „dramatisch zugespitzt“, sagte Volker Klodwig, Vertriebsleiter Europa des großen Hausgeräteherstellers BSH Anfang September. „Wir werden uns in diesem Jahr, bis Anfang 2022 sicherlich, damit auseinander setzen müssen.“
Verzögerung beim Möbel liefern – Auswirkung auf den Preis?
Das ist zu erwarten. Denn die Hersteller müssen wegen höherer Materialkosten stark in der Produktion draufzahlen. Der Möbel- und Küchenhandel berichtet schon von Preissteigerungen: „Wir haben bereits die zweite oder dritte Preisrunde in diesem Jahr, und das wird noch so weitergehen. Üblich ist eine Erhöhung im Jahr, um die Preise unter anderen der Inflation anzupassen“, erklärt BVDM-Präsidiumssprecher Markus Meyer.
Um wie viel länger muss ich auf bestellte Möbel warten?
„Das ist leider das Problem: Wir können keine verlässlichen Angaben mehr machen“, sagt Meyer. Teils müssen Kunden mehrere Verschiebungen ihrer Liefertermine in Kauf nehmen. Im Schnitt halten sich die Verzögerungen laut VDM noch in Grenzen: Aktuell sei die durchschnittliche Lieferzeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Wochen erhöht – auf nunmehr sechs bis acht Wochen. Die Liefersituation könnte sich aber noch einmal zuspitzen, blickt Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth voraus.
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Noch früher ordern. Das gilt gerade für große Möbelkombinationen mit Montageservice. Denn zum Jahresende könnte es auch schwierig werden, Monteure zu bekommen.
Wer wegen eines Umzugs wirklich dringend neue Möbel braucht, kann vielleicht mit etwas Flexibilität Zeit für sich herausschlagen – und so auch noch dem Händler helfen: Etwa, indem man in Absprache mit dem Berater aus dem Handel einzelne Komponenten austauscht.
Oder man organisiert sich anders. „Aktuell fehlen uns 100.000 Elektrogeräte, die nicht ausgeliefert werden können. Die Küchenmöbel stehen aber bereit“, sagt Markus Meyer vom Handelsverband Möbel und Küchen. Es besteht in manchen Geschäften vielleicht die Möglichkeit, erst mal nur die Küchenmöbel aufbauen zu lassen und den alten Herd erst später gegen den neuen auszutauschen.