21. März 2024, 6:23 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Immobilienmakler und myHOMEBOOK-Autor Christopher Hnida hat selbst einige Zeit in den USA gelebt und gearbeitet. Bei myHOMEBOOK gibt er einen Einblick in den US-amerikanischen Immobilienmarkt und erklärt, welche Unterschiede es im Vergleich zu Deutschland gibt.
Die Zeiten, in denen die Deutschen sehnsüchtig Richtung Westen über den großen Teich geblickt haben und dort unendliche Freiheit und Möglichkeiten zu sehen glaubten, scheinen vorbei zu sein. Spätestens seit Donald Trump 2017 Präsident geworden ist, hat sich das Bild vieler auf das Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten verändert. Klar, es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber eben auch gravierende Unterschiede zwischen USA und Deutschland – auch beim Beruf des Maklers.
Die Unterschiede zu Maklern in den USA
Besonders sichtbar wird der Unterschied, wenn man sich die Branche hier und dort anschaut. Es beginnt schon mit dem allgemeinen Image des Berufs. So wird der Makler in den USA als kompetenter Profi wahrgenommen, wohingegen in Deutschland das Bild des Maklers oft mit Champagner und teuren Fahrzeugen aus Süddeutschland assoziiert wird.
Tatsächlich machen die Amerikaner in Bezug auf die Immobilienmakelei vieles besser. So führt der Einstieg in den Beruf über deutlich mehr Hürden als in Deutschland, wo es faktisch keine gibt und so gut wie jeder Makler werden kann.
Andere Wege der Ausbildung
In den USA ist der erste Schritt zum Profi eine obligatorische Ausbildung, an dessen Ende die Lizenzvergabe steht. Mit dieser Lizenz als „Agent“ kann man sich als Makler einer bereits bestehenden Firma anschließen. Wer mehrere Jahre als „Agent“ tätig war und seine Lizenz immer wieder erneuert, kann die „Broker“ Lizenz erwerben und seine eigene Firma gründen.
Zwar gibt es in Deutschland inzwischen immerhin eine Fortbildungspflicht für Immobilienmakler und Hausverwalter, allerdings ist das mit den strengen Regeln der Lizensierung der USA nicht zu vergleichen. Wer in Deutschland ohne Vorkenntnis eine Maklerfirma gründen möchte, hat auf die entsprechende Gewerbeerlaubnis sogar einen Rechtsanspruch. Einziger Ausschlussgrund wäre eine Vorstrafe in einem Vermögensdelikt wie Unterschlagung oder Urkundenfälschung.
Das steckt hinter den Unterschieden
Der Grund für diese gravierenden Unterschiede im Zugang zum Beruf des Maklers erklärt sich, wenn man einen Blick auf das Alltagsgeschäft in den USA wirft. Denn dort ist der Markt faktisch reglementiert. Wer eine Immobilie kaufen oder verkaufen möchte, kommt in der Regel um einen Makler nicht herum.
Das liegt in erster Linie daran, dass ausschließlich lizenzierte Makler Zugriff aus das MLS haben. Das ist das System, in dem die Online-Immobilienanzeigen erscheinen. Die Makler loggen sich dann mit einem Code ein, der sich alle 20 Sekunden ändert. Damit wird sichergestellt, dass kein Schindluder getrieben wird.
Es gibt auch in den USA verschiedene freie Anzeigenportale. Allerdings wirken die Anzeigen auf Craigslist und anderen oft unseriös. In den seltensten Fällen führen sie tatsächlich zu einem Verkauf, sondern eher dazu, dass sich allerhand merkwürdige Leute melden. Durch die Exklusivität des MLS bietet sich zusätzlich der große Vorteil, dass Käufer und Verkäufer sich sicher sein können, dass sie über den beauftragten Makler Zugang zum gesamten Immobilienmarkt haben.
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Mehr Gemeinschaftsgeschäfte in den USA
Ich selbst habe über ein Jahr in den USA gelebt und gearbeitet. In meiner Zeit dort war es alltäglich, dass am Telefon der Agent einer anderen Firma war, seine Lizenznummer nannte und um ein Showing für eines unserer Listings gebeten hat. Wurde die Immobilie dann verkauft, zahlt jeder den Makler, den er beauftragt hat.
Solche Gemeinschaftsgeschäfte finden hier zwar auch statt, sind aber eher unüblich und es gibt durchaus Makler, die diese generell ablehnen. In einer Hochphase des Marktes, wie wir sie im vergangenen Jahrzehnt erlebt haben, mag das auch funktioniert haben. Allerdings würden sich viele Kollegen einen Gefallen tun, wenn sie sich im jetzigen Marktumfeld Gemeinschaftsgeschäften gegenüber offener zeigen.
Am Ende braucht es eben immer beides für den Abschluss: den Verkaufsauftrag der Immobilie und den Käufer. Es ist hierzulande aber auch eher unüblich, als Käufer einen Makler mit der Immobiliensuche zu beauftragen, da der Markt über die Online-Portale weitestgehend frei zugänglich ist.
Darum bevorzuge ich das US-Modell
„Aus meiner Sicht ist das amerikanische System das bessere. Es schafft mehr Sicherheit, Kompetenz und Vertrauen und bietet letztendlich Vorteile für alle Beteiligten. Es führt dazu, dass das Image des Maklerberufs in den USA sehr angesehen ist. Der Mangel an Zugangsbeschränkungen in Deutschland führt hingegen weiterhin zu einem großen Qualitätsunterschied bei den Maklern. Umso wichtiger ist es sich als Kunde für den richtigen Makler zu entscheiden. Natürlich gibt es keinen Grund, warum jeder Makler unbedingt Akademiker sein sollte. Auch möchte ich mich nicht generell für Reglementierungen und gegen freie Zugänge aussprechen. Allerdings ist es nicht zu erklären, warum der Nachtwächter eines Parkhauses zumindest eine Sachkundeprüfung ablegen muss, wohingegen der Immobilienmakler, der mit empfindlichsten Werten anderer Menschen umgeht, absolut gar nichts nachzuweisen hat. Das läuft in den USA deutlich besser.“