20. April 2022, 5:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Drei oder sogar vier Generationen in einem Haus: diese Art des Wohnens galt bis vor kurzer Zeit noch als überholt. Doch die Anforderungen des Alltags in verschiedenen Lebensphasen und der Trend hin zu mehr familiärer Nähe führt dazu, dass die Vorzüge eines Mehrgenerationenhaushaltes derzeit neu entdeckt werden.
In den vergangenen Jahrzehnten gehörte es zum Regelfall, dass junge Erwachsene aus ihrem Elternhaus auszogen und nur als Besucher dort hin zurückkehrten. Dass mehr als zwei Generationen – also Eltern und ihre Kinder – unter einem Dach lebten, war über mehrere Jahrzehnte hinweg eine absolute Seltenheit. Doch so langsam beginnt ein Umdenken, denn immer mehr Familien entscheiden sich für einen Mehrgenerationenhaushalt. Und das zurecht: Denn das Leben innerhalb der Familie hat zahlreiche Vorteile, von denen Groß und Klein profitieren und die zunehmend attraktiver erscheinen. Doch wie gelingt das harmonische Zusammenleben im Mehrgenerationenhaushalt? Wir haben die wichtigsten Tipps für Sie zusammengestellt.
Übersicht
Jung und Alt unter einem Dach
Mehrgenerationenhäuser scheinen eine Antwort auf vielerlei Herausforderungen des modernen Lebens zu sein. Der demografische Wandel macht bezahlbaren Wohnraum in beliebten Wohngegenden knapp, Pflegeheime sind überfüllt und die Arbeitswelt fordert von Eltern die gleiche Flexibilität wie von kinderlosen Arbeitnehmern. Daher wünschen sich immer mehr Menschen, den familiären Rückhalt in ihren Alltag integrieren zu können.
Ein Mehrgenerationenhaushalt macht genau das möglich und sorgt dafür, dass alle Generationen voneinander profitieren. Die Großeltern stehen als flexible Aufsichtspersonen für die Enkel bereit, während sie später im Pflegefall immer einen Ansprechpartner und Hilfe bei alltäglichen Aufgaben in der Nähe haben. So lassen sich die alltäglichen Herausforderungen gemeinsam meistern, was jeder Generation letztendlich den Alltag erleichtert.
Welche Vorteile hat ein Mehrgenerationenhaushalt?
Die Vorteile eines Mehrgenerationenhaushaltes liegen auf der Hand, denn der familiäre Zusammenhalt und die räumliche Nähe sorgen dafür, dass der Alltag für alle leichter wird:
- Gegenseitige Unterstützung
- Aufgabenteilung
- Voneinander lernen
- Keine Langeweile
- Geld sparen
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Wie funktioniert das Leben in einem Mehrgenerationenhaushalt?
1. Genügend Rückzugsmöglichkeiten schaffen
Damit das Leben im Mehrgenerationenhaushalt funktioniert und Konflikte vermieden werden, sollte genügend Raum vorhanden sein. Wichtig ist, dass jede Partei ihren eigenen Rückzugsort hat. Lösen lässt sich das beispielsweise in einem mehrstöckigen Haus, in dem die Familie mit Kindern den unteren Stock und das Großelternpaar den oberen Stock bewohnt.
2. Aufgaben klar verteilen
Nur wenn jeder genau weiß, was er wann zu tun hat, kann der Alltag im Mehrgenerationenhaus harmonisch ablaufen. Ein Wochenplan, in dem alle Aufgaben wie putzen, Mülleimer leeren oder Rasenmähen eingeteilt sind, leistet gute Hilfestellung dabei. Um für etwas Flexibilität und Spontanität zu sorgen, sollte man aber auch Pufferzonen einplanen.
3. Freiräume respektieren
Das Leben mit mehreren Generationen in einem Haus kann auf die Dauer auch etwas anstrengend sein. Je nach persönlichem Empfinden benötigen manche mehr und manche weniger viel Zeit für sich allein. Darum sollten alle Parteien die Freiräume der anderen respektieren und jedem auch freie Zeit für und mit sich selbst lassen.
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4. Gegenseitig unterstützen
Gegenseitige Unterstützung im Alltag ist das A und O eines Mehrgenerationenhaushaltes. Das Gute: Die regelmäßig anfallenden Aufgaben im Haus lassen sich durch die Anzahl an Bewohnern teilen und somit schneller bewältigen. Jeder übernimmt die Tätigkeiten, die ihm am meisten liegen, wovon letzten Endes alle Hausbewohner profitieren.
5. Das Haus barrierefrei gestalten
Eine wichtige Grundlage für das Zusammenleben mehrerer Generationen in einem Haus ist die Barrierefreiheit. Denn nur so können sich alle Bewohner frei im gesamten Gebäude bewegen und ihre Aufgaben eigenständig erledigen. Ob barrierefreies Badezimmer, Rollstuhl-Rampe oder eingebauter Treppenlift: diese Maßnahmen sollten immer an die Bedürfnisse der Senioren im Haus angepasst werden, damit die Großeltern so wenig Hilfe wie möglich in Anspruch nehmen müssen.
6. Gemeinschafts-Räume einrichten
Um das Zusammenleben in vollen Zügen genießen zu können, braucht man in einem Mehrgenerationenhaushalt auch gemeinsam genutzte Räume. Ideal ist etwa ein allgemeines Wohnzimmer oder ein Garten, in dem sich die ganze Familie versammeln kann. Auch eine gemeinsame Küche ist ein Klassiker, der unkompliziert von mehreren Generationen nutzbar ist. Wichtig bei der Einrichtung solcher Gemeinschafts-Räume ist, genügend Platz für alle Familienmitglieder zu schaffen, sodass gesellige Spielenachmittage, gemeinsame Mahlzeiten und gemütliche Filmabende unkompliziert umsetzbar sind.
7. Offen und regelmäßig kommunizieren
Darüber hinaus ist auch eine regelmäßige und ehrliche Kommunikation miteinander ein wichtiger Baustein für ein harmonisches Zusammenleben. Denn jede Person hat ihre ganz eigenen Bedürfnisse, Probleme, Ängste und Vorstellungen. Diese gemeinsam unter einen Hut zu bekommen, das ist wohl die größte Herausforderung eines Mehrgenerationenhaushaltes. Um Streitigkeiten und Konflikten innerhalb der Familie vorzubeugen, gehört eine offene und regelmäßige Kommunikation zu den wichtigsten Punkten.
8. Gemeinsame Unternehmungen planen
Die beste Voraussetzung für ein erfülltes Zusammenleben sind gemeinsame Erlebnisse und Aktivitäten. Hier bieten sich verschiedenste Möglichkeiten an, welche die ganze Familie zusammenschweißen und schöne Erinnerungen schaffen. Kleinere Events, wie etwa Gesellschaftsspiele oder gemeinsames Grillen im Garten, lassen sich unkompliziert in den Alltag einbauen. Für den Besuch im Kino oder im Zoo ist hingegen meist am Wochenende Zeit. Auch gemeinsame sportliche Aktivitäten tun allen gut, beliebt bei Groß und Klein sind beispielsweise gemeinsame Radtouren oder Wanderungen mit Picknick.