11. Januar 2024, 10:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bei winterlich frostigen Temperaturen möchte man das Fenster am liebsten geschlossen lassen – aber das ist auch keine Lösung, sonst droht Schimmel. Kann die sogenannten „Mikrolüftung“ hier Abhilfe schaffen?
In der Regel gibt es zwei Möglichkeiten, für frische Luft in der Wohnung zu sorgen: Entweder man öffnet das Fenster ganz, bestenfalls sogar mehrere, um für Durchzug zu sorgen. Oder man nutzt die Kippstellung beim Fenster, sodass nicht zu viel kalte Luft einströmt. Experten empfehlen dabei allerdings die erste Methode – beim Kippen über einen längeren Zeitraum würde die Wohnung zu stark auskühlen. Und dann gibt es noch eine dritte Möglichkeit, die bei modernen Fenstern besteht: Hier lässt sich die Mikrolüftung einstellen – auch „Spaltöffnung“ oder „Sparlüftung“ genannt. Was hat es damit auf sich? myHOMEBOOK hat bei einer Architektin und Referentin für energetische Sanierung nachgefragt.
So funktioniert die Mikrolüftung beim Fenster
Moderne Fenstersysteme bieten mehr als zwei Möglichkeiten zum Lüften. Neben dem kompletten Öffnen und Kippen kann man diese Fenster auch „mikrolüften“. Dabei stellt man den Fenstergriff auf 45 Grad – also weder senkrecht noch waagrecht. Es entsteht ein kleiner Spalt zwischen Fenster und Rahmen, durch den permanent frische Außenluft einströmen bzw. feuchte Innenluft ausströmen kann.
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Wie erkenne ich, ob mein Fenster diese Funktion hat?
Eigentümer wissen in der Regel Bescheid, um welche Fenster es sich in ihrem Haus handelt. Bei Mietern ist das nicht immer der Fall. Die einfachste Möglichkeit, herauszufinden, ob die Fenster über eine Spaltlüftung verfügen, ist Ausprobieren. Allerdings sollte man dabei behutsam vorgehen. Zunächst den Griff auf 45 Grad – also zwischen „Offen“ und „Kippstellung“ drehen. Danach das Fenster vorsichtig zu sich ziehen. Öffnet es sich wenige Millimeter, funktioniert die Mikrolüftung.
Vorsicht bei alten Fenstern!
„Da es diese Funktion nur bei neuen und modernen Fenstersystemen gibt, sollte man vorsichtig sein. Denn bei alten Modellen kann es sonst passieren, dass das Fenster nur noch an einem Punkt hängt. Schlimmstenfalls nimmt die Mechanik dabei Schaden. Bestenfalls sollte man sich vorab informieren, ob die Mikrolüftung beim eigenen Fenster möglich ist.“– Felix Mildner, Redaktionsleiter
Lohnt sich die Spareinstellung?
Rita Maria Jünnemann ist Architektin und Referentin für energetisches Bauen und Sanieren bei der Verbraucherzentrale NRW. Sie sieht die Mikrolüftung als „ergänzende Möglichkeit“, die sich durchaus lohnen kann. Allerdings kommt es wie immer auf die Umstände an.
„Beim Lüften sollte die Luftfeuchtigkeit möglichst schnell raus, das geht mit dieser Lüftung nicht“, erklärt die Expertin auf myHOMEBOOK-Anfrage. „Lieber einmal weit aufmachen, das ist der schnellste Weg.“ Würde man unentwegt lüften – auch wenn es nur ein kleiner Spalt ist – drohe, die Wohnung auszukühlen.
Jünnemann sieht aber eine Möglichkeit, bei der sich die Spaltöffnung lohnen könne – und zwar „nachts in Schlafräumen, wenn die Gefahr besteht, dass der CO₂-Gehalt zu hoch wird“. Mit der Mikrolüftung sei eine gleichmäßige CO₂-Abfuhr gewährleistet, sodass man morgens nicht mit einem „schweren Kopf“ aufwache. Zudem würde die Energie-Expertin die Mikrolüftung empfehlen, wenn es lange in der Wohnung feucht war. „Im Moment kann man eine Wohnung gut trocknen, da die Außenluft kaum Wasser enthält“, erklärt Jünnemann. Dabei würde die Feuchtigkeit entweichen, ohne dass viel Wärme verloren geht.
„Bei den Lüftungsmöglichkeiten sind wir auch von der Thermik abhängig“, meint die Architektin. Wenn kein Wind weht, oder man in der Stadt in einem unteren Stockwerk wohnt, habe man weniger Luftaustausch beim Sparlüften.
Wie sieht es mit dem Einbruchschutz aus?
Auch wenn das Fenster bei der Mikrolüftung augenscheinlich geschlossen ist, haben Einbrecher hier leichtes Spiel, warnt Jünnemann. Beim Einbruchschutz sei diese Technik genauso unsicher wie ein gekipptes Fenster. Hier haben Einbrecher also leichtes Spiel, weshalb man die Wohnung auch nicht bei gekipptem Fenster unbeaufsichtigt lassen sollte.
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Tipp der Expertin: Mit Sensoren kombinieren
Um die Wirksamkeit der Mikrolüftung zu erhöhen, könne man das System auch mit Sensoren verknüpfen, die CO₂ und Feuchtigkeit in der Raumluft messen. Denn dann würde sich diese Art der Lüftung besonders gut eignen – und der Sensor schlägt Alarm, wenn es Zeit für Frischluft ist. „Dabei gehen wir dann schon in Richtung Lüftungsanlage, die bereits in vielen Neubauten für gleichmäßigen Luftaustausch sorgt“, sagt Jünnemann. Dabei gilt natürlich auch in diesem Fall: Je besser das Gebäude gedämmt ist, desto weniger Wärme geht verloren.