30. Juli 2020, 21:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn auf einmal Löcher in Textilien wie Mänteln oder Teppichen auftreten, könnte es am Pelzkäfer liegen. Konkret sind es seine gefräßigen Larven, die nicht nur über den namensgebenden Pelz herfallen. Wie man den Befall des Schädlings erkennt und was dann zu tun ist.
Auch wenn Pelz heutzutage recht selten ist, findet der Pelzkäfer (Attagenus) in Wohnungen viele Textilien, die seine Nahrungsgrundlage bilden. Er gehört zur Familie der Speckkäfer, einem weiteren gefräßigen Schädling. Mittlerweile ist der Pelzkäfer auch in Deutschland weit verbreitet.
Lebensraum und Vorkommen des Pelzkäfers
Es gibt zwei verschiedene Arten, den Braunen und den Gefleckten Pelzkäfer, wie das Umweltbundesamt informiert. Während der Braune Pelzkäfer ursprünglich aus Afrika stammt und über Osteuropa nach Deutschland eingewandert ist, ist der Gefleckte Pelzkäfer eine heimische Art. Während sie in der Natur die Rolle der Müllverwertung einnehmen und Fellreste von Tierkadavern beseitigen, werden sie in Wohnungen zu Materialschädlingen. Dabei können die Larven beachtlichen Schaden an Wolltextilien, Teppichen, Pelzen oder Fellen anrichten.
Wie kommen Pelzkäfer in die Wohnung?
Künstliches Licht in Wohnungen ziehen die erwachsenen Käfer fast schon magisch an. Durch geöffnete Fenster fliegen sie dann hinein. Ihre Larven sind hingegen lichtscheu. Während sich die ausgewachsenen Exemplare in freier Wildbahn von Pollen und Nektar ernähren, bevorzugen die Larven in der Wohnung organisches Textil-Material.
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Vor allem in Wohnungen mit Parkett- oder Dielenboden fühlt sich der Schädling wohl, da er in den Fugen und Ritzen Haare oder Textilreste sammelt, wovon sich seine Larven ernähren können. Auch unter Teppichen oder in dunklen Nischen, beispielsweise im Kleiderschrank, können sie sich verstecken.
Wie erkennt man den Pelzkäfer?
Brauner und Gefleckter Pelzkäfer weisen einige Unterschiede auf. So kann man sie erkennen:
Brauner Pelzkäfer
- längliche Form
- zwei bis vier Millimeter lang
- dunkelbrauner bis schwarzer Kopf
- hellbraune und behaarte Flügeldecken
- Larven werden bis zu sieben Millimeter lang und gelb oder hellbraun
- Larven besitzen Borsten zwischen Segmenten und am hinteren Ende
Gefleckter Pelzkäfer
- länglich-ovale Form
- drei bis fünfeinhalb Millimeter lang
- dunkelrotbrauner bis schwarzer Kopf
- helle und mit weißem Haar-Fleck versehene Flügeldecken
- drei weitere Flecken auf dem Halsschild
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Sind Pelzkäfer gefährlich für Menschen?
Da Pelzkäfer vor allem Materialschädlinge sind, geht von ihnen keine direkt Gefahr für Menschen aus. Allerdings können bei einem Befall neben Textilien auch Vorräte wie Getreideprodukte verunreinigt werden. Findet man den Gefleckten Pelzkäfer in pflanzlichen Produkten, ist es wahrscheinlich, dass seine Larven die dort eingenisteten Vorratsschädlinge fressen. Obwohl es nicht bekannt es, dass die Käfer Krankheiten übertragen, können die feinen Härchen der Larven zu Hautirritationen führen. Sie können leicht abbrechen und beinhalten hautreizende Substanzen.
Wie kann man sich sicher sein, dass es sich um einen Pelzkäfer-Befall handelt?
Wenn man verdächtige unregelmäßige Fraßstellen an Textilien feststellt, kann man weitere Schritte einleiten, um die Art des Befalls zu bestimmen. Dabei spielt es eine Rolle, in welchen Stoffen sich die Fraßlöcher befinden. Hat man den Ablageort von Eiern und Larven ermittelt, kann auch dies bei der Bestimmung helfen.
Um auf Nummer sicher zu gehen und das Ausmaß des Befalls festzustellen, gibt es im Handel sogenannte Pheromon-Fallen für Pelz- oder Teppichkäfer. Diese am besten im Kleiderschrank aufstellen. Wichtig: Die Fallen dienen nur zum Monitoring, nicht zum Bekämpfen. Zudem werden davon nur männliche Käfer angelockt.
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Wie kann man einem Befall vorbeugen?
Sowohl bei der Vorbeugung als auch bei der Bekämpfung von Pelzkäfern sollte man vorerst von chemischen Insektiziden absehen. Mit diesen Methoden kommt es üblicherweise erst gar nicht zu einem Befall:
- Teppiche aus Wolle sowie Stoffe aus weiteren Naturmaterialien regelmäßig auf Larven oder Fraßlöcher überprüfen.
- Ungenutzte Kleidung oder andere Textilien in Tüten einlagern, davor waschen.
- Spalten und Ritzen in der Wohnung regelmäßig aussaugen.
- Auch hinter und unter Schränken reinigen.
- Fliegengitter können das Eindringen und damit die Eiablage in der Wohnung verhindern.
- Besonders oft befallen sind ausgestopfte Tiere, Gegenstände aus Leder oder Horn – diese genau kontrollieren.
- Haustierbesitzer sollten Ritzen und Spalten besonders gründlich von Tierhaaren befreien.
- Duftsäckchen mit Lavendel oder Zedernholz können Schädlinge fernhalten. Allerdings sollte man diese regelmäßig erneuern.
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Pelzkäfer mit natürlichen Methoden bekämpfen
Bevor man den Kammerjäger ruft oder zu Insektiziden greift, kann man den Befall auch mit natürlichen Maßnahmen eindämmen. Wie das Umweltbundesamt informiert, ist es am effektivsten, die Maßnahmen zu kombinieren. Dazu zählen:
- Mit dem Staubsauger Materialien von Eiern und Larven befreien sowie Haare und Hautschuppen entfernen. Auch Kleiderschränke oder Bettkästen aussaugen.
- Entsprechende Bereiche mit verdünnter Essigessenz (ein Teil Essigessenz, vier Teile Wasser) auswischen.
- Möbel und Teppiche mit dem Dampfreiniger behandeln.
- Waschbare Textilien bei 60 Grad waschen.
- Nicht waschbare Textilien können im Ofen bei mindestens 60 Grad über mehrere Stunden hinweg erhitzt werden.
- Alternativ kann man die Materialien in der Tiefkühltruhe bei mindestens -18 Grad einfrieren. Dazu die Textilien in Plastikbeutel einpacken und Vorgang nach zwei bis drei Wochen wiederholen.
Hinweis: Sollten die Maßnahmen zur natürlichen Vorbeugung und Bekämpfung nicht ausreichen, sollte man sich an einen professionellen Schädlingsbekämpfer wenden. Eine Liste an seriösen Experten finden Sie beim Verband Deutscher Schädlingsbekämpfer e.V.