
6. März 2025, 16:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Photovoltaik boomt in Deutschland – doch ein Großteil der Technik stammt aus China. Experten warnen vor den Risiken: Könnten chinesische Hersteller im Krisenfall deutsche Solaranlagen ferngesteuert abschalten?
Im Jahr 2024 deckte Solar- und Windenergie fast die Hälfte der deutschen Stromproduktion ab. Doch mit dem rasanten Ausbau wächst auch die Abhängigkeit von China. Mehr als 80 Prozent der Wechselrichter stammen von chinesischen Herstellern – und damit steigt das Risiko für eine potenzielle Einflussnahme. Ein aktueller Bericht von ZDF deckt auf, wie abhängig die PV-Anlagen wirklich von China sind.
Photovoltaik stellt Stromnetz vor Herausforderungen
Die steigende Anzahl an Solaranlagen bringt das deutsche Stromnetz an seine Belastungsgrenzen. Insbesondere an sonnenreichen Tagen kann ein Überangebot an Strom die Netzstabilität gefährden. Um dies zu verhindern, ermöglicht das neue Solarspitzengesetz Netzbetreibern, Anlagen mit mehr als sieben Kilowattpeak (kWp) gezielt zu regulieren oder abzuschalten.
China dominiert Markt für Wechselrichter von PV-Anlagen
Die Steuerung der Anlagen erfolgt über Wechselrichter, die den von Solarmodulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. Neben ihrer Funktion zur Netzsynchronisation lassen sich diese Geräte auch aus der Ferne aktualisieren oder regulieren.
Problematisch dabei: Der Markt für Wechselrichter wird laut den ZDF-Recherchen von China dominiert. Unternehmen wie Huawei, Sungrow und Ginlong Solis bieten ihre Produkte zu deutlich günstigeren Preisen an als europäische Hersteller. Inzwischen stammen mehr als 80 Prozent der Wechselrichter in Deutschland aus China.
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Gefahr der externen Abschaltung
Die starke Abhängigkeit von chinesischen Komponenten wirft sicherheitspolitische Fragen auf. „Wir laufen gerade in eine genauso große, wenn nicht gar noch größere Abhängigkeit bei der Energieversorgung mit Erneuerbaren wie vor ein paar Jahren mit dem Erdgas“, warnt Stephan Liese vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) beim ZDF.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stuft die Situation als erhebliches Sicherheitsrisiko für die kritische Infrastruktur ein. Auch die Bundesnetzagentur zeigt sich besorgt. Sprecherin Ulrike Platz betont jedoch, dass Vorkehrungen getroffen wurden. Wenn große Mengen an Leistung gleichzeitig ausfallen würden, greifen „zahlreiche Sicherungssysteme“, die das Stromnetz wieder stabilisieren.
Auch Windkraft im Visier Chinas
Nicht nur bei PV-Anlagen, auch bei der Windkraft strebt China eine stärkere Marktpräsenz in Europa an. Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie (BWE), verweist darauf, dass chinesische Hersteller Anlagen zu Preisen anbieten, die weit unter denen europäischer Anbieter liegen – oft mit großzügigen Zahlungsaufschüben.
Neun der 15 weltweit größten Windkraftunternehmen stammen mittlerweile aus China. Sollte sich deren Marktanteil in Europa vergrößern, könnte auch hier eine Fernsteuerung durch chinesische Hersteller zum Risiko werden.

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Fachwelt fordert politische Konsequenzen
Angesichts dieser Entwicklungen warnt der Verband für den Energieanlagenbau (VDMA Power Systems) vor einer unzureichenden Kontrolle asiatischer Komponenten im deutschen Stromnetz. Die Behörden sollten genau prüfen, ob der Betrieb dieser Anlagen sicher ist. „Wenn man den sicheren Betrieb nicht gewährleisten kann, sollten Behörden den Einsatz solcher Anlagen untersagen können“, erklärt ein Sprecher des Verbandes.
Stephan Liese vom Fraunhofer ISE betont beim ZDF die Dringlichkeit des Themas: „Wir versuchen, auf dieses Thema aufmerksam zu machen.“ Die zentrale Frage sei nicht, ob ein solcher Einfluss auf das Stromnetz möglich ist – sondern wann und in welchem Umfang sich die Abhängigkeit bemerkbar machen wird.