19. August 2020, 10:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn Kakerlaken durch die Küche huschen, Ameisen den Türrahmen bevölkern oder Wespen es sich unter dem Fensterbrett gemütlich gemacht haben, ist Hilfe von außen gefragt. myHOMEBOOK sprach mit einem professionellen Schädlingsbekämpfer über seinen denkwürdigsten Einsatz und eine Marotte, die sich ihm immer wieder im Urlaub offenbart.
Dirk Schröder ist ein professioneller Schädlingsbekämpfer aus Panketal in der Nähe von Berlin. Über einen Zufall ist er zu dem Beruf gekommen, den er schon seit zehn Jahren ausübt. Wie ist das, wenn man sich den ganzen Tag mit Tieren und Insekten auseinandersetzen muss, die stechen, beißen oder kratzen und vor denen sich viele ekeln? Ein Gespräch.
myHOMEBOOK: Wozu braucht man einen Schädlingsbekämpfer?
Dirk Schröder: Das sagt der Name ja schon. Wir bekämpfen Schädlinge. Und damit halten wir Krankheiten von den Menschen fern.
Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen und wie lange üben Sie ihn schon aus?
Durch einen Zufall. Ich war damals mit jemanden befreundet, der Probleme mit einer Messie-Wohnung hatte. Dort war nicht nur Müll zu finden, sondern auch Ungeziefer – etliche Ratten und sämtliche Käferarten, die man sich so vorstellen kann. Ich habe ihn dann bei der Bekämpfung unterstützt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich dazu entschloss, den Beruf des Schädlingsbekämpfers zu erlernen. Zehn Jahre ist das jetzt schon her.
Schon gewusst? Seit 2004 ist Schädlingsbekämpfer ein anerkannter Ausbildungsberuf, zuvor galt er nur als Umschulungsberuf. Die Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst unter anderem die Themenbereiche Wirkstoff- und Schädlingskunde, aber auch rechtliche Aspekte aus dem Gesundheitswesen und Tierschutz werden behandelt.
Zu welcher Art von Schädlingsbefall werden Sie besonders häufig gerufen?
Oft rufen mich Leute wegen Wanderratten an, die es sich im Garten oder Keller gemütlich gemacht haben. Ratten können viele verschiedene Krankheiten übertragen und wenn sie Hunger haben, fressen die alles, was ihnen in die Quere kommt, sogar Kerzen. Wespen sind aber natürlich auch ein großes Problem. Die nisten dann zum Beispiel in der Fassade oder im Rollladenkasten. Einmal wurde ich, weil ich meinen Imkerschleier zu spät aufgesetzt hatte, von Wespen attackiert und sechsmal am Kopf gestochen. Den Auftrag habe ich aber trotzdem erfolgreich beenden können.
Welcher Schädling stellt für Sie die größte Herausforderung dar?
Am schwierigsten ist die Bekämpfung von Bettwanzen. Denn dabei entscheide nicht nur ich über Erfolg und Misserfolg, sondern auch der Kunde. Der muss aktiv in die Bekämpfung mit einbezogen werden. Wenn er nicht richtig mitarbeitet, wird es schwer, die Bettwanzen loszuwerden.
Welcher Einsatz ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Da ging es auch um eine Bettwanzenbekämpfung. Zwei Kleinkinder waren am ganzen Körper übersät mit starken Rötungen, vor allem an Händen und Oberschenkeln. Das war schon schlimm. Die Diagnose des Arztes war zuerst Krätze. Aber schnell war klar, dass es sich um Bettwanzenbisse handelt. Das ganze Kinderzimmer musste gereinigt werden. Denn Bettwanzen können sich überall verstecken – im Lattenrost, in den Gardinen, im Computer oder im Bilderrahmen. Man nennt die Viecher auch Tapetenflunder. Weil selbst dahinter krauchen sie manchmal rum.
Auch interessant: Wie erkennt man einen Bettwanzenbefall?
Wer zahlt den Schädlingsbekämpfer? Bemerkt man Schädlinge in seiner Wohnung, muss man seinen Vermieter unverzüglich darüber in Kenntnis setzen. Im Extremfall kann man sich sonst schadensersatzpflichtig machen. In der Regel muss aber der Vermieter die Kosten für den Kammerjäger tragen. Einzige Voraussetzung: Man trägt keine Schuld an dem Schädlingsbefall.
Suchen Sie im Urlaub das Hotelzimmer nach Ungeziefer ab?
Auf jeden Fall, in jedem Urlaub – egal ob In- oder Ausland. Meine Frau guckt eher nach Staub, ich hingegen nach Schädlingen. Die können überall lauern – im, am und unterm Bett. Im Bad gucke ich vor allem nach Schaben oder Schimmel.
Wie kann man einem Schädlingsbefall vorbeugen?
Das ist in der Regel recht einfach. Man muss einfach für Sauberkeit sorgen. Regelmäßiges Staubsaugen ist da besonders wichtig. Denn damit beseitigt man zum Beispiel Floheier.
Müssen Sie oft auf chemische Mittel zurückgreifen?
Ich möchte und kann es in den meisten Fällen vermeiden. Das kommt aber natürlich auf die Art des Schädlingsbefalls an. Manchmal ist der Einsatz von Chemie, zum Beispiel von Insektiziden, unumgänglich. Wenn es Haustiere gibt, muss man aber natürlich besonders vorsichtig sein.
Was macht Ihnen an Ihrem Job besonders Spaß?
Die ständige Abwechslung ist etwas, was mich sehr reizt. Ich muss mich jedes Mal auf eine neue Situation einstellen. Nur wenn ich die Umgebung und den Schädling richtig analysiere, kann ich den Einsatz gut kalkulieren und dann mit Erfolg ausführen. Außerdem liebe ich den Umgang mit Tieren. Ich beschäftige mich mit der kleinsten Pharao-Ameise bis hin zu Mardern und Waschbären.