15. Juni 2023, 17:20 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn man beim Umstellen der Möbel entdeckt, dass sich an der Wand Schimmel gebildet hat, ist schnelles Handeln gefragt. Und was ist schneller, als die Stelle einfach zu überstreichen? Insbesondere, wenn es sich um spezielle Anti-Schimmel-Farbe handelt, sollte das Problem doch damit gelöst sein, oder?
Schimmel an der Wand ist nicht nur ein unschöner Anblick, sondern auch eine ernst zu nehmende Gefahr für die Gesundheit. Die Sporen können Reizungen der Haut und Schleimhaut, Allergien und Asthma verursachen. Um das Problem zu beheben, sei es möglich, spezielle Anti-Schimmel-Farbe zu verwenden. Mit dieser könne man Schimmel einfach überstreichen. myHOMEBOOK hat beim Bundesverband Schimmelpilzsanierung e.V. (BSS) nachgefragt, ob das stimmt.
Übersicht
Kann man Schimmel überstreichen?
Auf die Frage, ob man Schimmel einfach überstreichen kann, gibt es eine klare Antwort: Nein, kann und sollte man nicht. Das bestätigt auch Angela Berg vom Bundesverband Schimmelpilzsanierung e.V.: „Schimmel sollte grundsätzlich nicht überstrichen werden.“ Denn „auch von überstrichenem Schimmel können gesundheitliche Gefahren ausgehen.“ Dazu zählen zum Beispiel mikrobiell flüchtige organische Anteile (MVOC), die in die Raumluft emittieren.
Das bedeutet, es gibt auch keine Farbe, die man auf Schimmel auftragen kann, um ihn zu bekämpfen. „Auch wenn die Werbeversprechen mancher Hersteller etwas anderes behaupten, mit Farbe kann man Schimmel nicht beseitigen“, so die Expertin.
Gibt es Farben, die verhindern, dass Schimmel erneut auftritt?
Obwohl man ein Schimmelproblem mit Farbe allein nicht lösen kann, gibt es dennoch Hoffnung, wenn es darum geht, Schimmel zu verhindern. „Präventiv haben sich in der Praxis Silikatfarben bewährt“, meint Berg. Aber auch Kalkfarben eignen sich, um das erneute Auftreten von Schimmelpilzen zu verhindern.
„Grundsätzlich ist es aber erforderlich, erst die Ursache des Schimmelbefalls zu beseitigen“, ergänzt die Schimmelpilz-Expertin. Mögliche Gründe können eine zu hohe Luftfeuchtigkeit oder Durchfeuchtungen sein. Zudem ist es wichtig, dass man den Schimmelpilz entfernt, bevor man die Farbe aufträgt.
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Wie funktioniert Anti-Schimmel-Farbe?
Es gibt verschiedene Arten von Schimmelfarben. Sie alle haben jedoch gemein, dass Schimmel nicht auf ihnen entsteht. Mineralischen Anti-Schimmel-Farben wie Kalk- oder Silikatfarben haben natürlicherweise einen sehr hohen pH-Wert. Dieser liegt etwa bei 11 oder mehr. „Diese alkalischen Untergründe werden von Schimmelpilzen in der Regel nicht bewachsen.“ Für Mensch und Umwelt ist diese Methode ungefährlich.
Dispersionsfarbe wirkt durch beigemischte Fungizide gegen Schimmelpilze. Durch das Gift ist diese Farbe sehr effektiv. Die Giftstoffe können aber auch für den Menschen schädlich sein. Insbesondere Allergikern ist von dieser Anti-Schimmel-Farbe somit abzuraten. Die Wirkung beider Schimmelfarben lässt mit der Zeit nach. Sie stellen somit keinen langfristigen Schutz dar.
Wie entfernt man Schimmel am effektivsten von der Wand?
Die Expertin rät: „Schimmel sollte in Abhängigkeit von der Größe des Befalls nicht von Laien entfernt werden.“ Ist die betroffene Fläche kleiner als 0,5 Quadratmeter, kann der Schimmel meist direkt vom Bewohner des Hauses oder der Wohnung entfernt werden. „Zur Sanierung von Schimmelbefall mit größerem Ausmaß sollte ein Schimmelsanierer beauftragt werden.“ Ausgenommen davon sind Menschen mit Vorerkrankungen. Wer ein geschwächtes Immunsystem hat oder Allergiker ist, sollte auch bei kleineren Flächen einen Experten beauftragen.
Hausmittel wie hochprozentiger Alkohol (mindestens 70 Prozent) und Essig sind zur Schimmelentfernung für den Laien am besten geeignet. „Bei der Schimmelsanierung, auch im kleinen Bereich, sollte staubfrei gearbeitet werden“, betont Berg. Das bedeutet, dass der Schimmel nach der Entfernung direkt vor Ort staubdicht verpackt werden sollte. Wichtig ist der eigene Schutz: „Die persönliche Schutzausrüstung sollte aus einer FFP2-Maske und Handschuhen bestehen“, erklärt die Expertin.
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Wie kann man Schimmel vorbeugen?
Schimmelpilze fühlen sich dort wohl, wo es feucht ist. Insbesondere Kondenswasser ist der ideale Nährboden für die Sporen. Um zu verhindern, dass es sich Schimmelpilze an der Zimmerwand häuslich einrichten, ist richtiges Lüften und Heizen das A und O. Am besten lüftet man mehrmals am Tag für jeweils etwa zehn Minuten. Ein Hygrometer kann helfen, um die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur zu überprüfen. Die Luftfeuchtigkeit sollte in den Wohnräumen zwischen 40 und 60 Prozent sein.