2. August 2024, 19:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Schimmel ist in vielen Häusern und Wohnungen ein Problem. Um Schimmel vorzubeugen, sind richtiges Lüften und Heizen wichtig. Die Auswahl von Baumaterial und Farben erweist sich ebenso als wirksames Mittel zur Vorbeugung.
Schimmelbefall ist in vielen Wohnungen und Häusern zu finden. Genaue Statistiken zu dem Problem fehlen allerdings. Kein Wunder, ist dies auch ein Thema, über das niemand gern spricht. Eine Befragung aus dem Jahr 2011 hat zumindest gezeigt, dass fast 20 Prozent aller Befragten schon einmal Schimmel in ihren Wohnräumen hatten.
Wie sich Schimmel ausbreitet
Schimmel kann sich erheblich auf die Gesundheit auswirken. Im schlimmsten Fall löst er allergische Reaktionen oder sogar Atemwegserkrankungen aus. Für sein Wachstum und Ausbreitung ist Feuchtigkeit der Schlüssel. Denn „Nahrung“ findet er in unseren Wohnungen reichlich. Im Prinzip genügen dem Schimmel kohlenstoffhaltige Materialien – und die stecken in den Bestandteilen des Hausstaubs, in der Zellulose von Kleistern und Farben und anderen organischen Substanzen. Zudem mag der Schimmelpilz eine leicht „saure“ Umgebung, also mit einem pH-Wert unter sieben.
Da die Luftfeuchtigkeit ein wesentlicher Wachstumsfaktor ist, gilt es also, eine Umgebung zu schaffen, die das Raumklima regulieren kann. Und das geht.
Auch interessant: 5 Tipps gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit in der Wohnung im Sommer
Putz und Bauplatten können Schimmel vorbeugen
Je dicker eine diffusionsfähige Schicht an der Wand, umso mehr kann sie Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass diese auf das Mauerwerk durchschlägt oder an der Oberfläche verbleibt.
Der Putz sorgt für glatte Wände. Er nimmt aber auch Feuchtigkeit aus der Luft auf. Und hier kann schimmelhemmend gearbeitet werden:
- Kalkputz: Als Löschkalk besitzt der Kalkputz viele Poren, die Wasser aufnehmen können. Er kann pH-Werte bis zu 12 haben.
- Silikatputz: Mit pH-Werten bis ca. elf ist Silikatputz kein guter Nährboden für Schimmel. Damit er besser haftet, werden aber meist Bindemittel zugesetzt. Beim Kauf und Anmischen sollte darauf geachtet werden, dass der Anteil dieser Zusätze unter fünf Prozent bleibt, damit die schimmelhemmende Wirkung erhalten bleibt.
- Lehm: Auch Lehm hat eine diffusionsoffene Struktur und kann enorme Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen.
Nun ist, was die Stärke des Putzes betrifft, einmal eine physikalische Grenze erreicht. Es gibt heute aber auch feuchtigkeitsregulierende (Dämm-)Platten für den Trockenbau. Bei der Verarbeitung ist sorgfältig vorzugehen, damit die Kapillarwirkung auch erhalten bleibt.
Nachgefragt Sollte man Schimmel an der Wand einfach überstreichen?
Natürlicher Anstrich Mineralfarbe als natürliche Alternative für die Wand
Natürlicher Anstrich Die Vor- und Nachteile von Lehmfarbe
Auch Farben können helfen
Bevor es an einen Wandanstrich geht, muss man möglichen Schimmel erst einmal entfernen. Einfaches „Überstreichen“ genügt nicht. Im Baumarkt gibt es spezielle Schimmelentferner, die nach Anleitung eingesetzt werden müssen.
Viele Produkte enthalten allerdings Chlor. Die Arbeit mit diesem aggressiven Stoff darf nur in gut belüfteten Räumen erfolgen, um die eigene Gesundheit zu schützen. Auf jeden Fall sind bei der Arbeit Handschuhe und eine Atemmaske zu tragen. Alternativen, die etwas weniger belastend sind, aber dennoch dem Schimmel den Kampf ansagen, sind Wasserstoffperoxid sowie die beiden Alkoholarten Isopropanol oder Ethanol. Beim Alkohol sollte es sich um eine Lösung mit 50 bis 70 Prozent handeln.
Ist kein Schimmel erkennbar respektive wurde dieser entfernt, kann gestrichen werden. Die üblichen Kunstharzdispersionsfarben, die jeder aus dem Baumarkt kennt, um etwa Raufaser zu überstreichen, sind kein besonders gutes Mittel gegen den Schimmel. Denn die Farbe bildet einen Film, der die Poren des Untergrunds verschließt. Feuchtigkeit kann so weder aufgenommen noch abgegeben werden. Es gibt verschiedene Farben, die wirksam dem Schimmel vorbeugen:
- Feuchtraumfarben, auch als „Schimmelfarben“ bezeichnet, sind für Bäder und Küche konzipiert. Es handelt sich dabei um klassische Kunstharzdispersionsfarben, denen aber ein hoher Anteil an Zusatzstoffen beigefügt ist, die fungizid sind. Diese Stoffe entweichen aber im Laufe der Zeit aus dem Anstrich, die Wirkung lässt also nach. Zudem ist nicht vollkommen unumstritten, welche Wirkungen die fungiziden Stoffe auf den Menschen haben. Zusätzlich sind die Farben alkalisch (pH-Werte zwischen acht und neun), was der Schimmel nicht mag.
- Kalkfarben besitzen einen sehr hohen pH-Wert von elf. Durch Aushärtung verliert sich dieser aber im Laufe der Zeit. Wie schnell dies geht, hängt auch von der Dicke des Anstrichs ab. Dauerhaft ist aber die bauphysikalische Eigenschaft gegeben, dass die Farbe Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben kann. Dadurch bleibt die Oberfläche trocken, der Schimmel findet keine guten Bedingungen.
- Silikatfarben, auch als „Wasserglasfarben“ oder „Kalium-Silikat“ bekannt, eignet sich hervorragend für alle Räume, in denen viel Feuchtigkeit vorkommt. Ihr hoher pH-Wert ist ebenfalls ein Schutz gegen Schimmel; zudem verzichten die Farben auf organische Bestandteile, die Futter für Schimmel sein können. Silikatfarben verbinden sich mit Kalk- und Zement. Am Ende gibt dies eine diffusionsoffene Schicht, die gut für das Raumklima ist. Zu beachten ist somit aber auch, dass der Untergrund für Silikatfarben nicht wasserlöslich sein darf, also kein klassischer Gipsputz oder Raufaser zum Einsatz kommt.
Allerdings: Farben sind keine Wundermittel. Sie können bauliche Mängel nicht korrigieren. Wird die Wand durch einen Schaden an der Gebäudehülle feucht und begünstigt so Schimmelbildung, lässt sich dies durch Farben oder Putz allein nicht beheben.