9. Februar 2021, 10:58 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die weißen Flocken sind zwar federleicht, bei starkem Schneefall kommt aber schnell ein beträchtliches Gewicht zusammen. Vor allem, wenn der Schnee feucht ist und vom Eigengewicht komprimiert wird, werden Hausdächer stark belastet. Ab wann wird es gefährlich?
Eine Schneelawine vom Dach ist in einigen Regionen Deutschlands keine Seltenheit – aber in den meisten Fällen auch schon die größte Gefahr, die von Schneelast auf dem Dach ausgeht. Wenn jedoch besonders viel Schnee fällt, fragen sich Hausbesitzer*innen, wie viel Gewicht wohl das Hausdach tragen kann. Sollte man den Schnee selbst vom Dach befördern? Was muss man bei Solaranlagen beachten? Und welche Versicherung greift im Schadensfall? myHOMEBOOK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Übersicht
- Schneelast – was ist das eigentlich?
- Welche Faktoren spielen bei der Schneelast eine Rolle?
- Wann wird es gefährlich?
- Wie viel Schnee hält mein Dach aus?
- Wie kann man Schäden erkennen?
- Kann man den Schnee selbst vom Dach räumen?
- Hält eine Solaranlage auf dem Dach die Schneelast aus?
- Welche Versicherung greift im Schadensfall?
Schneelast – was ist das eigentlich?
Bei der Schneelast geht es um die von oben auf das Gebäude einwirkende Flächenlast. Diese Last variiert von Region zu Region und bezeichnet das maximale Gewicht der Schneeschicht pro Quadratmeter Dachfläche. Wird der Wert überschritten, kann die Tragfähigkeit des Dachs beeinträchtigt werden und das Konstrukt schlimmstenfalls Schaden nehmen.
Wie hoch die Schneelast sein darf, wird gemäß DIN EN 1991-1-3 anhand von insgesamt fünf verschiedenen Schneelastzonen definiert. Die Zone 1 umfasst dabei die Gebiete mit der geringsten Schneelast, Zone 3 hingegen die mit der höchsten. Dazwischen gibt es noch die Stufen 1a sowie 2a, die jeweils einer erhöhten Schneelast von 25 Prozent entsprechen.
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Welche Faktoren spielen bei der Schneelast eine Rolle?
Neben der Menge an Schneefall gibt es einige weitere Faktoren, die die Schneelast erhöhen. Handelt es sich beispielsweise um ein flacheres Dach oder eines mit vielen Dachgauben, stapeln sich die Schneeschichten schneller auf dem Dach. Flachdachbauten – darunter beispielsweise auch Carports – sind dabei besonders gefährdet. Bei niedrigen Temperaturen schmilzt der Schnee nicht ab, er vereist und wird dabei immer schwerer. Und dieses Gewicht sollte man nicht unterschätzen: Während Neuschnee „nur“ 100 Kilogramm pro Kubikmeter wiegt, kommt bei komprimiertem Altschnee das Dreifache an Gewicht zusammen. Rechnet man diesen Wert auf die Dachfläche um, entsteht schnell ein beachtliches Gewicht.
Wichtig dabei: Mit dem bloßen Auge kann man die Schneelast nicht abschätzen, wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe informiert. Entscheidend ist nicht die Dicke, sondern die Dichte der Schneeschichten.
Wann wird es gefährlich?
Dass ein Dach tatsächlich unter einer hohen Schneelast einstürzt, kommt sehr selten vor. Viele erinnern sich vielleicht an den Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall im Jahr 2006, bei dem 15 Menschen ums Leben gekommen waren, darunter zwölf Kinder. In den meisten Fällen ist jedoch das Dach von vornherein beschädigt und die Tragfähigkeit dadurch bereits eingeschränkt.
Wenn im Winter die Fallrohre der Dachrinnen verstopfen oder gar vereisen, kann auch davon eine Gefahr ausgehen. Dann stauen sich Schnee und Eis immer weiter zurück und können nicht abschmelzen, was letztlich die Dachkonstruktion gefährden kann. Deshalb ist es wichtig, dass die Abläufe stets durchlässig sind – bestenfalls befreien sie Hausbesitzer bereits im Herbst von Schmutz und Blättern. Manche Dachrinnen lassen sich auch mit einer Heizung ausgerüstet werden, die verhindern, dass diese zufrieren.
Wie viel Schnee hält mein Dach aus?
Wie bereits erwähnt, wird die Schneelast in fünf verschiedenen Zonen ausgewiesen. Generell gilt: Je höher die Lage, desto mehr Schnee fällt auf das Hausdach. Danach richten sich auch die jeweiligen Grenzwerte für die Schneelast. Während im Bayerischen Wald beispielsweise ein Wert von 600 Kilogramm pro Quadratmeter gilt, sind es in schneeärmeren Regionen unter 100.
Wie kann man Schäden erkennen?
Üblicherweise kommt es selten dazu, dass ein Hausdach unter dem Gewicht einstürzt – aber es kann passieren. Wenn Hausbesitzer*innen Verformungen feststellen, ist es ein deutliches Zeichen für eine erhöhte Schneelast. Zudem kann es sein, dass Türen oder Fenster nicht mehr richtig schließen oder klemmen oder sich Risse in der Wand abzeichnen.
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Kann man den Schnee selbst vom Dach räumen?
Auf keinen Fall sollte man selbst auf das Dach steigen und den Schnee herunterschieben. Denn zum einen wird dadurch das Gewicht erhöht, was letztlich das Risiko eines Einsturzes erhöhen kann. Zum anderen begibt man sich dabei selbst in Gefahr, da man möglicherweise auf einer abrutschenden Schneeschicht vom Hausdach fallen kann.
Besser ist es, in diesem Fall die Feuerwehr oder einen Dachdecker-Betrieb zu konsultieren. Diese können die Situation vor Ort einschätzen und das Dach gegebenenfalls von der Schneelast befreien. Allerdings können dafür Kosten anfallen.
Hinweis: Zusätzlichen Schutz vor Dachlawinen bieten zudem Schneefanggitter, die direkt auf dem Dach montiert sind und die Schneemassen zurückhalten. Allerdings gibt es keine allgemeine Verpflichtung dazu.
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Hält eine Solaranlage auf dem Dach die Schneelast aus?
In der Regel halten Solarmodule auf dem Dach auch große Schneemassen aus, sofern sich der Schnee gleichmäßig verteilt. Der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. geht von einem Druck von bis zu 2400 Pascal aus, ab dann kann es kritisch werden. Dieser Druck entspricht einem Gewicht von 240 Kilogramm pro Quadratmeter. Speziell gefertigte Module sind sogar in der Lage, 540 Kilogramm pro Quadratmeter (5400 Pascal) standzuhalten, diese eignen sich insbesondere für Schneelastzonen höherer Stufe. Zusätzlich lassen sich die Module auch nachrüsten, beispielsweise mit einer Rahmenverstärkung, mit der sie bis zu 800 Kilogramm mehr tragen können. Solarthermieanlagen kann man auch mit einem speziellen Frostschutzmittel befüllen oder bei Frost beheizen, um zu verhindern, dass sie einfrieren.
Der Verband warnt, dass auch hier Flachdächer besonders gefährdet sind. Im Zweifel sollte ein geschulter Profi die Situation bewerten und den Schnee entfernen. Selbst sollte man nicht tätig werden, da man dabei sowohl die eigene Sicherheit als auch Schäden an der Anlage riskieren würde.
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Welche Versicherung greift im Schadensfall?
Wenn durch hohe Schneelast das Dach eines Gebäudes einstürzt, greift die Elementarschadenversicherung, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. informiert. Dieser Schutz kann zusätzlich zu einer Wohngebäude- oder Hausratsversicherung abgeschlossen werden. Eine Wohngebäudeversicherung alleine reicht hierfür nicht aus, sondern nur für Starkregen oder Hochwasser.