7. November 2024, 5:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Smart Meter sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Geräte rechnen den Stromverbrauch genau ab und übermitteln die Zählerstände automatisch an die Energieversorger. Für wen werden die intelligenten Messsysteme künftig Pflicht?
Die Digitalisierung der Energiewende bringt eine große Veränderung für deutsche Haushalte: Bis 2032 sollen die bisherigen analogen Stromzähler flächendeckend durch digitale Messsysteme ersetzt werden. Dabei bekommen bestimmte Haushalte intelligente Messgeräte, sogenannte „Smart Meter“. Sie messen nicht nur den Stromverbrauch, sondern übermitteln auch Daten über das Netz.
Übersicht
Was ist ein Smart Meter?
„Smart Meter sind intelligente Messsysteme, die aus einem digitalen Zähler und einem Kommunikationsmodul bestehen“, erklärt Alexander Steinfeldt von der Beratungsorganisation co2online. Die erfassten Verbrauchsdaten werden dabei direkt an den Messdienstleister übermittelt.
Für wen werden Smart Meter wann Pflicht?
Ab 2025 ist der Einbau eines Smart Meters für Haushalte verpflichtend, die jährlich mehr als 6000 Kilowattstunden verbrauchen. Ein typischer Vier-Personen-Haushalt verbraucht laut co2online zwischen 2900 und 5100 Kilowattstunden, wobei Faktoren wie Wohnsituation und Warmwasserbereitung eine Rolle spielen.
Auch Haushalte mit Wärmepumpen, Wallboxen oder Solaranlagen ab einer Leistung von 7 Kilowatt müssen ein intelligentes Messsystem verwenden. Bei einem geringeren Stromverbrauch wird in der Regel nur eine digitale Messeinrichtung ohne Kommunikationsmodul eingebaut, die nicht fernauslesbar ist und keine Verbrauchsdaten sendet.
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Was sind die Vorteile?
Diese Technologie bietet Netzbetreibern die Möglichkeit, das Stromnetz effizienter zu nutzen. Das ist wichtig, um mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu integrieren und den steigenden Strombedarf durch E-Autos und Wärmepumpen zu decken. „Die intelligenten Messsysteme ermöglichen es, Erzeugung und Verbrauch besser aufeinander abzustimmen“, so Steinfeldt.
Aber auch für die Haushalte gibt es einige Vorteile: Mit einem Smart Meter bekommen sie einen genaueren Überblick über ihren Stromverbrauch. Verbrauchsdaten werden bis zu 24 Stunden gespeichert und ermöglichen die Identifizierung von Geräten mit hohem Energiebedarf. „Wer detaillierter über seinen Verbrauch informiert ist, kann gezielter Strom sparen“, so Steinfeldt von co2online.
Zusätzlich lassen sich mit Smart Metern dynamische Stromtarife nutzen: Der Ladevorgang des E-Autos kann so auf Zeiten mit niedrigeren Strompreisen verlegt werden.
Darf der Netzbetreiber den Strombezug steuern?
Das Energiewirtschaftsgesetz erlaubt Netzbetreibern grundsätzlich, den Strombezug zu begrenzen, wenn Überlastungen drohen. „Das ist jedoch eine reine Vorsichtsmaßnahme“, betont Holger Schneidewindt, Experte für Energierecht bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Haushalte müssen also keine Sorge haben, dass Geräte wie Wärmepumpen oder Wallboxen einfach abgeschaltet werden. Der normale Haushaltsstrom bleibt von solchen Regelungen unberührt, es gibt zudem klare Vorgaben zur Leistungsbegrenzung.
Muss man einen Smart Meter selbst beantragen?
Nein, Verbraucher müssen sich nicht selbst um die Installation kümmern. Die Messstellenbetreiber treten mit den Haushalten in Kontakt, informieren mindestens drei Monate vor dem geplanten Einbau und bestätigen den Termin spätestens zwei Wochen vorher. Haushalte bekommen zudem Hinweise auf die Möglichkeit, zu einem anderen Anbieter zu wechseln, und es soll mindestens ein Ausweichtermin angeboten werden.
Gibt es auch Risiken?
Die automatische Datenübertragung birgt theoretisch Risiken wie Datenmissbrauch oder Hackerangriffe. Alexander Steinfeldt empfiehlt Nutzern, Sicherheits-Updates regelmäßig zu installieren. „Die sehr hohen Sicherheitsstandards sind gesetzlich verankert“, versichert der Experte und verweist auf die Überwachung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Neben Datenschutzbedenken gibt es jedoch auch Kosten, die gerade bei geringem Verbrauch ins Gewicht fallen können.
Welche Kosten fallen dabei an?
Die jährlichen Kosten für Einbau, Betrieb, Wartung und Datenübertragung eines Smart Meters belaufen sich bei einem Verbrauch von 6000 bis 10.000 Kilowattstunden auf maximal 20 Euro inklusive Mehrwertsteuer, wie die Bundesnetzagentur angibt. Werden Umbauten am Zählerschrank nötig, können jedoch zusätzliche einmalige Installationskosten anfallen.
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Wer ist für den Einbau der Smart Meter zuständig?
In der Regel übernehmen die örtlichen Netzbetreiber die Installation der Smart Meter, Verbraucher können jedoch zu einem alternativen Messstellenbetreiber wechseln, etwa wenn sie einen dynamischen Stromtarif bevorzugen. In diesem Fall gelten die festgelegten Preisobergrenzen allerdings nicht.
Die Einführung von Smart Metern bringt für viele Haushalte neue Möglichkeiten zur besseren Stromnutzung und Kosteneinsparung, wenn auch einige Vorbehalte, insbesondere in Bezug auf Datenschutz, bestehen bleiben.
Mit Material der dpa