1. Oktober 2021, 16:55 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die Kosten für eine eigene Solaranlage auf dem Dach sind in den letzten Jahren immer weiter gesunken. Allerdings muss man nicht gleich selbst eine kaufen – man kann Solaranlagen nämlich auch mieten. Was es damit auf sich hat und welche Option die richtige für Sie ist, erfahren Sie hier.
Den Traum von der eigenen Fotovoltaikanlage kann man sich bereits ab ein paar tausend Euro erfüllen. Damit lässt sich auf dem eigenen Dach schon für rund zehn Cent pro Kilowattstunde Solarstrom erzeugen. Um Planung, Installation, Inbetriebnahme, Anmeldung und Wartung der Anlage kümmert sich in der Regel der Installationsbetrieb. Dabei gibt es allerdings seit ein paar Jahren auch die Möglichkeiten, eine Anlage zu pachten. Den erzeugten Strom kann man ins Netz einspeisen oder selbst nutzen. Beim reinen Blick auf die Zahlen erscheint die Pacht als die teurere Variante. Doch ist das wirklich so? myHOMEBOOK hat sich bei Experten erkundigt, welche jeweiligen Vor- und Nachteile man beim Mieten oder Kaufen einer Solaranlage hat.
Übersicht
- Welche Vorteile bietet es, eine Solaranlage zu mieten?
- Woraus setzt sich die Miete zusammen?
- Was sind die Nachteile vom Miet-Modell?
- Solaranlage mieten – welche Optionen gibt es?
- Was sind die Vorteile beim Kauf?
- Mit welchen Kosten sollte man beim Kauf rechnen?
- Lohnt sich eine Investition in Solarenergie?
- Tipp: E-Autofahrer sparen doppelt
- Fazit
Welche Vorteile bietet es, eine Solaranlage zu mieten?
Wer nicht selbst investieren möchte, kann eine Fotovoltaik-Anlage auch pachten. „Weil der Verpächter der Besitzer der Anlage bleibt, hat er Interesse am Einbau hochwertiger, langlebiger Komponenten“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Solarwirtschaft e.V. auf myHOMEBOOK-Anfrage. Er ergänzt: „Bei der Pacht braucht man kein Startkapital, beim Kauf ist man sofort Besitzer der gesamten Anlage.“ Ob eine Pacht finanziell attraktiver ist als ein Eigenerwerb, kann nicht pauschal beantwortet werden und hängt von den genauen Vertragsbedingungen und der Situation vor Ort ab. In vielen Fällen ist es für Eigenheimbesitzer allerdings attraktiver, einen Großteil der Verantwortung für Anschaffung und Betrieb der Anlage einem professionellen Dienstleister zu überlassen.
Auch für Zolar, einem Onlineanbieter für Solarlösungen, ist die fehlende Anfangsinvestition ein gewichtiger Faktor für die Solaranlagen-Miete. „Wer sich für dieses Modell entscheidet, zahlt monatlich eine festgelegte Mietrate, die über die gesamte Mietlaufzeit unverändert bleibt“, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Die Höhe der monatlichen Miete hängt vom individuellen Stromverbrauch, der Größe der gemieteten PV-Anlage und weiteren Faktoren wie der Beschaffenheit des Daches ab.
Solarstrom, der nicht selbst verbraucht wird, wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Dafür erhält der Eigenheimbesitzer eine Einspeisevergütung. Aktuell sind dies laut Zolar 7,36 Cent (Stand August 2021) pro Kilowattstunde bei PV-Anlagen mit weniger als 30 kWp. Die Einspeisevergütung bleibt ab Inbetriebnahme der Anlage in ihrer Höhe über 20 Jahre unverändert. Strom, der darüber hinaus benötigt wird, kommt weiterhin vom herkömmlichen Stromanbieter.
Woraus setzt sich die Miete zusammen?
Die monatlichen Gesamtkosten für Strom bei einer Solaranlage zur Miete ergeben sich laut Zolar aus folgenden Bausteinen:
- Monatliche Mietrate für die Solaranlage
- plus Kosten für Reststrom vom Energieversorger
- minus Gewinn aus der Einspeisevergütung für nicht verwendeten Solarstrom
Wenn Eigentümer sich dafür entscheiden, eine Solaranlage zu mieten, übernimmt der Anbieter in der Regel Versicherung, Reparatur und Wartung der Anlage. Bei der Konfiguration der Anlage kümmert sich der Anbieter zudem um einen Großteil der Planung. „Dabei werden in der Regel Komponenten mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis gewählt, um die Solaranlage für jeden individuell so effizient und wirtschaftlich wie möglich zu planen“, erklärt Zolar.
Durch den reduzierten Verbrauch von Netzstrom sowie der monatlich garantierten Einspeisevergütung können gemietete Solaranlagen eine Kostenersparnis erwirtschaften und Verbraucher gegen steigende Strompreise absichern. Wenngleich der Kauf einer Solaranlage die investierte Summe in durchschnittlich acht bis zehn Jahren wieder erwirtschaftet, bieten Mietmodelle eine direkte Ersparnis gegenüber dem Bezug von Netzstrom.
Was sind die Nachteile vom Miet-Modell?
„Zunächst nachteilhaft wirkt der höhere Preis“, erklärt die Zolar-Sprecherin. „Doch rechnet man Kosten für Wartung, Versicherung und den Tausch einzelner Komponenten dem Kaufpreis hinzu, nähern sich beide Modelle preislich an.“ Zudem bestehe die Möglichkeit, dass der Mieter am Ende der Pachtzeit die Anlage für einen symbolischen Euro übernimmt und weiterhin von günstigem Solarstrom profitieren kann.
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Solaranlage mieten – welche Optionen gibt es?
Dachpachtmodelle gibt es laut Bundesverband Solarwirtschaft e.V. bereits seit ungefähr zehn Jahren. Vom Modell her ist ein klassisches Leasingmodell gängig. Der Anlagenpächter zahlt dabei einen monatlichen Betrag und kann dann nach meist 20 Jahren die PV-Anlage entweder kostenfrei oder für eine Bearbeitungsgebühr übernehmen.
Insbesondere für Mehrfamilienhäuser machen sogenannte „Contractinganlagen“ Sinn. Hierbei betreibt ein Dienstleister die PV-Anlage und verkauft den Strom an die Bewohner des Hauses. In diesem Fall geht die Anlage nicht in den Besitz der Bewohner über.
„Ein weiteres Modell sind Dachvermietungen“, erklärt Körnig vom Solarwirtschafts-Verband. „Hierbei vermietet der Gebäudeeigentümer das Dach an den PV-Anlagenbetreiber.“ Der Gebäudeeigentümer erhält eine Miete für die Dachfläche. Der PV-Anlagenbetreiber speist den Strom ein und erhält die Einspeisevergütung.
Was sind die Vorteile beim Kauf?
„Der Kauf einer Solaranlage bedeutet Entscheidungsfreiheit und Verantwortung zugleich“, meint die Zolar-Sprecherin. „Im Planungsprozess haben Käufer die Möglichkeit, die Fotovoltaikanlage nach ihren Wünschen und Bedürfnissen individuell zu planen.“ Wer eine PV-Anlage besitzt, kann selbst entscheiden, welche Komponenten auf dem Dach installiert werden sollen. Wer möchte, kann sich tiefer in technische Details einlesen und fundierte Entscheidungen treffen.
Ein weiterer großer Vorteil beim Kauf einer Anlage: Eigenheimbesitzer können von den Förderprogrammen für private Solarlösungen von Bund, Ländern und Kommunen profitieren. Diese fallen je nach Bundesland unterschiedlich aus und sind zeitlich und monetär begrenzt. Dennoch lohnt sich der Blick in die unterschiedlichen Förderprogramme, die die eigene Fotovoltaiklösung je nach Verfügbarkeit mit bis zu mehreren tausend Euro bezuschussen.
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Mit welchen Kosten sollte man beim Kauf rechnen?
Wer sich für den Kauf einer Solaranlage entscheidet, benötigt das entsprechende Budget. Eine durchschnittliche Solaranlage mit 7 kWp kostet laut Zolar rund 9000 Euro ohne Speicher und 14.000 Euro mit Speicher. Ob und wann Wartungen vorgenommen werden sollen, liegt in der Hand des Käufers. Während der zu erwartenden Lebensdauer der Fotovoltaikanlage von rund 30 Jahren sollten Eigentümer zusätzlich Kosten für den Austausch des Speichers und des Wechselrichters berücksichtigen.
Lohnt sich eine Investition in Solarenergie?
„Eine Investition in die Solarenergie lohnt sich für den Klimaschutz immer, in der Regel aber auch für den eigenen Geldbeutel“, erklärt Körnig vom Solarwirtschafts-Verband. Da sich die Kosten einer PV-Anlage in den letzten zehn Jahren halbiert haben, hat sich die Fotovoltaik-Nachfrage im letzten Jahr im Vergleich zu 2019 laut Angaben der Bundesnetzagentur fast verdoppelt. „Auch für dieses Jahr rechnen wir mit einem zweistelligen prozentualen Zuwachs“, teilt der Solarwirtschafts-Verband mit.
Auch Zolar ist davon überzeugt, dass eine Solaranlage umweltfreundlichen und günstigen Strom erzeugt – egal ob im Mietmodell oder als Kaufoption. „Je nachdem wie viel Strom benötigt wird und wann, empfiehlt sich der Kauf eines Stromspeichers“, so die Unternehmenssprecherin. Die gesetzlich festgelegte Einspeisevergütung bringt zusätzliche Gewinne durch überschüssigen Strom. „Diese ist in den letzten Jahren jedoch kontinuierlich gesunken, sodass sich eine Solaranlage heutzutage vor allem durch einen hohen Eigenverbrauch des Solarstroms lohnt.“
Zum Vergleich: Während eine Kilowattstunde Solarstrom vom eigenen Hausdach etwa 8 bis 11 Cent pro Kilowattstunde kostet, liegen die Kosten für herkömmlichen Netzstrom bei durchschnittlich 30,04 Cent/Kilowattstunde (Stand: September 2021). „Damit ist Solarstrom gut ein Drittel günstiger als Netzstrom“, erläutert die Sprecherin.
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Hinweis: Auf Solartechnik spezialisierte Elektro-Handwerker erstellen bei Interesse ein maßgeschneidertes Angebot. Der Verband bietet dazu auf seiner Website eine Übersicht über Mitgliedsbetriebe. Zudem bietet die Energieagentur NRW einen PV-Rechner an, mit dem man herausfinden kann, ob sich eine Anlage lohnt.
Tipp: E-Autofahrer sparen doppelt
Wer plant, sich ein E-Auto anzuschaffen oder bereits eines fährt, kann sich über noch mehr Einsparpotenzial freuen: Tankladungen aus der hauseigenen PV-Anlage über eine Wallbox ermöglichen durchschnittliche Ausgaben von nur 1,44 Euro für eine Fahrt von 100 Kilometern. Auch der Umweltaspekt ist bei der Nutzung von E-Auto und Solaranlage garantiert. Strom aus öffentlichen Ladesäulen, genauso wie oft der heimische Netzstrom, bestehen nicht immer zu 100 Prozent aus Ökostrom. Wer sein Auto mit 100 Prozent erneuerbarer Energie tankt, senkt seinen Emissionsausstoß auf ein Minimum. Hier erfahren Sie im Detail, was Wohnungseigentümer über E-Auto-Ladestationen wissen müssen.
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Fazit
Ob kaufen oder mieten – beide Solaranlagen-Modelle haben ihre Vorteile. Wer beispielsweise keine hohen Investitionskosten tragen kann oder will, aber dennoch von den Vorteilen einer Solaranlage profitieren möchte, für den ist die Solaranlagen-Miete ein interessantes Modell. Auch der Komfort bei der Anlagen-Miete ist für Eigentümer nicht von der Hand zu weisen.
Wer vor allem nach der größten Kostenersparnis schaut, dem bietet der Kauf einer Solaranlage klare Vorteile. Zwar werden zunächst hohe Investitionskosten nötig, doch ist der Betreiber nach dem Kauf unabhängig, kann über die gesamte Laufzeit der Anlage von den Vorteilen der eigenen Fotovoltaik-Anlage profitieren und ist nicht an monatliche Mietraten gebunden. Wer die Förderprogramme von Bund, Ländern und Kommunen nutzt, kann die Kosten der PV-Anlage nochmals senken.
Quellen:
Bundesverband Solarwirtschaft e.V.
Zolar
Bundesnetzagentur