23. Februar 2023, 11:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nach den enormen Erhöhungen bei Strom und Gas im letzten Jahr haben sich die Preise mittlerweile wieder entspannt. Viele Anbieter bieten nun günstigere Konditionen an. Viele Verbraucher fragen sich nun, ob sie die Gelegenheit nutzen und in einen günstigeren Tarif wechseln können.
Viele Verbraucher mussten im letzten Jahr extrem hohe Abschläge für Strom und Gas bezahlen. Im Schnitt kostete die Kilowattstunde Strom im vergangenen Herbst für Neukunden rund 70 Cent, auch Gas war für viele fast schon unbezahlbar. Ist der damalige Vertrag zum Höchststand ausgelaufen, hat er sich womöglich um eine feste Laufzeit verlängert. Mittlerweile hat sich die Situation wieder erholt, die Unternehmen passen ihre Preise für Neuverträge an. Kann man den Anbieter für Strom und Gas jetzt auch kurzfristig wechseln? myHOMEBOOK hat bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen nachgefragt.
Übersicht
Welche Verträge kann ich kurzfristig kündigen?
„Wenn ich eine Preiserhöhung bekommen habe, kann ich kurzfristig kündigen, ich habe ein Sonderkündigungsrecht. Zudem kann man aus der Grundversorgung sehr schnell raus, die Kündigungsfrist beträgt nur zwei Wochen“, erklärt Verbraucherschützerin Christina Wallraf. Das auch gesetzlich so geregelt. Ansonsten soll man einen Blick in die AGB des Vertrages werfen: Wie lange läuft er noch und welche Kündigungsfrist habe ich? Je nach Vertragskonditionen unterscheiden sich hier die Umstände.
Verbraucher-Tipp: Wer den Anbieter für Strom oder Gas nicht in regelmäßigen Abständen wechseln möchte, weil die Preise variieren, sollte bei einem neuen Vertrag einen Tarif mit Preisgarantie wählen. Diese verpflichtet den Anbieter für eine bestimmte Zeit den Preis nicht zu ändern.
Dazu passend: Wie hoch ist die Entlastung durch die Strompreisbremse wirklich?
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Lohnt es sich, jetzt den Anbieter für Strom oder Gas wechseln?
„Die meisten Verbraucher:innen mussten im letzten Jahr deutliche Preissteigerungen hinnehmen. Für die lohnt jetzt ein Anbieterwechsel – trotz Preisbremsen“, sagt Wallraf. „Denn: am Markt hat sich die letzten Wochen einiges getan, es gibt wieder attraktive Preise, beziehungsweise es ist immerhin wieder günstiger als noch vor einem Jahr. Bei Strom liegen die Preise unter Preisbremsenniveau, bei Gas in etwa auf Preisbremsenniveau.“ Der momentane Preis für eine Kilowattstunde Gas kostet laut Recherchen des NDR 11,4 Cent (Stand: 22.02.23).
Zu beachten ist allerdings, dass einige Verbraucher noch einen günstigen Grundversorgungsvertrag oder Bestandskundenvertrag haben. Für diese lohne sich jetzt ein Wechsel nicht, meint Wallraff weiter. „Zudem sollten sich Verbraucher vorab über den Anbieter informieren, zu dem sie wechseln wollen, indem sie nach Erfahrungen mit dem Anbieter im Internet suchen.“
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Weiter heißt es seitens der Expertin: „Wer die Chance hat, jetzt zu wechseln, sollte dies auch tun. Es kann zwar sein, dass die Preise noch geringfügig weiter nachgeben, aber sicher ist das nicht. Wechseln sollte insbesondere jeder, dessen Preise deutlich über Preisbremsenniveau liegen.“
Wallraf betont jedoch, dass es auch eine Rolle spielen sollte, wie sich der bisherige Anbieter während der Krise verhalten hat. „War er Rettungsanker in der Not oder hat er überdurchschnittlich hohe Preise genommen? Wenn die Preise fair waren und aktuell jetzt nur wenige Cent über dem Preisbremsen liegen, kann man mit dem Wechsel auch noch ein paar Monate warten – aus Treue zu einem Anbieter.“
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Worauf sollte man beim Wechsel achten?
Die Expertin rät, sich im Vorfeld gut über den zukünftigen Anbieter zu informieren. „Gab es schlechte Erfahrungen anderer Kunden in der Vergangenheit? Eine kurze Internetrecherche reicht aus. Es gibt auch Vertriebsmarken eines Unternehmens, das heißt man sollte auch in Erfahrung bringen, ob das Mutterunternehmen in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist.“
Einen wichtigen Tipp gibt die Experten gleich mit dazu: „Bei den Vergleichsportalen sollte man wissen, dass die Anbieter oberhalb des Tarifergebnisses Werbeanzeigen sind. Die Angaben auf dem Portal nochmal beim Anbieter überprüfen, die stimmen manchmal leider nicht. Und am besten nicht nur beim Vergleichsportal recherchieren, sondern auch die Stadtwerke vor Ort nach Tarifen fragen.“