18. November 2024, 15:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Spinnen zählen eher zu den ungebetenen Gästen in der Wohnung. Aktuell ist eine neue Art auf dem Vormarsch. Ein Experte erklärt bei myHOMEBOOK, was die Südrussische Tarantel so besonders macht und wie man sich verhält, wenn man sie zu Hause entdeckt.
In Österreich häufen sich aktuell die Sichtungen der Südrussischen Tarantel (Lycosa singoriensis). Dabei kommt es auch vor, dass sich die giftige Spinne in Häusern, Wohnungen oder auch Garagen verirrt. Gerade in der kalten Jahreszeit suchen Spinnen nämlich Unterschlupf oder sind auf Partnersuche. myHOMEBOOK hat bei dem Arachnologen Dr. Jason Dunlop nachgefragt, wie gefährlich die Tarantel wirklich ist, ob sie bald auch in Deutschland heimisch sein wird und wie man sich bei einer Begegnung richtig verhält.
Übersicht
Südrussische Tarantel breitet sich in Österreich aus
Der Naturschutzbund Österreich berichtet zur Zeit über vermehrte Sichtungen der Südrussischen Tarantel und bittet auch darum, diese auf der Plattform www.naturbeobachtung.at zu melden.
Ursprünglich stammt die Spinne aus Mittelasien – wie der Name bereits vermuten lässt. Laut Spinnenforscher Dr. Dunlop handelt es sich um eine typische Bewohnerin des „Eurasischen Steppengebiets“. Zudem ist sie auch im Iran, der Türkei oder dem Kaukasusgebiet anzutreffen – und mittlerweile auch im österreichischen Burgenland. Dort sollen laut Naturbeobachtern bereits 134 Sichtungen gemeldet worden sein. Zu Deutschland liegen aktuell noch keine Meldungen vor.
Was macht die Spinne so besonders?
„Für europäische Verhältnisse ist das Tier relativ groß“, erklärt der Arachnologe. Weibliche Exemplare hätten eine Körperlange von bis zu drei Zentimetern und eine Beinspannweite von bis zu sieben Zentimetern. „Das Tier ist dadurch relativ kräftig und auffällig“, meint Dr. Dunlop. Männchen seien allerdings etwas kleiner. Zudem handle es sich dabei um eine Wolfspinne, die „wie alle Mitglieder der Familie, große Augen“ hat und „wie ein Wolf“ seine Beute verfolgt.
Ist die giftige Spinne für Menschen gefährlich?
Wie fast alle Spinnenarten ist auch die Südrussische Tarantel giftig, erklärt der Arachnologe. „Ein Biss könnte vorübergehend schmerzhaft sein und andere Symptome wie Übelkeit verursachen, ist aber für Menschen nicht wirklich gefährlich.“ Die Schmerzen seien ungefähr vergleichbar mit einem Wespenstich.
„Interessanterweise könnte das Gift der Spinne sogar für uns nützlich sein“, ergänzt der Experte. Wissenschaftler hätten nämlich herausgefunden, dass es wirksam gegen bakterielle Erreger sei.
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Könnte die Südrussische Tarantel auch in Deutschland heimisch werden?
„Es ist denkbar, dass diese Spinne irgendwann nach Deutschland kommt“, räumt Dr. Dunlop ein. Einige Spinnenarten seien bereits durch Handelswege wie Güterzüge oder Lastfahrzeuge eingeschleppt worden. Allerdings würde diese Art sandige und salzige Steppen bevorzugen – also Ökosysteme, die in Deutschland eher selten sind. Aber auch an Ufern von Flüssen und Seen fühlt sich die Spinne wohl. „Wälder und dichte Vegetation mögen sie gar nicht“, erklärt der Spinnenexperte.
Zu der Frage, ob die Tiere hierzulande einen geeigneten Lebensraum vorfinden würden, kommt auch noch die Frage hinzu, ob genug Männchen und Weibchen einwandern, „um eine richtige Population zu etablieren.“
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Wie sollte man sich verhalten, wenn man die Spinne entdeckt?
Auch Dr. Dunlop bestätigt, dass es in Österreich bereits Sichtungen in Häusern und Gärten gibt, die Verbreitung werde von Experten beobachtet. Allerdings ist die Angst vieler Menschen vor Spinnen in den meisten Fällen unbegründet – auch im Fall der Südrussischen Tarantel.
„Spinnen haben eigentlich mehr Angst vor uns“, meint der Experte. Normalerweise würden sie versuchen zu fliehen und ein Versteck zu finden. „Man kann das Tier einfach ignorieren“, rät der Experte. Wenn man es im Haus oder in der Wohnung vorfindet, könne man es mit einem Glas und einem Stück Papier vorsichtig fangen und nach draußen bringen. Von der Staubsauger-Methode sollte man allerdings absehen.