2. September 2020, 12:23 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Bei vielen sind exotische Tiere wie Spinnen oder Schlangen beliebt – auch wenn sie giftig sind. Sie werden in Terrarien gehalten, was vor allem bei unwissenden Haltern gefährlich werden kann. Beispielsweise beim Reinigen oder Füttern oder auch, wenn das Terrarium schlichtweg falsch eingerichtet ist. Welche Typen es gibt und welche Schlupflöcher die Tiere nutzen, um zu entweichen.
Die einen schüttelt es vor Ekel bei dem Gedanken, mit einer haarigen Vogelspinne oder einer Giftschlange unter einem Dach leben zu müssen. Für Liebhaber hingegen bedeutet es das größte Glück, ein exotisches Tier zu Hause zu halten. Wer das Abenteuer eingehen will, braucht neben ausreichenden Kenntnissen über Haltung und Pflege für den neuen Mitbewohner auch die passende Unterkunft. Dabei muss man ein Terrarium so einrichten, dass der Lebensraum für das Tier sowohl artgerecht als auch möglichst naturnah nachgebildet ist. Es gibt jedoch viele Stolperfallen und Gefahren, wenn unwissende Halter ein Terrarium falsch einrichten.
Experte warnt vor Gefahr durch große Terrarien-Tiere
Axel Kwet sieht in der Verletzungsgefahr durch sehr große und kräftige Tiere die größte Gefahrenquelle, der unerfahrene Halter ausgesetzt sein können. Der Biologe muss es wissen; Kwet ist Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). „Gifttiere wie Giftschlangen benötigen unbedingt ein besonderes Handling, dann lassen sich Unfälle einfach vermeiden.“
Zugleich gibt der Experte Entwarnung: Seit Jahrzehnten sei hierzulande kein einziger Todesfall durch den Giftbiss eines Terrarien-Tiers verbürgt. „Das Pferd im Reitstall oder die Biene im Garten ist statistisch um ein Vielfaches gefährlicher“, ist sich Axel Kwet sicher.
Terrarium einrichten für Gifttiere – darauf muss man achten
Wer eine giftige Spinne, einen Skorpion oder eine Giftschlange hält, muss das Terrarium besonders gut sichern. Vor allem den Spalt zwischen Tür und Glasscheibe nutzen viele Tiere, um aus dem Terrarium zu entwischen. Hier sollte zur Sicherung ein Dichtungsband angebracht werden.
Überhaupt sollte ein Terrarium, das gefährliche Tiere beheimatet, in einem eigenen Zimmer untergebracht sein, dem sogenannten Terrarium-Raum. Bevor man darin ein Terrarium installiert, muss dieser auf mögliche Fluchtwege überprüft und abgesichert werden. Zudem sollte der Raum abschließbar sein, damit Kinder oder Unbefugte keinen Zugang haben. Tipp: Gut sichtbaren Notfallplan mit Not-Telefonnummern im Terrarien-Raum anbringen!
Zusätzlich sollte das Terrarium für Gifttiere mit einem Terrarien-Schloss gesichert sein. Gut ist auch eine Kindersicherung. In der Regel reicht bei einem Terrarium normales Glas. Bei hochgiftigen Tieren empfiehlt sich jedoch spezielles Sicherheitsglas.
Kostenfalle Gegengift
Ein direkter Körperkontakt mit einem Gifttier kann brenzlig werden. Um sich der Gefahr beispielsweise beim Säubern, dem Wasserwechsel oder Wechsel des Bodenbelags im Terrarium nicht auszusetzen, ist ein sogenannter Schlupfkasten ganz wichtig.
Gerade giftige Schlangen können sich in solch ein Behältnis verziehen, dessen Eingang dann mit einer Trennwand verschlossen wird. Wer dennoch von einem giftigen Tier gebissen oder gestochen wird, muss umgehend den Notarzt rufen. Achtung: Einige Millimeter eines Gegengiftes können für Selbstkosten-Zahler in die Tausende gehen!
Gefahren für Tiere bei falscher Haltung im Terrarium
Egal, ob giftig oder harmlos, die Tiere können bei falscher Haltung im Terrarium krank werden oder verenden. Wer ein Terrarium selbst einrichten will, muss unbedingt darauf achten, dass Vernebler, andere elektrische Geräte und Kabel ausreichend isoliert und vor Nässe gesichert sind. Sonst droht den Tieren der Tod durch Stromschlag.
Beim Säubern des Terrariums sollten niemals „scharfe“ Reinigungsmittel verwendet werden. Besser: biologisch abbaubare Reiniger. Wer das Terrarium selbst baut oder gestaltet, sollte zudem darauf achten, dass nur Materialien eingesetzt werden, die keine Giftstoffe enthalten. Antipilzmittel (Fungizide) können vielen Tieren beispielsweise den Garaus machen. Fungizide sind in vielen Silikonprodukten enthalten.
Tipp: Die DGHT bietet spezielle Kurse für Terrarier an, die giftige Tiere halten wollen.
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Hände vor Kontakt ausreichend desinfizieren
Überdies solle man vor jeder Reinigung oder Kontakt mit dem Inneren eines Terrariums die Hände gründlich desinfizieren. Anderenfalls besteht die Gefahr, das Terrarium mit Pilzen und anderen Krankheitserregern ungewollt zu kontaminieren. Bei einem Befall von Parasiten muss ein erkranktes Tier in einem gesonderten Terrarium in Quarantäne untergebracht werden. Pflanzen, Rückwand und Bodenbelag des befallenen Terrariums müssen erneuert, der Behälter gründlich gereinigt werden.
Die größte Gefahr besteht vor allem aber darin, dass der Halter nicht über ausreichende Kenntnisse verfügt. In einigen Bundesländern braucht man zum Halten giftiger Exoten eine behördliche Genehmigung, in anderen nicht. In jedem Fall sollten sich Neu-Halter ausreichend Fachwissen aneignen, bevor sie ein Terrarium installieren.
Terrarium einrichten – Mikroklima muss passen
Auch das Mikroklima sollte stimmen. Denn viele Terrarienbewohner sind wechselwarme Tiere. Sie regeln ihre Körpertemperatur selbst. Bedeutet: Wird es Schlange, Echse oder Gecko zu kalt, suchen sie eine wärmere Zone auf. Und umgekehrt. Bei einem Terrarium, in dem die Temperatur nicht richtig eingestellt ist, erkranken die Tiere schnell. Achtung: Auch der Standort sollte für das Terrarium gut gewählt werden! Eine zu starke, dauerhafte und direkte Sonneneinstrahlung kann für einige Tiere den sicheren Wärmetod bedeuten, weil sich das Terrarium zu sehr aufheizt.
Vier unterschiedliche Terrarien-Typen
Ein Terrarium sollte immer auf das darin lebende Tier ausgerichtet werden. Während einige Arten eine trockene Umgebung brauchen, fühlen sich andere bei hoher Luftfeuchtigkeit wohl. Darauf abgestimmt, unterscheidet man zwischen vier Typen an Terrarien.
1. Tropenwaldterrarium
Tropischen Regionen entsprechend herrscht im Tropenwaldterrarium eine besonders hohe Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen. Wie in einem dichten Tropenwald sollte es ausreichend schattige Stellen geben.
- Typische Bewohner: Agame, Chamäleon, Gecko, Leguan, Würgeschlange (Python)
- Klima: Tagestemperatur 25 bis 30 Grad, Nachttemperatur 20 bis 25 Grad Celsius, Luftfeuchtigkeit von 60 bis 100 Prozent
- Achtung: Damit die Luftfeuchtigkeit konstant hoch bleibt, muss das Terrarium mehrmals täglich mit Wasser besprüht werden. Dafür eignen sich Vernebler, Beregnungs- und Wasseranlagen. Wasserfilter nicht vergessen!
2. Paludarium
Ein Paludarium ist eine Kombination aus Regenwaldterrarium und Aquarium.
- Typische Bewohner: Amphibien und Reptilien, die Wasser lieben, beispielsweise Wasser-Schildkröte, Frosch, Natter, Krebs
- Klima: Wie in einer tropischen Sumpflandschaft sollte die Temperatur bei rund 25 Grad Celsius liegen. Ein Heizstab hilft zudem, die Wassertemperatur konstant warmzuhalten.
- Achtung: Ein Palendarium bedeutet für den Halter einen hohen Reinigungs- und Pflegeaufwand!
3. Waldterrarium
In einem Waldterrarium sind Tiere gut aufgehoben, die man auch in Wäldern in unseren Breitengraden oder in halbfeuchten Wäldern vorfindet.
- Typische Bewohner: Blindschleiche, Feuer-Salamander, Laubfrosch, Gecko, Natter
- Klima: Temperatur liegt bei 20 bis 25 Grad Celsius und sollte wie bei natürlichen Jahreszeitenänderungen etwas schwanken. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 50 bis 70 Prozent.
- Achtung: Auf die richtige Bepflanzung und Bodenbedeckung achten!
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4. Wüstenterrarium
Für Tiere geeignet, die sonst in Wüstenregionen und Trockengebieten vorkommen.
- Typische Tiere: Spinnentiere, Bartagame, Skorpione, Leguan
- Klima: Heiß und trocken, Temperatur zwischen 40 und 50 Grad Celsius
- Achtung: Um sonnige Zonen zu simulieren, muss eine sehr helle Beleuchtung eingesetzt werden. Dabei sollte auf einen ausreichenden Anteil an UV-Licht geachtet werden. Strom- und kostenintensiv!
Was kostet ein Terrarium?
Günstige Fertig-Terrarien bekommt man im Fachhandel ab rund 50 Euro. Nach oben sind jedoch keine Grenzen gesetzt. Je aufwendiger und größer das Terrarium, desto teurer. Die reguläre Preisspanne reicht von 100 bis 700 Euro. Tipp: Kleinanzeigen checken! Dort werden oftmals gebrauchte Terrarien günstig angeboten.
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Stromkosten für das Terrarium senken
Zu viele Heizgeräte oder eine zu hohe Temperatur können für die Tiere im Terrarium gefährlich werden. Nicht vergessen: Auch die Beleuchtung treibt die Raumtemperatur nach oben. Deshalb gilt, vorab den Stromverbrauch genau zu kalkulieren. Wer unsicher ist, sollte im Fachgeschäft nachfragen. Um Heizkosten zu sparen, kann man das Terrarium zudem isolieren. Dazu bieten sich Schaumstoff und andere Isoliermaterialien an.