23. August 2021, 17:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Thermoholz – eigentlich thermisch modifiziertes Holz – weist besondere Eigenschaften auf, die Holz in seiner natürlichen Form nicht hat. Aus diesem Grund kann es sogar den Tropenhölzern Konkurrenz machen, was die Langlebigkeit und Widerstandskraft angeht. Was steckt dahinter?
Eigentlich ist das Prinzip hinter Thermoholz nicht neu – industriell wird es aber erst seit einigen Jahrzehnten gefertigt. Dabei geht es darum, das Holz starker Hitze auszusetzen und damit zu modifizieren – vergleichbar mit der japanischen Yakisugi-Methode. Aber auch hierzulande haben Köhler das Bauholz mit Feuer veredelt und haltbarer gemacht. Diesen Effekt macht man sich auch bei Thermoholz zunutze, das beispielsweise beim Terrassenbau zum Einsatz kommt. Zudem handelt es sich dabei um eine Methode, die so gut wie ohne Chemie auskommt.
Übersicht
Was ist das Besondere an Thermoholz?
Bei Thermoholz handelt es sich um Holz, das auf mindestens 160 Grad erhitzt und damit thermisch modifiziert wird. Dieser Vorgang findet unter Ausschluss von Sauerstoff statt und ändert einige grundlegenden Eigenschaften von Holz. Nachdem Forscher das Prinzip der thermischen Veredelung über Jahrzehnte hinweg weiter entwickelt hatten, begann die Fertigung von Thermoholz in Finnland in den 90er-Jahren. Mittlerweile wird es auch in Deutschland produziert und könnte sogar den Einsatz von zu Recht kritisierten Tropenhölzern ablösen.
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Was sind die Vorteile?
Die thermische Modifikation hat zum Ziel, technische Eigenschaften des Holzes so zu verändern, dass es sich besser für bestimmte Verwendungen eignet. Dazu zählen:
- erhöhte Lebensdauer
- hohe Resistenz gegenüber Fäulnis, Pilzbefall und Schädlingen
- bessere Formstabilität, das Holz schwindet kaum
- Spannungen im Holz werden minimiert, reißt nicht mehr
- Holz hat weniger Feuchtigkeit
- Farbe des Holzes ändert sich im Prozess und wird heller
- Modifizierung durchdringt ganzes Holz bis auf den Kern
- keine chemische Behandlung nötig
- heimische Hölzer können zu Thermoholz verarbeitet werden, keine Importe nötig
- Thermoholz unterscheidet sich in der Bearbeitung (Bohren, Sägen etc.) nicht von normalem Holz
- Haptisch angenehme Oberfläche, ideal zum Barfußlaufen auf der Terrasse
Kann Thermoholz umweltschädliches Tropenholz ersetzen?
Jedes Holz hat unterschiedliche Eigenschaften. Während heimische Laub- und Nadelhölzer – mit einigen Ausnahmen – in ungeschütztem Zustand relativ empfindlich gegenüber Wind und Wetter sowie Schädlingsbefall sind, sind Tropenhölzer per so resistenter. Deshalb wird Tropenholz wie etwa Teak oder Bangkirai auch die Dauerhaftigkeitsklasse 1 zugeschrieben. Die europäische Eiche erreicht als einziges heimisches Hartholz die zweite Stufe. Viele weitere Holzarten sind weitaus weniger resistent – aber mit der thermischen Modifizierung lässt sich das ändern. Deshalb hat auch Thermoholz aus heimischen Hölzern wie Kiefer, Fichte oder Buche die höchsten Dauerhaftigkeitsklassen und kommt damit an die umstrittenen Tropenhölzer heran. Die Langlebigkeit von Thermoholz entspricht der Dauerhaftigkeitsklasse 1 oder 2. Dabei halten etwa Terrassen aus diesem Holz bis zu 30 Jahre, ohne sich groß zu verändern.
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Wo lässt sich Thermoholz einsetzen?
Im Grunde kann man Thermoholz überall verwenden, wo man auch normales Holz verwendet. Besonders prädestiniert ist es aufgrund seiner vorteilhaften Eigenschaften für den Außenbereich. Es verzieht sich nicht, quillt nicht auf und schrumpft auch nicht – zumindest nicht in erwähnenswertem Ausmaß. Da es ohne zusätzliche Holzschutzprodukte oder Imprägnierungen auskommt, erleichtert es die Pflegearbeit, beispielsweise bei Terrassen oder Außenverkleidungen aus Holz. Typische Einsatzbereiche von Thermoholz im Außenbereich sind:
- Holzfassaden
- Terrassen- und Balkon-Beläge
- Außentreppen
- Fenster und Türen
- Pergolas
- Sicht-, Schall- und Windschutzwände
- Gartenmöbel
Aber auch im Innenbereich gibt es zahlreiche Verwendungen für das thermisch modifizierte Holz. Robuste, pflegeleichte und angenehme Holzböden, Wandverkleidungen im Nassbereich oder auch beim Saunabau – die Möglichkeiten von Thermoholz sind nahezu unbegrenzt. Übrigens: Jedes Holz färbt sich durch die Hitzebehandlung auf andere Art und Weise. Während Eichenholz dunkler wird, leuchtet Esche hingegen in einem Goldton. Auch mit der neuen Farbwirkung lassen sich interessante Akzente in der Innenraumgestaltung setzen.
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Wie nachhaltig ist Thermoholz?
Im Gegensatz zu anderen Arten der Holzveredelung ist die thermische Behandlung ohne Einwirkung chemischer Mittel oder Schwermetallen möglich. Lediglich Hitze und Wasser sind dafür nötig. Aus diesem Grund ist Thermoholz auch ein relevantes Material für die Wohngesundheit.
Das Holz heimischer Fichten oder Kiefern, das keine langen Transportwege hinter sich hat und aus zertifiziert nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, ist als Thermoholz mit Tropenholz aus Fernost vergleichbar. Selbst das Holz der Esche, das sich eigentlich nicht für den Außenbereich eignet, lässt sich als Thermoesche als Terrassenbelag einsetzen. Bauherren, die Wert auf nachhaltige Baustoffe legen, können das wärmebehandelte Holz guten Gewissens und als umweltfreundliche und auch günstigere Alternative zu Tropenholz einsetzen.
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Quellen
Thermoholz Deutschland
tischler-schreiner.org
Institut für Holztechnologie Dresden