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Leben auf kleinem Raum

Wohnen im Tiny House – die Vor- und Nachteile

Wohnen im Tiny House
Ein Leben im Tiny House bedeutet zunächst eine Umstellung, kann sich aber auf Dauer lohnen Foto: Getty Images
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

7. Januar 2022, 14:54 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Wer in einem Tiny House leben will, muss sich in vielerlei Hinsicht an eine komplett neue Wohnsituation gewöhnen. Daher ist es ratsam, sich im Vorhinein genau über sämtliche Vor- und Nachteile vom Wohnen auf begrenztem Raum zu informieren.

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Keine Frage, das Tiny House ist bereits seit einiger Zeit weltweit in aller Munde. Auch hierzulande stoßen die Mini-Häuser auf immer mehr Interesse. Laut einer YouGov-Umfrage vom November 2021 kann sich fast ein Viertel der Befragten vorstellen, in einem Tiny House zu leben. Sie stehen für einen einzigartigen Wohnkomfort, der allerdings auch polarisiert. Die einen sind fasziniert, die anderen eher abgeschreckt vom Leben in einem Tiny House. Bevor man sich in das Abenteuer „Tiny House“ stürzt, sollte man sich vorab über die Vor- und Nachteile dieses außergewöhnlichen Zuhauses bewusst sein.

Die Vorteile eines Tiny House

1. Geringere Kosten

Den Traum vom Eigenheim haben viele, das nötige Kapital hingegen eher wenige. Mit einem Tiny House rückt der Wunsch nach einem eigenen Haus wieder mehr in greifbare Nähe und kann sogar tatsächlich wahr werden. Denn im Vergleich zu einem Haus von konventioneller Größe oder dem Kauf einer Eigentumswohnung in der Stadt, fallen bei einem kleineren Haus auch sämtliche Kosten kleiner aus.

Ein Tiny House bedarf eindeutig weniger Material, Inventar, Energie als auch Grundstücksfläche und ist damit aus finanzieller Sicht enorm attraktiv für Käufer. Zwar bleibt der Quadratmeterpreis der gleiche wie bei einem herkömmlichen Bauvorhaben, allerdings benötigt ein Tiny House eine deutlich kleinere Fläche als eine klassische Hausgröße. Das schlägt sich schlussendlich auch in einem geringeren Grundsteuer-Betrag nieder.

2. Nachhaltig wohnen

Ein Tiny House ist in vielerlei Hinsicht ein äußerst umweltfreundliches Bauvorhaben, denn in den meisten Fällen wird es vorrangig aus Holz gebaut. Aber auch andere nachwachsende Rohstoffe kommen zum Einsatz wie etwa Seegras oder Hanfwolle zur Dämmung des Hauses. Im Inneren eines Tiny House wird häufig eine Biotoilette installiert, autarke Wasserversorgung genutzt sowie Strom über ein Photovoltaiksystem bezogen.

Um das Leben noch nachhaltiger und ansprechender zu gestalten, werden laufend neue smarte, umweltfreundliche Wohnlösungen entwickelt. Schon heute fallen die CO2-Emissionen bei einem Leben im Tiny House deutlich geringer aus als bei einem herkömmlichen Haus.

3. Mehr Mobilität, mehr Flexibilität


Häufig wird sich bei einem Tiny House für die mobile Variante, nämlich für ein Modell auf Rädern entschieden. Genauer gesagt befindet sich das Haus dann auf einem Anhänger. Dies ist insofern eine gute Wahl, weil dann (fast) jederzeit der Standort gewechselt werden kann. Passen die Wetter- oder nachbarschaftlichen Verhältnisse nicht mehr, kann man mit einem Tiny House einfach weiterziehen. Und auch wenn aus beruflichen Gründen ein Umzug in eine andere Stadt ansteht, ist das mit einem mobilen Tiny House kein Problem. Das eigene Zuhause kommt, oder besser, rollt einfach mit – vorausgesetzt man findet einen geeigneten Stellplatz am neuen Standort.

4. Keine Verschwendung

In einem Tiny House zu wohnen, bedeutet mit wenig(er) Besitz auszukommen – was Vor- und Nachteil sein kann. Womöglich fällt dies zunächst nicht immer leicht, ist aber alles eine Frage der Gewöhnung. Hat man sich einmal von einigen Dingen, die man meist doch nicht wirklich benötigt, getrennt, vermisst man sie nur noch in den seltensten Fällen. Das Wissen darüber, dass man weniger Verschwendung verursacht, wird nicht nur in einem selbst Glücksgefühle auslösen, sondern auch die Umwelt erfreuen. Zusätzlich schont diese neue minimalistische Lebensweise auch den eigenen Geldbeutel.

5. Tiny House auf vielfältige Weise nutzen

Wer sich jedoch nicht vorstellen kann, dauerhaft in einem Tiny House zu wohnen, kann das Minihaus auch als Unterbringung für Gäste nutzen. So wird nicht nur die eigene Privatsphäre, sondern auch die des Besuchs geschützt. Und auch als Ferienhaus, das an Urlauber vermietet wird, oder aber als Rückzugsort für das Homeoffice ist das Tiny House die perfekte Wahl. Und packt einen doch wieder die Reise- oder Wohnlust, zieht man eben selbst wieder für eine Weile ein. Fakt ist, so ein Tiny House lässt sich auf vielfältige Weise nutzen.

6. Weniger Bedarf an Reinigung und Instandhaltung

Wieviel Lebenszeit wohl für das Saubermachen eines Zuhauses von klassischer Größe investiert wird? Sicherlich zu viel! Es ist schon ein deutlicher Unterschied, ob man regelmäßig 100 qm oder 21 qm reinigen und übersichtlich halten muss. Und so fallen Zeit und Aufwand bei einem Tiny House sehr viel geringer aus als bei einem herkömmlichen Zuhause. Und weil nahezu alle Gegenstände des ohnehin minimalen Hausstands einen festen Aufbewahrungsort haben, fällt auch das Ordnung halten nicht weiter schwer. Noch dazu sind Dinge so auch schnell (wieder) gefunden. Arbeiten zur Instandhaltung oder Reparaturen des Hauses können meist selbst erledigt werden.

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Die Nachteile eines Tiny House

1. Platzmangel

Wenn es an einer Sache in einem Tiny House deutlich mangelt, dann ist das Platz. Das fällt spätestens dann auf, wenn man zu zweit darin wohnt und wird zur Herausforderung, wenn etwa Kinder hinzukommen.

Ganz klar ist die neue, ungewohnte Enge eine Frage der Umgewöhnung, die nicht jedem gelingt. Denn auch das Empfangen und Beherbergen von mehreren Gästen ist nur bedingt, im Grunde nur während der Sommermonate möglich. Schlafplätze sind meist rar und lassen kaum eine weitere Matratze am Boden zu. Doch nicht nur die eigene Lebensweise, auch der eigene Besitz muss deutlich überdacht werden und sollte idealerweise so minimalistisch wie nur möglich ausfallen. Denn ist ein Umzug mit einem Tiny House vorgesehen, darf dieses ein bestimmtes Höchstgewicht nicht überschreiten.

Tiny House
Das Leben im Tiny House bietet nicht nur Vorteile Foto: Getty Images

Passend dazu: Die Hürden beim Bau eines Tiny Houses

2. Geräusche, Gerüche, Dreck

Wo nur wenig Platz, da kann auch nur wenig im Verborgenen bleiben. Wer telefoniert, laut Musik hört oder mit besonders viele Aromen kocht, wird unweigerlich andere im Mini-Haushalt lebende Menschen daran teilhaben lassen – ob diese wollen oder nicht! Und auch, dass es im Tiny House keinen separaten Eingangsbereich wie in einem herkömmlichen Zuhause gibt, bringt ein gewisses Ärgernis mit sich. So sammelt sich bei jedem Betreten des Hauses Dreck am Boden, der sich dann meist schnell verteilt. Regelmäßiges Fegen gehört in einem Tiny House entsprechend zum Alltag.

3. „Besondere“ Raumverhältnisse

Der Schlafbereich findet sich in einem Tiny House häufig auf einer Art Zwischenebene, die meist weniger als einen Meter Distanz bis zur Decke hat. Und wenn Treppen statt Leitern integriert werden, sind diese oft so konstruiert, dass sie ein anderes Raumelement wie etwa einen Küchenschrank übergehen. Schnelles Aufstehen im Bett oder Absteigen in die untere Ebene können vor allem in der Anfangszeit gelegentliche Beulen oder Schrammen nach sich ziehen. Zudem ist die besondere Bauweise innerhalb eines Tiny House, aber allein bereits der Eingangsbereich meist nicht barrierefrei und daher auch eher ungeeignet für ältere oder behinderte Menschen.

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4. Mobilität ist Vor- und Nachteil

Unabhängig, flexibel, aber vor allem mobil mit einem Tiny House zu sein – all das bietet Vor- und Nachteile. Erst einmal muss ein neuer passender Standort gefunden werden, der auch sämtliche rechtlichen Anforderungen erfüllt. Denn bewohnt werden darf in Deutschland nur Land, das auch erschlossen ist.

Jeder Umzug mit dem Tiny House bedeutet auch, sich um die Strom- und Wasserversorgung seines Hauses zu kümmern. Außerdem braucht es immer auch eine Baugenehmigung, die entsprechend jedes Mal aufs Neue entrichtet werden muss. Vor jedem Umzug muss auf eine ausgewogene Gewichtsverteilung des Inventars sowie dessen ausreichende Transportsicherung geachtet werden. Dabei darf das Maximalgewicht von 3,5 Tonnen nicht überschritten und bestimmte Maße in Höhe, Breite und Länge eingehalten werden.

5. Leben mit der Natur

In einem Tiny House zu leben, bedeutet mit der Natur zu leben – und auch dabei entstehen Vor- und Nachteile. Weil nicht der Schutz der äußeren Membran wie bei einem herkömmlichen Wohnhaus gegeben ist und es im Grunde auch nur einen einzigen Raum gibt, ist jede Art von Niederschlag stets deutlich hörbar. Neben der besonderen Geräuschkulisse können sich aber auch die klimatischen Bedingungen zur entsprechenden Jahreszeit als Herausforderung erweisen. Eine eingefrorene Leitung ist im Winter nicht selten ein Problem. Und wurde sich bei der Art der Dämmung nicht intensiv genug beraten, kann schlimmstenfalls unangenehme Kälte, insbesondere die, die vom Boden kommt, permanent präsent sein.

Im Sommer hingegen besteht die Gefahr, dass sich das kleine Haus schnell mit Hitze auflädt. Hier kann es natürlich helfen, durch das Öffnen sämtlicher Fenster im Haus für einen konstanten Luftdurchzug zu sorgen. Dies bedeutet aber gleichzeitig auch eine „Einladung“ für lästige Insekten wie Mücken, Fliegen oder Spinnen.

6. Finanzierung und Versicherung

Nicht nur das Finden eines in jeder Hinsicht geeigneten Stellplatzes ist für künftige Bewohner eines Tiny Houses oftmals eine Herausforderung, auch die Finanzierung hat es oftmals in sich. Zwar fällt der Preis, der meist etwa im mittleren fünfstelligen Bereich liegt, geringer aus als bei einem herkömmlichen Wohnhaus. Dafür ist es nicht so einfach, einen Kredit für das Mini-Haus zu bekommen. Das Problem: Tiny Houses sind oft mobil ausgerichtet und entsprechend nicht fest im Boden verankert, weshalb laut Gesetz keine Grundschuld im Grundbuch eingetragen werden kann, da keine Sicherheit gegeben ist.

Auch in Sachen Versicherung ist die noch recht neue Form des Hausbaus, aber vor allem der mobile Aspekt problematisch. Eine Gebäudeversicherung gibt es im Grunde nur, wenn sich ein Haus auf einem festen Fundament befindet. Unversichert kann das im Ernstfall – beispielsweise bei einem Brand – kostenintensiv werden. Daher gestaltet sich das Finden und Abschließen einer geeigneten Versicherung bei einem Tiny House oftmals zu einem langwierigen Prozess.

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