30. Mai 2024, 5:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Schimmel ist ein Problem in vielen Haushalten – und teilweise auch ein sehr hartnäckiges. Allerdings ranken sich um das Thema auch einige Irrtümer. Eine Expertin der Verbraucherzentrale kennt sie – und erklärt, was wirklich dahintersteckt.
Egal, ob im Badezimmer, in der Küche oder hinter dem Schlafzimmerschrank – Schimmel in der Wohnung ist selten gern gesehen. Allerdings kann es schnell mal passieren, dass man beim Verrücken eines Schranks eine Schimmelschicht an der Wand entdeckt. Dann ist guter Rat teuer – und leider auch nicht immer fachlich korrekt, wie viele Beispiele im Netz zeigen. Diese Irrtümer können die Bildung von Schimmel sogar verschlimmern. „Daher gilt es, bei den ersten Schimmelanzeichen schnell und richtig zu handeln“, erklärt Rita Maria Jünnemann, Fachexpertin von der Verbraucherzentrale NRW. Sie kennt die typischen Fehler und weiß, worauf es beim Erkennen, Beseitigen und Vermeiden von Schimmel ankommt.
1. Fehler: Schimmel auf falsches Lüften zurückführen
Lüften ist wichtig – aber nicht alles. Denn Schimmel wächst immer dann, wenn Pilzsporen auf einen passenden Nährboden und ausreichend Feuchtigkeit treffen. Und diese Feuchtigkeit kann zahlreiche Ursachen haben, darunter Bauschäden, Hochwasser, Neubaufeuchte, Wärmebrücken, mangelndes Heizen oder eben auch zu seltenes oder falsches Lüften.
Laut Verbraucherzentrale sind Schimmelschäden meistens auf eine Kombination aus schlecht gedämmten Gebäuden, Wärmebrücken und unzureichendem Heizen und Lüften zurückzuführen. In alten und schlecht gedämmten Gebäuden lässt sich Schimmel allerdings nicht immer durch normales Heiz- und Lüftungsverhalten vermeiden. Übermäßiges Heizen ist dabei genauso unzumutbar, wie dauerhaftes Lüften.
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2. Fehler: Stockflecken und Schimmel verwechseln
„Das sind doch nur Stockflecken, das ist nicht so schlimm“ – bei diesem Satz handelt es sich um einen typischen Fehler im Umgang mit Schimmel. Denn wenn Schimmelsporen auf einen geeigneten Nährboden treffen und genug Feuchtigkeit vorhanden ist, können sie sich problemlos entwickeln. Zunächst wachsen die Pilze im Material und an der Oberfläche, wo sich dann kleine Flecken und Verfärbungen zeigen. Diese werden oftmals als „harmlose“ Stockflecken deklariert.
Solange diese Verfärbungen nur auf der Oberfläche der Wand oder Tapete sichtbar sind, kann man sie noch leicht entfernen. Allerdings verschwinden die Flecken nicht von selbst. Bleibt die Feuchtigkeit bestehen, breitet sich der Schaden aus. Weitere Mikroorganismen wie Bakterien und Milben kommen hinzu, und der Schimmel dringt tiefer ins Material ein.
3. Fehler: Wärmedämmung als Ursache sehen
Auch bei der Annahme, Wärmedämmung führe zu Schimmel, handelt es sich um einen typischen Fehler. Ganz im Gegenteil: Die richtige Dämmung kann Schimmelbildung sogar verhindern.
Generell gilt: Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte. Daher besteht in alten Gebäuden häufig an kühlen Stellen Schimmelgefahr. Kühlt die Luft dort ab, steigt die relative Luftfeuchtigkeit und kann so hoch werden, dass sich Kondenswasser auf Fenstern und Wänden bildet. Ist die Wand jedoch gut gedämmt und sind die Fenster dicht, bleibt die Oberflächentemperatur nah an der Raumlufttemperatur – und die Schimmelgefahr sinkt.
Wichtig: Auch in gut gedämmten Wohnungen kann es zu Schimmel kommen, und zwar wenn nicht täglich mehrmals gelüftet wird. Dann bleibt die Feuchtigkeit vom Kochen, Waschen oder Duschen in der Wohnung.
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4. Fehler: Nur schwarzer Schimmel ist gefährlich
Auch diese Annahme ist ein Fehler, denn jeder Schimmel kann die Gesundheit beeinträchtigen. Studien belegen, dass etwa Atemwegserkrankungen die Folge sein können.
Das gesundheitliche Risiko ist neben der Größe des Schadens immer auch vom gesundheitlichen Zustand der Betroffenen abhängig. Aber „Schimmel ist immer eine Belastung, die beseitigt werden muss – egal, welche Farbe er hat“, heißt es seitens der Verbraucherzentrale.
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5. Fehler: Schimmel mit Essig bekämpfen
Auch wenn es sich um ein beliebtes Hausmittel handelt – die Verbraucherzentrale rät von der Verwendung von Essig gegen Schimmel ab. Hintergrund: Auf mineralischen Putzoberflächen wird die Säure des Essigs meistens neutralisiert. Letztlich bekommen die Schimmelpilze nur noch mehr Wasser und damit Substrat zum Wachsen. Stattdessen soll auch ein normaler Haushaltsreiniger helfen – zumindest bei kleinerem Schimmelbefall an Oberflächen.
Handelt es sich um poröse Oberflächen, wird eine 70- bis 80-prozentige Alkohollösung empfohlen, etwa verdünnter Brennspiritus. Vorsicht: Aufgrund der Entzündungsgefahr sollte man dabei gut lüften und Feuerquellen fernhalten.
Wann man einen Profi beauftragen sollte
„Ist der Schimmelschaden schon älter und bereits tiefer in den Putz oder andere Oberflächen eingedrungen, sollte man eine Fachfirma kontaktieren. Denn bleiben Bestandteile des Pilzes im Material zurück, können diese weiterwachsen und sich erneut ausbreiten.“