
15. Mai 2025, 10:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Kleiderschränke in deutschen Schlafzimmern bersten zum Teil über. Wer jeden Modetrend mitmacht, muss deswegen regelmäßig Platz schaffen. Ein großer Teil der nicht mehr getragenen Hemden, Hosen oder Röcke landet im Altkleidercontainer oder wird an Altkleidersammler weitergegeben. Das passiert meist mit dem Wunsch, die Kleidungsstücke bedürftigen Menschen zukommen zu lassen. Doch nicht jede Sammlung ist seriös. myHOMEBOOK hat bei der Verbraucherzentrale NRW nachgefragt, wie sich seriöse von unseriösen Sammlungen unterscheiden.
Mit alten Kleidern lässt sich zum Teil richtig gutes Geld verdienen. Das Aufkommen an aussortierter Kleidung in Deutschland ist enorm. Mehr als eine Million Tonnen Textilien oder zwei Milliarden Kleidungsstücke werden pro Jahr einem anderen Zweck zugeführt, hat die Verbraucherzentrale NRW recherchiert. Knapp 74 Prozent davon, also etwa drei Viertel, geht an Altkleidersammlungen. Der Rest wird privat verschenkt oder in den Müll geschmissen.
»Der Altkleidermarkt ist übersättigt
„Der Altkleidermarkt ist schon seit längerem übersättigt, weil wir in einer Überflussgesellschaft leben“, bemerkt Philip Heldt, Umweltexperte bei der Verbraucherzentrale NRW. Da Blusen und Hosen für die westliche Welt überwiegend aus Billig-Lohnländern stammen, sind die Preise im Keller. Zudem drücken immer mehr Online-Discounter mit billiger Kleidung aus minderwertigen Materialien die Preise weiter nach unten.
„Trotz der teilweise schlechten Produktqualität landen immer noch genug Kleidungsstücke bei den großen Sammelorganisationen“, berichtet Philip Heldt. Doch die gesunkenen Preise bei Neuware wirken sich auch auf den Altkleidermarkt preislich negativ aus. Das führt inzwischen zu einer existenzbedrohenden Situation bei den etablierten Altkleidersammlern, wie der Branchenverband für Textilrecycling, BSVE, kürzlich kritisch feststellte.
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Logos und Siegel bei Altkleidersammlungen
Unseriöse Sammler sorgen dann zusätzlich für eine Verschlechterung der gesamten Lage auf dem Altkleidermarkt. Worauf sollten Spender also achten, wenn Sie alte Kleidung einem guten Zweck zuführen möchten?
„Zunächst sollte die Kleidung noch tragbar sein, das wäre die erste Regel“, erklärt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. „Die zweite Regel: Spender sollten auf spezielle Logos und Siegel achten, das wäre zum einen FairWertung und zum anderen der Hinweis auf den BVSE.“
Die unter dem Dachverband FairWertung organisierten Unternehmen verpflichten sich, sozial- und umweltverträgliche Standards einzuhalten. Somit landen Altkleider eben nicht einfach auf dem Müll, sondern kommen tatsächlich dort an, wo sie dringend benötigt werden. Dasselbe gilt für die über den BVSE registrierten Unternehmen. Auf jedem BVSE-Siegel stehen die Kontaktdaten der Sammelorganisation. Weiterführende Infos zu allen BVSE-Mitgliedern finden sich zudem auf der Homepage des Verbandes.
„Wurfzettel ohne feste Adresse oder auf denen nur eine Handy-Nummer steht, gehören am besten direkt in den Müll“, rät Philip Heldt. „Auch Altkleidercontainer, auf denen die sammelnde Organisation nicht direkt ersichtlich ist, sollten gemieden werden.“
Wer solche Zettel oder Container entdeckt, meldet das am besten direkt bei der örtlichen Abfallbehörde. Die Mitarbeiter dort freuen sich über Mithilfe aus der Bevölkerung und gehen der Sache auf den Grund. Die Urheber von unseriösen Sammlungen werden ermittelt, entsprechende Container aus dem Verkehr gezogen und abschließend ein Bußgeld verhängt.

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Tauschen statt kaufen
Noch besser wäre es selbstverständlich, wenn sich die Menge an aussortierter Kleidung grundsätzlich reduzieren würde. Deswegen kann es sinnvoll sein, die nächste Jeans vielleicht einfach selbst gebraucht zu kaufen. „Inzwischen gibt es in vielen Städten und Regionen sogenannte Sozialkaufhäuser, in denen man Kleidung abgegeben, allerdings auch zu einem erschwinglichen Preis erwerben kann“, weiß der Umweltexperte der Verbraucherzentrale NRW. Da Sozialkaufhäuser sehr auf Qualität achten, warten dort einige modische Schnäppchen auf einen neuen Träger.
„Eine andere, einfache Möglichkeit, um aussortierte Kleidung noch weiterzuverwenden, sind sogenannte Kleidertauschpartys. Der Vorteil: Man bekommt seine eigenen Teile schnell los und kann gleich wieder andere schicke Sachen mit nach Hause nehmen“, zeigt Philip Heldt die Vorzüge dieser Variante auf. Im Netz gibt es inzwischen auch Anlaufstellen, um Kleidertauschpartys zu besuchen oder selbst eine zu organisieren.

Warum ich Kleidung selten aussortiere
„Ich zähle mich nicht zu den üblichen Modejunkies. Mir ist die Qualität von Textilien wichtig. Die Marke interessiert mich weniger. Hosen beispielsweise trage ich bis kurz vorm Verschleiß. Erst dann fühlt sich so ein Beinkleid richtig bequem an. Deswegen landen Textlilien von mir auch selten im Altkleidercontainer, sondern aufgrund von Gucklöchern im Stoff direkt im Restmüll. Die Möglichkeit von Kleidertauschpartys finde ich sehr charmant. Da werfe ich künftig einmal ein Auge drauf.“