11. März 2022, 5:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Es entstammt dem Grundwasser, woran sich auch die Industrie bedient. In vielen Ländern ist das Trinkwasser knapp – und die Situation wird sich noch zuspitzen. Wie können wir es einsparen?
Wer morgens duscht, statt badet, spart Wasser. Doch mit der ersten Tasse Kaffee ist die Bilanz direkt wieder ruiniert. Berücksichtigt man nämlich Anbau und Produktion des Kaffees, verbraucht eine einzige Tasse davon 140 Liter Wasser – das ist weit mehr als ein Mensch in Deutschland durchschnittlich pro Tag direkt an Wasser verbraucht. Was es bringt, im Alltag sogenanntes „virtuelles Wasser“ zu sparen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Virtuelles Wasser sparen – was heißt das?
Man spricht bei der Ressource, die für die Herstellung von Produkten benötigt wird, von virtuellem Wasser. Und die Verbrauchszahlen erschrecken: Vom Anbau der Baumwolle bis zur Herstellung benötigt eine Jeans im globalen Durchschnitt 8000 Liter Wasser. Für ein Kilo Rindfleisch sind es mehr als 15.000 Liter.
Und zählt man zu dem Wasserverbrauch im Haushalt den Wasserfußabdruck unserer Konsumgüter dazu, kommt man im Durchschnitt auf einen Verbrauch von 4000 bis 5000 statt 125 Litern pro Tag und Kopf, erklärt Juliane Vatter von der Umweltschutzorganisation WWF.
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Das virtuelle Wasser ist vor allem in Regionen der Welt ein Problem, die unter Wassermangel leiden. Und gerade von dort kommen viele wasserintensive Lebensmittel und Produkte unseres Alltags. Aber man kann auch von Deutschland aus helfen, es einzusparen.
Etwa in dem man sich anschaut, woher ein Produkt stammt, rät Manuela Helmecke vom Umweltbundesamt. Denn in regenreichen Regionen sind die 20.000 Liter Wasser, die für ein Kilogramm Röstkaffee anfallen, weniger problematisch als in wasserarmen Regionen.
Den konkreten Wasserfußabdruck eines Produktes zu bestimmen, ist allerdings kompliziert, sagt Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg. Man müsse aber gar nicht detektivisch Verbrauchszahlen recherchieren. „Am besten konzentriert man sich auf die großen Mengen“, erklärt Jorde. Etwa bei der Landwirtschaft.
Sie sei global gesehen der größte Wassernutzer, sagt Juliane Vatter, die WWF-Expertin für nachhaltige Wassernutzung. Rund 70 Prozent des für Menschen zugänglichen Süßwassers fließen in die bewässerte Landwirtschaft. Und von dem Obst, das es in Deutschland zu kaufen gibt, kommt etwa 80 Prozent aus anderen Ländern, beim Gemüse sind es über 60 Prozent.
Die Experten-Faustregel zum Wassersparen lautet daher: Regional, saisonal, biologisch und möglichst wenige tierische Produkte kaufen.
Was die Äcker und Wiesen der Region hergeben
Da aber mittlerweile alles zu jeder Jahreszeit im Supermarkt verfügbar ist, ist es immer schwieriger, ein Gefühl dafür zu bekommen, was natürliche Anbauorte und -zeiten sind, sagt Helmecke vom Umweltbundesamt. Während knackige Äpfel aus Deutschland im Herbst eine optimale Wasserbilanz haben, schneiden sie im Frühjahr schon deutlich schlechter ab. Entweder wurden sie den ganzen Winter gekühlt eingelagert oder aus wärmeren Regionen importiert. Einen guten Überblick gibt ein Saisonkalender.
Es gibt auch Siegel für Landwirtschaftsbetriebe, auf die man achten kann: Der ökologische Landbau ( EU-Bio-Logo) ist der WWF-Expertin Vatter zufolge das einzige Landnutzungssystem mit gesetzlich klar definierten Richtlinien für die gesamte Pflanzenproduktion, Tierhaltung und Verarbeitung der Produkte. Der Einsatz von Pestiziden und Düngern ist streng reguliert, unter anderem, um das Grundwasser zu schützen.
Auch andere Zertifizierungssysteme wie Naturland ermöglichen verbindliche ökologische und soziale Kriterien für den Anbau und tragen damit zum Süßwasserschutz bei.
Eine andere Möglichkeit, virtuelles Wasser zu sparen, ist der Verzicht auf tierische Produkte. Vor allem Fleisch verschlingt riesige Mengen der Ressource, und dabei gerade der Anbau des Futters für die Tiere. Vegane Alternativen sind oft besser. Das Soja dafür stammt häufig aus Europa, sagt Jorde. Mandeln sind dagegen weniger wasserfreundlich.
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Der größte Wasserverbrauch findet letztendlich also nicht im eigenen Haushalt statt. Den tropfenden Wasserhahn sollte man zwar dennoch reparieren. Und auch Duschen statt Baden mache Sinn, so Jorde. Wichtiger aber sei, die großen Wassermengen im Blick zu behalten.
„Wir sind Teil des Wasserkreislaufes“, sagt der Verbraucherberater. Daher sei auch ein verantwortungsvoller Umgang im globalen Kontext gefragt. Wem die kalte Dusche zum Wachwerden nicht reicht, könnte es zumindest mit einem Umstieg auf Bio- und Fairtrade-Kaffee versuchen.