13. Januar 2021, 14:08 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Besuchen wir jemanden zum ersten Mal in seinem Zuhause, ist dies ein äußerst spannender Moment. Die Gestaltung der Wohnung verrät uns nämlich viel darüber, welcher Typ Mensch hier lebt, welche Vorlieben er hat, worauf er Wert legt und wie er tickt.
„Unser Zuhause ist der Spiegel der Seele“, sind sich die Wohn-Coaches Katharina Licari-Flammann und Dina Hanes-Krüger von Licari & Hanes sicher. Mit dieser Meinung sind die Münchner Wohn-Expertinnen nicht alleine. Seit über 10 Jahren widmet sich auch der bekannte US-Psychologe Sam Gosling den Zusammenhängen von Persönlichkeit und Einrichtung. Seine Forschungen belegen: Die Gegenstände, die wir auswählen, die Art und Weise, wie wir unsere Wände gestalten und unsere Wohnung einrichten: All das ist kein Produkt des Zufalls oder purer Mainstream. Vielmehr ist es Teil unserer Persönlichkeit. Ein Blick in unser Zuhause offenbart deshalb sehr präzise unseren Charakter. Es verrät nicht nur, was für ein Mensch hier wohnt, welchen Hobbys er nachgeht oder ob er oder sie Farben mag. Sogar Rückschlüsse auf unser Seelenleben sind möglich. So vermag die Einrichtung auch ziemlich genau widerspiegeln, ob hier ein intro- oder eher extrovertierter Mensch zu Hause ist.
Übersicht
- „Zeige mir, wie du wohnst und ich sage dir, wer du bist…“
- Welche Dinge in der Wohnung am meisten über ihre Bewohner aussagen
- Worauf Gäste in fremden Wohnungen zuerst achten
- Das Wohlfühlen als unbewusster Indikator
- Zur Wohnung mit Wohlfühlatmosphäre
- 6 Tipps, wie unser Zuhause einen positiven Eindruck hinterlässt
„Zeige mir, wie du wohnst und ich sage dir, wer du bist…“
„Wenn wir uns voll und ganz auf uns selbst eingelassen haben, wird sich dies auch in unseren Wohnräumen widerspiegeln. Wir kehren unser Inneres nach außen. Das lässt unsere Räume persönlich wirken und wir haben Räume mit Charakter“, erklären Dina Hanes-Krüger und Katharina Licari-Flammann im Interview mit myHOMEBOOK. „Ein großes Sofa, auf dem viele Leute Platz haben, ein Essplatz mit vielen Stühlen oder auch ein offen gestalteter Wohn-Essbereich: All das können Hinweise darauf sein, dass hier ein geselliger Typ wohnt, der Gesellschaft liebt und gern Leute um sich hat.“ Lässt sich dagegen wenig Persönliches, wie Bilder oder andere persönliche Gegenstände finden, deutet dies eher auf eine Person hin, die Distanz wahren möchte.
Welche Dinge in der Wohnung am meisten über ihre Bewohner aussagen
Musikinstrumente, die selbst gespielt werden, ein Bücherregal mit gelesenen Büchern, eine Bilderwand mit Fotos von Familie und Freunden, Mitbringsel aus dem Urlaub, aber auch die Wahl von Farben oder Materialien sind meist nicht zufällig gewählt. „Alle Dinge und Gegenstände, die die Persönlichkeit des Bewohners widerspiegeln, zeigen deren Individualität.“
Haben wir erkannt, wer wir sind und was wir zum Wohlfühlen brauchen, wird sich dies auch in unseren Räumen widerspiegeln wissen Dina Hanes-Krüger und Katharina Licari-Flammann. „Wir werden unseren Einrichtungsstil nicht anhand eines Trends auswählen oder die Möbel kaufen, die wir bei unserer besten Freundin so toll finden. Wenn wir den Mut haben, uns zu zeigen, wie wir wirklich sind, dann bringen wir das nach außen und transportieren dies in unsere Wohnräume. Stellen wir uns vor: Räume sind unsere Leinwand und wir dürfen sie nach unseren Wünschen und Vorstellungen bemalen. Wir kreieren unser persönliches Bild. Damit dies gelingt, brauchen wir eine Verbindung zu uns und unserem Inneren. Dann füllen wir unsere Leinwand mit unseren Lieblingsfarben, benutzen Materialien, mit denen wir etwas verbinden und uns wohlfühlen. Wir erschaffen dadurch ein individuelles Motiv und finden den richtigen Platz für unser Bild.“
Worauf Gäste in fremden Wohnungen zuerst achten
Sauberkeit, ansprechende Möbel, eine luxuriöse Einrichtung oder gar ein beeindruckendes Bücherregal? Eine pauschale Antwort darauf, worauf der Blick in fremden Wohnungen als Erstes fällt, können die Expertinnen nicht geben. „Es kommt darauf an, was für ein Typ ich selbst bin. Worauf lege ich bei mir selbst Wert? Das spiegelt sich dann in meiner Aufmerksamkeit für andere wider. Bin ich visuell, dann werden mir optische Dinge ins Auge springen, wie beispielsweise Bilder, schöne Möbel oder auch wie ordentlich die Umgebung ist. Wir achten bei anderen auf die Dinge, die uns selbst wichtig sind. Und das ist für jeden von uns etwas anderes. Den einen stören herumliegende Gegenstände und etwas Unordnung, dem anderen fällt so etwas gar nicht auf.“
Das Wohlfühlen als unbewusster Indikator
Was sich allerdings mit Sicherheit sagen lässt, was bewusst oder auch subtil wahrgenommen wird, ist, ob wir uns wohlfühlen. „Wir betreten Räume und spüren meist unmittelbar, ob wir uns wohlfühlen. Dabei kommt es vor allem auf die Raumaufteilung, die Anordnung der Möbel und auf die Auswahl von Farben an. Auch Materialien spielen eine entscheidende Rolle. Passen Möbelproportionen nicht zum Raum, entsteht schnell eine Disharmonie. Wir nehmen diese als Unwohlsein wahr, ohne es wirklich benennen zu können.“ Gleiches passiere auch, wenn Räume zu vollgestellt oder unordentlich sind, eine klare Zuordnung fehlt. Klar abgetrennte Bereiche sorgen dagegen für Struktur und Ordnung. Der Raum wirkt harmonisch. „Bei offenen Grundrissen im Erdgeschoss hilft es oftmals schon, die unterschiedlichen Bereiche in Zonen zu unterteilen. Dies gelingt, indem wir beispielsweise einen Teppich unter den Esstisch legen oder Bereiche mit Farben unterteilen.“
Nicht zu unterschätzen ist auch der Geruch einer Wohnung: „Betreten wir eine Wohnung, ist der Geruch mitentscheiden, ob wir uns hier wohlfühlen oder nicht. Wenn unangenehme Gerüche vorhanden sind, entsteht automatisch ein Gefühl von Unwohlsein. Wir können uns nicht entspannen und denken höchstwahrscheinlich nur daran, wann wir wieder gehen können.“
Zur Wohnung mit Wohlfühlatmosphäre
Damit sich Gäste bei uns wohlfühlen, bedarf es gar nicht viel. Ein genauer Blick auf die Bereiche, in denen sich Gäste üblicherweise aufhalten, zeigt schnell, ob und wie Optimierungsbedarf besteht:
Eingangsbereich
Herzlich willkommen! Dieser Bereich ist unsere Visitenkarte und stellt die Verbindung zwischen Innen und Außen dar. „Hier entscheidet sich, ob man sich willkommen und wohlfühlt und ob man mehr sehen möchte. Ein schönes Ambiente, eine einladende Atmosphäre – egal wie klein dieser Eingangsbereich auch sein mag – sind entscheidend für ein gutes Gefühl.“
Tipps der Wohn-Coaches:
- Geschlossener Schrank: In diesen finden Jacken, Schuhe und Taschen ein ordentliches Zuhause und bleiben den Gästen verborgen. Der Eingang wirkt ruhig, klar und stets aufgeräumt.
- Offene Regale und Ablagen: Statt als Ablage für Krimskrams diese lieber als Deko-Fläche nutzen. In einer schönen Schale oder einem Korb können die Schlüssel verstaut werden. Eine Duftkerze empfängt Gäste und Bewohner mit einem schönen Raumduft.
Wohnraum
„Im Wohnraum führen wir das fort, was wir im Eingangsbereich begonnen haben. Es folgt der sogenannte rote Faden. Würden wir Chaos und Unordnung im Eingang vorfinden, ist mit diesem höchstwahrscheinlich auch im Rest der Wohnung zu rechnen. Oft wirkt das Gesetz der Anziehungskraft: Unordnung zieht mehr Unordnung an. Herumliegende Wäsche, vollgestellte Stühle und Sofa sorgen für kein besonders schönes Ambiente.“
Tipps der Wohn-Coaches:
- Den aufgeräumten Wohnraum mit schöner Hintergrundmusik, einer angenehmen Beleuchtung und gutem Duft sowie ausreichend Sitzgelegenheiten bestücken.
- Erwarten wir Besuch mit Kindern oder Haustier (Hund), kann es hilfreich sein und zur Entspannung aller beitragen, Gegenstände wegzuräumen, die nicht für Kinderhände oder als Hundespielzeug geeignet sind. Das beugt Ärger vor und trägt von Beginn an zur Entspannung bei.
Bad/Gäste-WC
Das Badezimmer ist der Ort der Reinigung. Gerade hier ist Ordnung von großer Bedeutung. „Wie im Eingangsbereich sind geschlossene Schränke empfehlenswerter als offene Regale. So lässt sich leichter Ordnung halten und wir vermeiden Unordnung und Chaos. Ein Berg schmutziger Wäsche, dreckige Handtücher zum Abtrocknen unserer Hände oder gar verschmutze Waschbecken und Toilette sollten unbedingt vermieden werden.“
Tipp der Wohn-Coaches:
- Ein frisches Handtuch, ein aufgefüllter Seifenspender, ein sauberes Ambiente und schönes Licht heißen Gäste auch hier herzlichen Willkommen.
Nachgefragt Wie entsteht der Eigengeruch unserer Wohnung und warum können wir ihn selbst nicht riechen?
Wohnpsychologe im Interview „Spannend ist immer das, was fehlt“
Meinung Interior Designerin verrät: „Darauf achte ich in fremden Wohnungen besonders“
6 Tipps, wie unser Zuhause einen positiven Eindruck hinterlässt
Es ist nicht nur die Einrichtung, die darüber entscheidet, ob sich unsere Gäste wohlfühlen. 6 Tipps der Wohn-Coaches, wie wir im Nu eine einladende Atmosphäre schaffen:
- Richten Sie Ihre Wohnung so ein, dass Sie sich wohlfühlen. Seien Sie authentisch in der Einrichtung, das macht Sie als Person nahbar und das spüren auch die Gäste.
- Jagen Sie keinem Trend hinterher, wenn er nicht Ihnen und Ihrer Persönlichkeit entspricht. Keiner wird es schaffen, seine Wohnung so einzurichten, dass er den Geschmack aller Besucher treffen wird.
- Ein schönes Ambiente, leckeres Essen, dazu ein schön gedeckter Tisch und gute Gespräche sind Attribute, die dazu beitragen, seinen Gästen einen schönen Tag oder Abend zu bereiten.
- Gehen Sie auf Ihr Gegenüber ein und berücksichtigen Sie dessen Bedürfnisse. Das sorgt ebenfalls dafür, dass man sich als Gast in der anderen Umgebung wohlfühlt.
- Mi Casa es tu Casa – Mein Haus ist Dein Haus: Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind Ihr eigener Gast. Was wünschen Sie sich? Was brauchen Sie, um sich in einer fremden Umgebung wohlzufühlen?
- Welche Erwartungen haben Sie? Oft sind es Erwartungen, die uns Enttäuschungen verschaffen. Deshalb: Erwarten Sie nichts und bekommen Sie alles! Empfange ich meine Gäste, ohne von ihnen zu erwarten, dass ihnen meine vier Wände gefallen, hinterlasse ich einen Eindruck. Ob die Person diesen für gut oder schlecht befindet, das entscheidet am Ende des Besuches jeder selbst!