25. September 2019, 14:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wasser ist nicht gleich Wasser: Es unterscheidet sich durch den Härtegrad. Während hartes Wasser für Kalkablagerungen sorgt, werden sie durch weiches Wasser eher vermieden. Verbraucher können ihr Wasser bei Bedarf selbst enthärten und bestimmte Stoffe dabei herausfiltern. myHOMEBOOK hat mit einem Experten gesprochen und nachgefragt, wann sich die Installation einer Enthärtungsanlage für Privathaushalte lohnen kann und wie das Ganze eigentlich funktioniert.
Hartes und weiches Wasser haben verschiedene Eigenschaften, die Sie gezielt einsetzen oder vermeiden können. Weiches Wasser kommt in Regionen mit einem hohen Gesteinsanteil von Granit, Gneis oder Basalt vor. Immer wenn Sie Wasser erhitzen, ist weiches Wasser von Vorteil – also beispielsweise beim Waschen. Auch beim Blumengießen eignet sich weiches mehr als hartes Wasser. Ein möglicher Nachteil von weichem Wasser ist die starke Schaumbildung bei Waschgängen. Hartes Wasser entsteht vor allem durch einen hohen Anteil an Kalkgestein im Boden. Es führt zu Ablagerungen in Waschmaschinen, Heizungen, Wasserkochern, Spülmaschinen oder Kaffeemaschinen. Es kann zudem den Geschmack von Getränken wie Tee beeinträchtigen. Ein paar der Gründe, warum manche Haushalte ihr Wasser enthärten wollen.
Was bedeutet eigentlich „hartes Wasser“?
Obwohl der Kalkgehalt im Wasser als Indikator für den Härtegrad gilt, spielen dabei viele chemische Elemente in der Zusammensetzung eine Rolle, vor allem Calcium- und Magnesium-Ionen. Ein weiterer Messwert ist das Verhältnis zwischen Kalk und Kohlensäure, das durch die sogenannte Carbonathärte eingestuft wird. Die Härtegrade wurden früher in Deutschland und Österreich mit der Maßeinheit „Grad deutscher Härte (°dH)“ angegeben, Experten verwenden heute genaue Angaben der molaren Zusammensetzung.
„Wasserhärte ist kein Kriterium für Qualität“, erklärt Lars Wagner vom DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. im Gespräch mit myHOMEBOOK. „Trinkwasser ist in Deutschland das Lebensmittel mit den strengsten Kontrollen“, betont der Wasserexperte. Vielmehr ist es eine persönliche Entscheidung, ob man lieber weiches oder hartes Wasser im Haushalt nutzen möchte.
Die Wasserversorgungsunternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, dem Verbraucher mindestens einmal pro Jahr die Härtebereiche des Trinkwassers mitzuteilen. Grundlage dafür ist das „Wasch- und Reinigungsmittelgesetz (WRMG)“. Die Angaben erfolgen dabei laut DVGW in Millimol Calciumcarbonat pro Liter:
- Weich: weniger als 1,5 Millimol Calciumcarbonat je Liter
- Mittel: 1,5 bis 2,5 Millimol Calciumcarbonat je Liter
- Hart: mehr als 2,5 Millimol Calciumcarbonat je Liter
Die Zusammensetzung des Wassers ändert sich von Region zu Region, da sie vom Grundwasser und der geologischen Bodenzusammensetzung abhängt. „In Berlin haben Sie eine ganz andere Wasserhärte als im Schwarzwald“, erklärt Wagner.
Woran erkennt man hartes Wasser?
Kalkablagerungen am Wasserhahn können ein deutlicher Hinweis auf hartes Wasser sein, sind aber kein Grund zur Sorge. Denn Calcium ist ein ganz natürlicher Bestandteil von Leitungswasser. Auch wenn viele den Härtegrad von Wasser oft mit dem Kalkgehalt gleichsetzen, beschreibt der Begriff vielmehr die komplexe chemische Zusammensetzung im Trinkwasser auf atomarer Ebene. In der Trinkwasserverordnung sind keine Grenzwerte definiert, um zu bestimmen, wann Leitungswasser „hart“ oder „weich“ ist. Dennoch können Verbraucher mit entsprechenden Anlagen ihre Wasserqualität zu Hause an die persönlichen Vorlieben anpassen, indem sie Wasser beispielsweise enthärten.
Tipp: Regenwasser ist von Natur aus weich und eignet sich deshalb besonders gut zum Wässern von Zimmerpflanzen.
Welche Auswirkungen hat hartes Wasser im Haushalt?
Wenn die Heizstäbe in der Waschmaschine verkalken, ist unter anderem hartes Wasser und der enthaltene hohe Anteil an Calciumhydrogencarbonat ausschlaggebend. Wird der Stoff erhitzt, entsteht Calciumcarbonat, das sich nur schwer wieder lösen lässt. Der Anteil von Calciumcarbonat im Wasser ist unter anderem ausschlaggebend, um Waschmittel richtig zu dosieren. Moderne Waschmittel werden durch hartes Wasser in der Regel jedoch kaum beeinträchtigt, da sie enthärtende Stoffe enthalten. „Wenn ich meinen Wasserkocher regelmäßig entkalke und damit zufrieden bin, brauche ich keine Entkalkungsanlage“, meint Wagner.
Welche Möglichkeiten gibt es, Wasser zu enthärten?
Die einzige Filterung, die auch gesetzlich vorgeschrieben ist, geschieht durch mechanische Partikelfilter direkt hinter der Wasserzähleranlage. Hier werden grobe Stoffe abgefangen, bevor sie im Hauswassersystem landen. Alles Weitere liegt im Ermessen des Verbrauchers.
Um Wasser zu enthärten, gibt es laut Verbraucherzentrale eine Vielzahl an Angeboten, darunter Tischwasserfilter, Untertischgeräte oder fest installierte Anlagen. Diese arbeiten nach verschiedenen Prinzipien:
- Ionenaustausch: Bei Anlagen mit Ionentauscher werden dem Wasser Stoffe wie Calcium- oder Magnesium-Ionen entzogen und beispielsweise gegen Natrium-Ionen ausgetauscht. Ist der Austauscher voll, muss er zeitnah ersetzt werden, da er sonst alle angesammelten Ionen auf einmal an das Wasser abgeben kann. Fest installierte Anlagen müssen in regelmäßigen Abständen mit Austauscherlösung regeneriert werden.
- Physikalische Aufbereitung: Bei dieser Methode soll das Wasser ohne Veränderung der chemischen Struktur entkalkt werden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, bei der Anschaffung eines Geräts auf das DVGW-Siegel zu achten.
Wichtig: Filteranlagen sind generell nur dann sinnvoll, wenn das Wasser auch tatsächlich entsprechend belastet ist. Es gibt eine Vielzahl an Systemen, die mit Werbeversprechen locken. Bevor Sie sich für eine fest installierte und kostspielige Lösung entscheiden, sollten Sie unbedingt mit einem unabhängigen Berater sprechen.
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Wann lohnt sich eine Wasserenthärtungsanlage?
Generell haben wir in Deutschland sehr gutes Trinkwasser, sodass es im Haushalt laut Stiftung Warentest eigentlich nicht aufbereitet werden muss. Kein Lebensmittel wird hierzulande so streng kontrolliert wie Leitungswasser. Beim falschen Einsatz von Entkalkungsanlagen besteht vielmehr das Risiko, dass man dadurch die Qualität verschlechtere. Mineralien wie Calcium oder Magnesium im Trinkwasser sind zudem auch gut für die Gesundheit. „Wenden Sie sich an Ihren regionalen Wasserversorger, wenn Sie mehr über Ihre Wasserqualität erfahren wollen“, meint Wagner. Diese sind nämlich verpflichtet, Auskunft darüber zu erteilen.
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Vorsicht bei esoterischer Wasseraufbereitung
Bei der Wasseraufbereitung gibt es zudem viele esoterisch anmutende Möglichkeiten. Davor warnt die Verbraucherzentrale. Die Systeme versprechen beispielsweise eine „Harmonisierung“, „Energetisierung“ oder „Vitalisierung“ des Wassers, teils bei hohen Preisen. Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass diese Maßnahmen tatsächlich das Wasser verbessern. Auch hier gilt: Informieren Sie sich vorab bei Ihrem regionalen Versorger über die Qualität Ihres Trinkwassers und lassen Sie sich von einem unabhängigen und fachkundigen Experten beraten.