
14. Januar 2025, 10:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Möbel-Onlineshop Wayfair zieht sich aus Deutschland zurück. Auf der Website können bereits keine Bestellungen mehr aufgegeben werden. Was das nun für Kunden und Mitarbeiter bedeutet.
Nach 15 Jahren auf dem deutschen Markt hat sich der US-amerikanische Online-Möbelhändler Wayfair dazu entschieden Deutschland den Rücken zuzukehren. Das Unternehmen hat ohne Übergangsphase mit sofortiger Wirkung den Online-Verkauf eingestellt. Auf der Website ist nur noch die Info zu finden, dass keine Bestellungen mehr aus Deutschland und Österreich entgegengenommen werden. Weltweit sollen bis zu 730 Stellen gestrichen werden.
Warum Wayfair den deutschen Markt verlässt
Bereits am vergangenen Freitag (10.01.25) hatte Wayfair-CEO und Mitgründer Niraj Shah die Mitarbeiter über die zukünftigen Änderungen informiert. In der Mitteilung erklärt er, dass man sich nach sorgfältiger Überlegung dazu entschieden habe, den deutschen Markt mit sofortiger Wirkung zu verlassen.
Deutschland sei in den vergangenen 15 Jahren ein wichtiger Teil auf der Reise gewesen und diente neben Großbritannien als einer der ersten Eintrittsmärkte in Europa, erläutert Shah weiter. Zu der Entscheidung, warum sich Wayfair nun aus Deutschland zurückzieht, heißt es, dass die Marke etwa in Großbritannien weitaus erfolgreicher war.
In Deutschland hätte die Expansion dagegen zu viel Zeit und Geld in Anspruch genommen. Die Verbesserung von Stückkosten und Skalierung des Marktanteils hätten sich als schwierig erwiesen. Gründe seien dafür etwa schwache wirtschaftliche Bedingungen, die begrenzte Größe des Angebots oder auch die geringe Markenbekanntheit.
In einer jüngsten Bewertung sei man zu dem Schluss gekommen, so der Wayfair-CEO, dass das Erreichen eines marktführenden Wachstums in Deutschland ein langwieriges und kostspieliges Unterfangen wäre. Das Geld des Unternehmens sei besser in andere Wachstumsinitiativen investiert.
Was Kunden jetzt wissen müssen
Als Kunde in Deutschland kann man die Website von Wayfair nicht mehr aufrufen – beziehungsweise erhält direkt die Mitteilung, dass Bestellungen aus Deutschland und Österreich nicht mehr entgegengenommen werden. Kunden hätten aber weiter die Möglichkeit, ihre aktuellen Bestellungen im Wayfair-Konto einzusehen und zu verwalten.
Auf myHOMEBOOK-Anfrage erklärt Wayfair außerdem, dass alle Bestellungen, die vor dem 10. Januar 2025 aufgegeben wurden, auch bearbeitet werden. Auch die Garantien für Bestellungen in diesem Zeitraum, würden eingehalten, heißt es weiter.
In den aktualisierten FAQs auf der Website werden außerdem allgemeine Fragen beantwortet. Dort heißt es, dass bereits getätigte Bestellungen noch ausgeliefert werden – allerdings nur bis zum 31. Januar 2025. Alles, was danach noch nicht versandt wurde, wird storniert und Kunden würden informiert. Auch Ersatzartikel oder -teile werden nur noch bis Ende Januar versendet – sollte man bis dahin keine Versandbestätigung erhalten haben, soll man sich an den Kundenservice wenden.

Viele Mitarbeiter von Umstrukturierung betroffen
Nicht nur der deutsche Markt ist von den Umstrukturierungen von Wayfair betroffen. Weltweit will der Konzern bis zu 730 Stellen abbauen, das entspricht etwa drei Prozent der weltweiten Belegschaft. In Zukunft will man sich auf neue Wachstumsmotoren wie etwa den stationären Einzelhandel konzentrieren.
Wie viele Mitarbeiter in Deutschland tatsächlich von dem Rückzug von Wayfair betroffen sind, ist nicht bekannt. Die hessenschau berichtete, dass auch das Zentrallager in Lich (Gießen) betroffen sei. Mindestens 200 Mitarbeiter sollen dort beschäftigt sein.
Finanzchefin Kate Gulliver erklärt in einem Interview mit CNBC, dass etwa die Hälfte der betroffenen Mitarbeiter die Möglichkeit bekommt, bei Wayfair zu bleiben. Sie könnten demnach nach London, Boston oder an einen anderen Standort des Unternehmens wechseln. Das betrifft Stellen im Kundenservice, im Konzern und in den Lagerteams, heißt es weiter. Inwiefern Mitarbeiter dieses Angebot auch annehmen, ist nicht bekannt.
In der Mitteilung von Wayfair-CEO Niraj Shah wird außerdem erwähnt, dass ein umfassendes Unterstützungspaket angeboten werde. Dieses soll eine Abfindung sowie den Zugang zu einem Mitarbeiterhilfsprogramm umfassen. Betroffene Mitarbeiter würden individuelle Informationen mit weiteren Einzelheiten erhalten.

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So soll es in Zukunft weitergehen
Laut CNBC kommen auf Wayfair nun erst einmal Kosten in Höhe von bis zu 111 Millionen Dollar zu – so viel soll die Umstrukturierung kosten. Darunter fallen allein bis zu 44 Millionen Dollar an mitarbeiterbezogenen Kosten für Abfindungen, Sozialleistungen und Umzugs- und Übergangskosten.
In Zukunft will sich Wayfair auf Aktivitäten und Investitionen in Kanada, Großbritannien und Irland konzentrieren. Dort habe man einen bedeutenden Marktanteil und sehe Potenzial, den Erfolg zu wiederholen, den man in den USA erzielt habe, heißt es weiter von Wayfair-CEO Shah. Die Präsenz im Einzelhandel soll erhöht werden. Bisher hat das Unternehmen damit gute Erfahrungen gemacht.
Die Online-Verkäufe an Kunden, die in der Nähe des Geschäfts wohnen, seien gestiegen, heißt es von Finanzchefin Gulliver. Deshalb sollen zeitnah weitere Geschäfte in den USA eröffnen und in Zukunft dann auch in anderen Ländern.