12. September 2024, 14:36 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wespen sind in manchen Jahren eine echte Belastung, in anderen hingegen sieht man sie kaum. Der Handel bietet zahlreiche Produkte zur Bekämpfung der ungeliebten Insekten an. Was viele nicht wissen: Wespen stehen unter Naturschutz.
Auch, wenn sie nicht besonders beliebt sind – Wespen stehen in Deutschland unter Naturschutz. Demnach ist es verboten, sie zu töten oder auch die Nester ohne Erlaubnis umzusiedeln. Bei Zuwiderhandlung kann ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro fällig werden. Einige Wespenarten stehen sogar unter besonderem Schutz, dazu zählen mitunter auch Hornissen. Dennoch gibt es im Handel etliche Produkte, um den Insekten den Garaus zu machen, etwa Wespenspray oder auch Wespenschaum. Warum ist das so?
Wespenspray im Handel erhältlich, aber Töten von Wespen ist verboten
„Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es nicht erlaubt, wild lebende Tiere ohne triftigen Grund zu töten“, erklärt Silvia Teich vom NABU auf Anfrage von myHOMEBOOK. Genau dies beabsichtigen allerdings die Hersteller bestimmter Produkte zur Wespenabwehr, die es in Baumärkten, Gartencentern und Drogerien zu kaufen gibt.
„Wir sehen solche Mittel gegen Wespen und ihre Nester kritisch“, sagt die Naturschützerin. Laien können etwa die Wespenarten nicht unterscheiden, in den meisten Fälle müssten die Nester von Wespen auch nicht entfernt werden. „Sie werden nur wenige Wochen genutzt – oft ist es möglich, sie zu dulden“, sagt Teich.
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Über die rechtliche Lage, warum die Anti-Wespen-Produkte nicht verboten sind, könne sie allerdings keine Auskunft geben. „Weil es genug Menschen gibt, die solche Mittel kaufen“, lautet ihrer Vermutung – mit der sie wahrscheinlich Recht hat. „Aber nur, weil etwas verkauft wird, heißt es ja noch nicht, dass der Einsatz rechtlich unbedenklich ist“, fügt die NABU-Pressesprecherin an. „Wir empfehlen, Ruhe zu bewahren, keine chemischen Mittel zu verwenden, Getränke und Speisen draußen abzudecken.“ Im Zweifelsfall könne man sich den Rat von Fachleuten einholen, etwa wenn es um ein Nest geht.
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Darum sind die Anti-Wespen-Produkte nicht verboten
Für die rechtlichen Aspekte hat sich myHOMEBOOK beim Rechtsanwalt Thomas Pliester aus Mönchengladbach erkundigt. „Die Tatsache, dass ein bestimmtes Produkt nicht eingesetzt werden kann, führt nicht automatisch zu einem Verkaufsverbot“, erklärt der Jurist. Tatsächlich gäbe es das relativ häufig, dass man Dinge kaufen könne, die man in Deutschland aber nicht einsetzen könne, weiß Pliester. Verkaufsverbote müssten gerichtlich angeordnet werden, damit sie gültig sind. „Das findet sich hauptsächlich im Bereich des Europäischen Kartellrechts oder des Urheber- und Patentrechts“, sagt der Anwalt. Anscheinend ist der Naturschutz hier nicht eingeschlossen.
Finger weg von Wespenspray und anderen Produkten
„Die Tatsache, dass es diese Produkte im Handel zu kaufen gibt, bedeutet nicht, dass man sie auch einsetzen sollte. Auch wenn Wespen keinen guten Ruf haben, sind sie dennoch Teil unseres Ökosystems, etwa als Bestäuber. Und in den meisten Fällen erledigt sich das Wespen-Problem ohnehin mit der Zeit von allein.“