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„Wintermodus“

Experte warnt vor Fenster-Trick, der angeblich Heizkosten sparen soll

Bei manchen Fenstern aus Kunststoff soll es einen Sommer- und Wintermodus geben. Was hat es damit auf sich?
Bei manchen Fenstern aus Kunststoff soll es einen Sommer- und Wintermodus geben. Was hat es damit auf sich? Foto: GettyImages/Marina Gordejeva
Felix Mildner
Redaktionsleiter

17. November 2023, 13:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Fenster kann man bekanntermaßen öffnen, schließen und ankippen. Bei manchen gibt es jedoch noch eine zusätzliche Funktion, die sich „Wintermodus“ nennt. Es heißt, dass diese dabei helfen soll, Heizkosten zu sparen. myHOMEBOOK hat bei einem Experten nachgefragt, ob das wirklich stimmt.

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Um Heizkosten zu sparen, soll es sich lohnen, den „Wintermodus“ am Fenster einzustellen. Gemeint ist damit ein kleiner Zapfen, durch den man den Anpressdruck des Fensters erhöhen kann. Ein hoher Druck führt zu einem besser abgedichteten Fenster. Das bedeutet, dass sowohl die kalte Winterluft nicht nach innen als auch die warme Heizungsluft nicht nach außen gelangen kann. So zumindest in der Theorie. Tatsächlich kann man mit dem „Wintermodus“-Trick am Fenster Schaden anrichten, erläutert Handwerksmeister und Sachverständige für Bauschäden Ulrich Opitz gegenüber myHOMEBOOK.

Gibt es einen „Wintermodus“ bei Fenstern?

„Ich komme immer wieder zu Leuten, die sagen, mein Fenster ist undicht“, meint Opitz. Von dem ominösen „Wintermodus“ bei Fenstern hat er jedoch noch nie gehört. „Das kommt in der Regel bei Kunden auch nicht vor“, meint der Fachmann. Auch in seinem Experten-Kreis kennt kaum jemand diese Methode. Dennoch weisen viele Artikel im Netz auf den „Wintermodus-Trick“ hin. In diesen „Anleitungen“ wird ein Verdrehen der „Rollzapfen“ oder „Pilzzapfen“ beschrieben.

Mit dem Verstellen soll der Anpressdruck zwischen der Scheibe und dem äußeren Rahmen angepasst werden. Praktisch, könnte man meinen, um Zugluft zu stoppen und Heizkosten in der kalten Jahreszeit zu sparen. Doch Opitz warnt: „Wenn der Privatkunde selbst daran rumdreht, kann er mehr Schaden anrichten, als er Gutes tut.“ Zudem würde das im Umkehrschluss ja bedeuten, dass die Fenster im Sommer undicht wären, was nicht sinnvoll ist.

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„Wintermodus“ auf keinen Fall selbst einstellen

Der ominöse Wintermodus, der angeblich Heizkosten einsparen soll, hat jedoch einen anderen Hintergrund. „Eigentlich ist das dafür gedacht, schwächer werdende Dichtungen über die Zeit zu bringen“, erklärt der Experte für Bauschäden. Und generell sind laut Opitz undichte Fenster auch gar nicht das eigentliche Problem: „Wir haben ein Problem mit zu dichten Fenstern. Kondensat in der Raumluft führt zu Schäden, zum Beispiel Schimmel an den Wänden, wenn man nicht richtig lüftet.“ Die sogenannte „Infiltration“, also das Eindringen von Außenluft, war bei alten Holzfenstern ohne Dichtungen üblich und sorgte für einen kontinuierlichen Luftwechsel. Neue Fenster müssen laut Energieeinsparverordnung (EnEv) immer und zu jeder Jahreszeit luftdicht sein.

Wendet man den Wintermodus-Trick dennoch an, entsteht ein unterschiedlicher Anpressdruck – mit negativen Folgen. „Dann kann es passieren, dass die Dichtungen über den Winter Schaden nehmen“, weiß Opitz. Von zusätzlich oder nachträglich eingeklebten Dichtungen rät er ebenso ab. Auch diese Praxis sei für die Fenster auf lange Sicht schädigend. „Ich belaste zusätzlich meine Bauteile am Fenster. Wenn dann Schäden zum Beispiel an den Bändern entstehen, ist es mein eigenes Verschulden, die Industrie verkauft das gerne.“ Generell rät er: „Einstellungen am Fenster sind nur vom Fachmann durchzuführen!“

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Hinweis: Mieter sollten zudem auch aus mietrechtlichen Gründen keinerlei Anpassungen an den Fenstern durchführen. Denn die Fenster sind Teil der vermieteten Wohnung, der Vermieter muss sich also um die Instandhaltung kümmern.

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Wie erkennt ein Profi undichte Fenster?

In manchen Fällen berichten auch die Kunden von Opitz, ihre Fenster seien undicht – aber eigentlich geht es um etwas anderes. Dahinter steckt ein physikalisches Phänomen. „Wenn ich mit einem Thermometer die Raumtemperatur und das Fenster messe, und der Unterschied ist größer als drei Grad, entsteht eine sogenannte Konvention (Wärmeströmung, Anm. d. R.). Die kalte Luft ist schwerer und fällt vor dem Fenster herunter“ erklärt Opitz. „Es fühlt sich dann an, als ob es zieht, weil das Fenster kälter ist.“ Wenn ein Fenster zusätzlich mit Vorhängen zugehängt ist, kann sich dieser Bereich nicht erwärmen und dieser Effekt verstärken.

Ein wichtiges Anzeichen, um ein undichtes Fenster zu erkennen, hat mit der Temperatur jedoch gar nichts zu tun: „Ein undichtes Fenster erkenne ich immer zuerst daran, dass der Straßenlärm eindringt.“ Denn eine unzureichende Dichtung führt immer auch zu einer höheren Lärmbelastung, die auch ohne Thermometer oder flackernder Kerzenflamme vor dem Fenster schnell erkennbar ist.

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