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Wohnen auf dem Hausboot – Romantik pur oder Kostenfalle? 

Hausboot: Ein Hausboot am Kanalufer
Schwimmender Wohntraum oder Loch ohne Boden – Wohnen auf einem Hausboot hat zwei Seiten Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

24. Februar 2022, 17:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Wohnen auf einem Hausboot – das klingt nach Romantik pur. Die individuelle Wohnform hat jedoch ihren Preis. Zudem muss man einiges beachten. Wer allerdings nicht dauerhaft auf dem Boot lebt und es an Touristen vermietet, kann Geld sparen.

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Vielerorts wird Wohnraum immer knapper. So mancher liebäugelt deshalb mit einem Hausboot oder schwimmendem Haus als neues Domizil. Aber nicht überall kann man einfach aufs Wasser umziehen. In Berlin werden grundsätzlich keine neuen Genehmigungen zum dauerhaften Festmachen auf den Wasserstraßen erteilt. In Hamburg wiederum stehen die Chancen besser, eine Genehmigung zu ergattern. Was viele an der individuellen Wohnform lockt, ist die Nähe zur Natur. Die besten Anlegeplätze liegen zudem oftmals zentral. Was auch zählt, ist die Flexibilität. Mit einem motorisierten Hausboot ist man mobil und kann sich auf dem Wasser fortbewegen. Doch die Romantik hat ihren Preis.

Hausboot ist nicht gleich Hausboot

Hierzulande werden Hausboote generell in zwei Kategorien eingeteilt. „Wir unterscheiden in Hausboote und schwimmende Häuser“, bestätigt auch Marie Gest von der Plattform Floating Houses. Für bewohnbare Boote, schwimmende Häuser oder Tiny Houses auf dem Wasser mit einem festen Liegeplatz gelten eine Vielzahl an Auflagen. „Sie können das ‚floating house‘ im Prinzip ganzjährig nutzen, wenn die Marina Strom und Wasser ganzjährig zur Verfügung stellt“, erläutert Hausboot-Expertin Gest.

Hausboote, die während des ganzen Jahres bewohnbar sind, müssen die Bauauflagen der zuständigen Kommune erfüllen. Ein Bebauungsplan ist oftmals mit bürokratischen Hürden verbunden. Als ganzjährig bewohnbar gelten unter anderem Hausboote mit Warmwasser-Versorgung und Heizung. Für die Auflagen spielt mitunter auch die Wärmedämmung eine Rolle.

Auflagen muss auch ein Hausboot erfüllen, das überwiegend auf dem Wasser umherfährt, an unterschiedlichen Häfen anlegt und keinen festen Liegeplatz besitzt. Prinzipiell wird solch ein Hausboot von den Behörden ähnlich wie ein Sportboot behandelt. Für diesen Bootstyp gelten meist wenige oder keine baulichen Auflagen. Der Haken: Auf deutschen Wasserstrecken gibt es nicht viele Anlegeplätze für große Hausboote. Zudem braucht man für ein fahrbares Hausboot einen Bootsführerschein.

Kann man einfach auf einem Hausboot wohnen?

Dauerhaft kann man in Deutschland nur sehr begrenzt auf einem Hausboot wohnen. Die meisten zuständigen Behörden sehen es gar nicht gerne, wenn man das ganze Jahr an derselben Stelle auf dem Boot verbringt. Übrigens fühlen sich auch viele Nachbarn an Land von Hausbooten schnell genervt. Die Angst: Der Blick kann verstellt werden, Wasserverschmutzung, Vermüllung oder Lärmbelästigung könnten drohen. Eine Zulassung zum Anliegen und eine Meldeadresse wird daher in den wenigsten Fällen erteilt. Und beides ist Voraussetzung zum dauerhaften Wohnen auf dem Hausboot.

Laut Gest sollte man beim Wohnen auf einem Hausboot auch ein paar Kompromisse eingehen. „Das Platzangebot ist in der Regel geringer als an Land. Es gibt keinen Keller und keinen Dachboden, somit fallen einige Stauraummöglichkeiten weg. Trotzdem gibt es den ein oder anderen Interessenten, der sein Einfamilienhaus am liebsten verkaufen und auf ein Hausboot ziehen möchte.“ Aber was kostet eigentlich ein Hausboot? Gest erklärt, der Kaufpreis könne mit einem Einfamilienhaus verglichen werden. „Je nach Typ, Ausstattung und Standort variieren die Kosten“, sagt die Expertin.

Ist ein Hausboot steuerlich absetzbar?

Tatsächlich kann ein Hausboot für den Besitzer Steuervorteile bringen, wenn er es überwiegend an Urlauber vermietet. Laufende Kosten, zum Beispiel für Liegeplatz und Wartung, können dann als Betriebskosten steuerlich abgesetzt werden. Um sich keinen Ärger mit dem Fiskus einzuhandeln, sollte man das an Feriengäste vermietete Hausboot selbst nur bis zu zehn Prozent nutzen. Neben dem Steuervorteil lohnt sich auch die Vermietung. Je nach Größe und Ausstattung verlangen Eigentümer oftmals einen Mietpreis zwischen 1000 und 2000 Euro pro Woche.

Kosten für den Liegeplatz

Viele Experten raten, einen geeigneten Liegeplatz zu suchen, bevor man sich ein Hausboot zulegt. Das ist allerdings nicht ganz einfach, kostet dafür umso mehr. Ralf Günther vom deutschen Hausboot-Verband erklärt: „Liegeplätze sind vor allem in Großstädten heiß begehrt. Wer einen Platz ergattert hat, muss für die Miete viel Geld berappen. Letztlich kommt es bei einem Liegeplatz auf Meter und Länge des Hausbootes an. Der Platz für ein Hausboot kann in guter Lage viel Geld kosten.“

Die Preise für einen ausgewiesenen Liegeplatz schwanken stark. Vor allem in begehrten Lagen mit wenigen Liegeplätzen muss man mehr Geld einplanen. „Ab und zu gibt es in bestehenden Häfen auch die Chance einen Liegeplatz zu bekommen. Die Liegeplatzgebühr ist standortabhängig und liegt circa zwischen 4000 und 8000 Euro pro Jahr“, weiß Gest. Liegeplätze für das dauerhafte Wohnen in einem Hausboot bieten mitunter auch Yachthäfen oder Marinas an. Allerdings gilt: Je größer das Boot, desto schwieriger findet man auch hier einen geeigneten Liegeplatz. „Einen Liegeplatz beispielsweise am Kanzleramt zu bekommen ist unrealistisch“, sagt die Hausboot-Expertin.

Die behördliche Genehmigung ist teuer

Hinzu kommen Kosten für das Genehmigungsverfahren. Und die schlagen mitunter richtig zu Buche. Bis es ein Okay von den zuständigen Behörden gibt, können oftmals zwei bis fünf Jahre ins Land gehen. Warum das Verfahren mitunter so lange dauert, liegt auch an den vielen Ämtern und Behörden, die ein Wörtchen mitzureden haben. Neben Bezirksamt können Behörden für Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklung, Tourismus und Wirtschaft ihren Daumen für das Hausboot heben oder senken. An Kosten laufen über die Jahre dann schnell bis zu 50.000 Euro an.

Richtig teuer kann ein dauerhafter Liegeplatz an einem Ufergrundstück werden, das man erworben hat. Der Fiskus verlangt dann zusätzlich Grundsteuer und Grunderwerbssteuer. Diese Steuerbelastung fällt jedoch weg, wenn man sein Hausboot an einem gepachteten Liegeplatz, zum Beispiel im Yachthafen, festmacht.

Auch die Instandhaltung geht schnell ins Geld

Viele Yachthafen-Betreiber verlangen, dass das Boot durch eigene Handwerker oder in der Werft des Hafens gewartet wird. Ob das der Fall ist und was das kosten kann, sollte unbedingt vor Abschluss eines Mietvertrages geklärt werden.

Nicht nur der Zahn der Zeit, auch Wasser und Witterung nagen unerbittlich an einem Hausboot. Vor allem ältere oder zum Hausboot umgebaute Boote sind anfällig für Korrosion und Rost. Auch kleine Reparaturen und Wartungsarbeiten, die man als Hausbootbesitzer eigentlich das ganze Jahr über selbst vornimmt, gehen ins Geld. Für Ersatzteile, Werkzeug und Materialien werden dann bis zu 5000 Euro pro Jahr fällig. Ist ein Kamin verbaut, muss dieser regelmäßig gewartet werden. „Ebenso ist jährliche Wartung der Luft-Luftwärmepumpe empfohlen“, ergänzt Gest.

Auch interessant: Wohnen im Tiny House – die Vor- und Nachteile

Nebenkosten wie Strom, Wasser und Müll nicht vergessen

Auch die Nebenkosten sind ein echter Kostenfaktor. Die Versorgung mit Strom und Wasser und die Entsorgung von Abwasser müssen gewährleistet sein. Und auch eine volle Tankfüllung kann richtig teuer werden. Ist das Hausboot am Liegeplatz im Yachthafen an das Strom- und Wassernetz angeschlossen, kann der Hafenbetreiber die Kosten wie in einer Nebenkostenabrechnung für Mietwohnungen berechnen. Hinzu kommen noch Extra-Ausgaben für die Müllentsorgung – es sei denn, die Gebühr ist schon in der Miete für den Liegeplatz einberechnet. Für die Neuerschließung von Leitungen für Strom, Wasser und Gas können je nach Länge und Zugang rund 100.000 Euro fällig werden.

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Versicherung für das Hausboot

Ohne die geeignete Versicherung sollte man nicht in See stechen. Viele Yachthafen-Betreiber, aber auch kreditgebende Banken verlangen eine Absicherung des Hausbootes. Eine Police für Hausboote ähnelt Kombination aus Kasko- und Wohngebäude-Haftpflichtversicherung. Zusätzlich kann eine Hausratversicherung abgeschlossen werden. Für einen umfassenden Versicherungsschutz können jährliche Kosten ab 1000 Euro anfallen. Je nach Bootstyp, Größe und für ein motorisiertes Hausboot, wird es jedoch schnell deutlich teurer.

Themen Immobilien
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