22. Juni 2022, 20:58 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Apps gibt es mittlerweile für die verschiedensten Lebensbereiche. Da liegt es nahe, dass kluge Köpfe auch für Hobbygärtner Apps programmiert haben. Ob diese auch tatsächlich bei der Pflege von Pflanzen helfen können, testet myHOMEBOOK.
Pflanzenliebhaber und Naturbegeisterte haben gewiss schon mal Gewächse gesehen, bei denen sie nicht wussten, um welche es sich handelt. Besonders ärgerlich ist das, wenn man jene Pflanze auch im eigenen Garten kultivieren möchte. Ein Lexikon der Flora hat kaum jemand dann parat – oder doch? Vielleicht nicht als klassisches Buch, sondern als eine Pflanzen-App auf dem Handy. Ein Test, ob die kostenlosen Apps halten können, was sie versprechen
App 1: „Picture This“
Mit mehr als 10 Millionen Downloads im Google Play Store ist „Picture This“ eine der beliebtesten Pflanzen-Apps zur Identifizierung von Pflanzen. 17.000 Pflanzenarten soll die App mit einer Genauigkeit von 98 Prozent bestimmen können. Zudem verspricht sie, hilfreiche Pflegetipps zum Gärtnern geben zu können. Erhältlich ist die App für Android und iOS.
Der Test
Pflanzen bestimmen: Mit der Funktion „Erkennen“ kann man Pflanzen identifizieren. Dafür muss man keine Merkmale angeben, sondern einfach ein Foto der Pflanze machen. Anschließend erhält man drei Auswahlmöglichkeiten. Für den getesteten Zierpfeffer (Peperomia polybotrya) standen folgende Pflanzen zur Auswahl: Ufopflanze (Pilea peperomioides), Fleischige Peperomie (Peperomia obtusifolia) und Rundblättrige Peperomie (Peperomia rotundifolia). Die Ufopflanze wird oft mit dem gesuchten Zierpfeffer verwechselt, letztere Pflanzen zählen ebenfalls zum Zierpfeffer, sind aber nicht die gesuchte Pflanze. Als vierte Möglichkeit kann man die Pflanzen per Suchmenü bestimmen. Für die identifizierten Pflanzen zeigt die App Merkmale und Pflegetipps an.
Die zweite Test-Pflanze, Chrysanthemen (Chrysanthemum), wurde unter den Auswahlmöglichkeiten als zweites richtig angezeigt. Auch hier gilt es, die Bilder zu vergleichen und auf diese Weise die richtige Pflanze zu finden.
Pflanzen richtig pflegen: Bereits bestimmte Pflanzen kann man unter „Mein Garten“ speichern. Für diese kann man zudem unter „Erinnerungen“ einstellen, wie oft die Pflanzen gegossen und gedüngt werden sollten. Ist man sich unsicher, kann man sich an den Pflegetipps orientieren und so die Erinnerung von täglich bis alle 30 Tage einstellen.
Krankheiten bestimmen: Mithilfe der Funktion „Diagnose“ lassen sich Pflanzenkrankheiten bestimmen. Zuvor wird einfach erklärt, was man dafür tun muss: Erkrankte Pflanzen fotografiert man dreimal – einmal die komplette Pflanze und zwei Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln vom Schadbild. Das Ergebnis erhält man durch die automatische Diagnose sofort. Neben der korrekten Bezeichnung erhält man einen Lösungsvorschlag und Maßnahmen, um der Krankheit in Zukunft vorzubeugen. Die getesteten Krankheiten Blattfleckenkrankheit, Kartoffelfäule und die Mehlige Apfelblattlaus wurden jedoch nur teilweise richtig diagnostiziert. Die Kartoffelfäule wurde als Braunfleckenkrankheit angezeigt, die Laus als Blattrollkrankheit. Nur die Blattfleckenkrankheit konnte richtig bestimmt werden.
Fazit
„Picture This“ überzeugt mit einem ansprechendem Design und vielen Funktionen. Neben der Pflanzenbestimmung und der Diagnose gibt es die Möglichkeit, Unkraut zu erkennen und Insekten oder Vögel zu bestimmen. Zudem kann man sich gesondert anzeigen lassen, ob Pflanzen für Haustiere giftig sind – ein klarer Bonus für alle Tierbesitzer.
Leider konnte die App teilweise weder die Pflanzen noch die Test-Krankheiten richtig identifizieren. Negativ fällt zudem auf, dass man sich (kostenlos) registrieren muss, um die App nutzen zu können. Außerdem braucht man IDs, um Fotos von den Pflanzen zu machen und diese bestimmen zu können. Indem man die App mit Freunden teilt, an einem Glücksrad dreht oder die VIP-Version kostenpflichtig abonniert erhält man weitere IDs. Das bedeutet, dass man nur wenige Pflanzen kostenlos identifizieren kann. Für 19,99 Euro im Jahr kann man die VIP-Version kaufen. Durch diese erhält man eine exklusive Beratung und Schritt-für-Schritt Anleitungen für die eigenen Pflanzen.
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Pflanzen-App 2: „Plantix“
Ebenfalls über 10 Millionen mal installiert wurde der digitale Pflanzendoktor „Plantix“. Die App verspricht, Schädlinge und Krankheiten per Foto zu erkennen, Krankheiten in der Region zu melden, Kultivierungstipps, Auskünfte über das Wetter und eine große Community zum internationalen Chatten. Die App ist für Android und iOS erhältlich.
Der Test
Bevor man Krankheiten und Schädlinge bestimmen kann, fragt die Pflanzen-App nach den Pflanzen, für die man sich interessiert. Insgesamt kann man acht auswählen. Als Nächstes kann man angeben, wie man diese anbaut, zum Beispiel im Garten, in Pflanzgefäßen oder auf dem Feld.
Krankheiten bestimmen: Um eine Krankheit oder einen Schädling zu erkennen, kann man eine betroffene Pflanze fotografieren oder ein Bild aus der Galerie auswählen. Die Test-Krankheit (Mehlige Apfelblattlaus) hat die App sofort erkannt. Angegeben wird, bei welchen Pflanzen die Krankheit auftreten kann und wie man die Schädlinge organisch oder chemisch bekämpfen kann. Auch die zweite Test-Krankheit (Kartoffelfäule) wurde richtig erkannt.
Ist man mit dem Ergebnis unzufrieden, dann findet man unter „Community“ einen Bereich, um sein Problem zu teilen und Hilfe zu finden. Hier kann man international mit anderen Hobby- und Profigärtnern chatten.
Pflanzen richtig pflegen: Für die zuvor ausgewählten Pflanzen kann man jeweils berechnen, wie viel Dünger man benötigt. Ebenfalls werden häufige Krankheiten und Schädlinge samt Behandlungstipps angezeigt. Pflegetipps erhält man für Kartoffel, Tomate und Co., wenn die App auf den Standort zugreifen darf. Doch das lohnt sich: Die Pflegetipps werden, aufgeteilt in „Aufgaben“ und „Phase des Anbaus“, übersichtlich dargestellt und genau erklärt. „Plantix“ hilft dabei, das richtige Saatgut zu wählen, es korrekt zu pflanzen und sich in den kommenden Wochen richtig zu kümmern.
Fazit
Die App „Plantix“ ist ideal, um den Ertrag von Kulturpflanzen zu fördern. Mit einem cleanen Design und einfachen Erklärtexten ist sie ein Helfer für jegliche Pflanz- und Pflegebereiche. Positiv fällt auf, dass „Plantix“ zunächst auf organische Möglichkeiten verweist, um Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen. Ein großer Pluspunkt: Alle Funktionen sind kostenlos.
So hilfreich die App für Hobbygärtner ist, die Tomaten, Kartoffeln und Äpfel anbauen und ernten wollen, so bietet sie leider keine Informationen über Zierpflanzen. Auch die Anzahl möglicher Kulturpflanzen ist begrenzt. Ein weiterer Minuspunkt ist die Sprache. „Plantix“ ist in 18 Sprachen erhältlich, allerdings nicht in Deutsch.
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Pflanzen-App 3: „PlantNet“
Über 10 Millionen Nutzern und Nutzerinnen zufolge, ist auch „PlantNet“ eine beliebte App, um Pflanzen zu bestimmen. In Zusammenarbeit der Forschungseinrichtungen Cirad, INRA, Inria und IRD sowie des Vereins Tela Botanica entwickelt, soll die App das Identifizieren zahlreicher Pflanzenarten per Foto ermöglichen. Erhältlich ist „PlantNet“ für iOS und Android.
Der Test
Pflanzen bestimmen: Die Anwendung ist sehr simpel. Einfach ein Foto schießen, angeben was zu sehen ist (etwa Blüte, Frucht oder Blatt) und schon wird die Pflanze identifiziert. Die App zeigt mehrere Antwortmöglichkeiten an. Hier heißt es: Bilder vergleichen und entscheiden. Zudem zeigt sie an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es sich um die gesuchte Pflanze handelt. Die Gartenchrysanthemen wurden im Test richtig erkannt. Und auch der Zierpfeffer wurde richtig identifiziert. Informationen über die Pflanzen erhält man, indem man auf die jeweilige Wikipedia-Seite umgeleitet wird.
Weitere Funktionen: Gefundene Exemplare der Flora kann man ebenfalls entdecken. Nachdem man sich kostenlos angemeldet hat, kann man diese sogar kommentieren und sich so austauschen.
Fazit
„PlantNet“ ist ein DIY-Lexikon, mit dem man Pflanzen entdecken kann und eigenständig weitere Informationen und Details über die Arten eintragen kann. Präzise bestimmt es eine unbegrenzte Anzahl an Pflanzen. Obwohl die Pflanzen-App keine weiteren Funktionen aufweist, erfüllt sie zuverlässig alle versprochenen Aufgaben.